Whisper (German Edition)
ein. Es piepste.
„Jawohl“, rief Patrick aus, wobei sein Gesicht erstrahlte. „Standbybetrieb. Wir brauchen keinen Pin. Akku ist nahezu voll, eeeeh, du kennst nicht zufällig die Nummer von Six Soul?“
Jasmin schüttelte den Kopf. Himmel, es war zum Verrecken. Jetzt hatten sie ein Telefon, aber keine Nummer.
Aber so schnell gab Patrick nicht auf. Er schnappte sich den Koffer, hockte sich hin, legte ihn sich auf die Knie und öffnete die beiden Frontverschlüsse, die schnappend aufflogen. Als er den Deckel öffnete, leuchteten ihnen keine Messer entgegen, wie Jasmin zuerst gedacht hatte, sondern ein banaler Laptop, der in dem Koffer lediglich verpackt war.
„Yeah!“ Patrick ließ die Finger über die Tastatur gleiten. „That´s my life!“ Er schaltete den PC ein. Der Bildschirm erstrahlte in blauer Farbe.
„Kein Passwort? Ist ja stark! Die Typen scheinen sich hier sehr sicher zu fühlen!“
Jasmin beobachtete, wie sich die Dinge auf dem Bildschirm veränderten. Sie kannte das Betriebssystem ´Windows`, fand sich im Outlook zurecht, in der Textverarbeitung und wusste, wie man das Internet nutzte. Doch das, was sie jetzt sah, waren für sie böhmische Dörfer.
„Kennst du dich damit aus?“, fragte sie vorsichtig, während Patrick seine Finger über die Tastatur fliegen ließ.
„Computer sind überall auf der Welt gleich. Mit ein wenig englischer Fachsprache findet man sich überall zurecht. Mein Freund und ich haben gelegentlich gehackt, und sind auf interessante Seiten und Informationen gestoßen. Einmal haben sie uns fast erwischt. Wir mussten ganz schnell unsere Spuren verwischen. Aber das hier ist nicht so schwer.“ Er hob seinen Kopf, blickte an dem Auto hoch und warf dann einen Blick auf den Pferdetransporter.
„Die müssen hier irgendwo einen Schirm haben. Mit dem PC kann man via Satellit ins Internet. Eine reine, zwei Wege Satellitenverbindung. So sind wir von terrestrischen Leitungen unabhängig. Wir haben schönes Wetter und ich nehme an, dass dort oben auch ein geeigneter Satellit herumschwirrt. Zumindest hoffe ich das. Was wir jetzt brauchen, ist ein Schirm.“
Jasmin war aufgestanden. Suchend sah sie sich um. Vielleicht war ein Schirm noch im Auto und musste aufgebaut und angeschlossen werden, oder …
„Du, Patrick, auf dem Dach befindet sich ein kleiner Kasten. So, wie man es auf Wohnwägen oder Wohnmobilen sieht. Kann es sein, dass das der Schirm ist, den du suchst?“
Patrick griff nach einer Art Schlüssel, der neben dem PC im Koffer verstaut war, und hielt ihn in die Luft.
„Dann weiß ich jetzt auch, für was diese Fernbedienung ist“, und drückte auf einen Knopf. Mit einem leicht surrenden Geräusch öffnete sich der Kasten auf dem Autodach und ein kleiner Schirm wurde ausgeklappt, richtete sich nach oben, drehte sich kurz und blieb in irgendeiner Position stehen.
„Ist das genug Schirm für dich?“
Patrick hob den Daumen. Perfekt.
Wieder ließ er seine Finger über die Tastatur springen, wartete und beobachtete den Bildschirm. Erst nach einer Weile zog sich ein Lächeln über sein gesamtes Gesicht. Abermals hob er den Daumen.
„Wir sind drin“, lachte er, „die Verbindung steht. Und jetzt googeln wir die Nummer von Six Soul.“
Jasmin hockte sich zu ihm und beobachtete, wie er nach der Homepage von Six Soul suchte, sie im Handumdrehen fand und über den Kontaktbutton an die Telefonnummer kam. Lachend sahen sie sich an.
„Manchmal ist es gar nicht verkehrt, zumindest ein bisschen ein PC-Junkie zu sein, oder?“
Jasmin schlug ihm auf die Schulter. Schnell hatte Patrick nach dem Telefon gegriffen und gab die Nummer ein. Es dauerte etwas länger, aber schließlich hatte er ein Freizeichen. Endlos ließ er es klingeln, mindestens zwanzig Mal, aber niemand hob ab.
„Mist!“, fluchte er und ließ das Telefon sinken. „Wen können wir noch anrufen? Hat die Singing Bird Ranch ein Telefon?“
Jasmin seufzte enttäuscht. Natürlich hatten sie ein Telefon, aber auch die Nummer kannte sie nicht. Wie auch? Bisher war das Wissen dieser Nummer nicht wichtig gewesen.
„Versuch sie zu googeln. Bei uns gibt’s ein Internettelefonbuch. Vielleicht gibt es das hier auch. Gib Singing Bird Ranch ein. Vielleicht finden wir irgendwas. Google findet doch auch sonst alles.“
Patrick versuchte es. Er probierte verschiedene Stichwörter, doch Google förderte kein brauchbares Ergebnis zutage.
„Und jetzt?“ Laut sog er Luft in seine Lungen und hielt sie für eine Weile
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