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Whisper (German Edition)

Whisper (German Edition)

Titel: Whisper (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Kien
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Jasmin hatte kein geübtes Auge, doch die Sonne kam ihr ein wenig zu Hilfe. Das Chrom des Fahrzeuges, wahrscheinlich der Stoßstange, warf ein Gegenlicht und das Mädchen bemerkte das Funkeln. Flink rutschte sie vom Rücken der Stute.
    „Hast du …“
    Jäh hob das Mädchen ihren Finger zum Mund und gab einen deutlichen Zischlaut von sich. Patrick verstummte auf der Stelle und folgte ihre Handbewegung, vom Pferd zu steigen. Steif und wenig elegant sprang er zu Boden, nahm Tom am Zügel und trat auf Jasmin zu, die in den Wald hineindeutete.
    „Dort hinten“, flüsterte sie angespannt, „zwischen den dichten Büschen. Ich glaube, das steht ein Fahrzeug.“
    Patrick kniff die Augen zusammen, blickte in die angewiesene Richtung und konnte nach einer Weile auch die Lichtreflexion erkennen.
    „Und jetzt?“ Er zog an Toms Zügel und verhinderte damit, dass sich der Rappe an einem Baum kratzte.
    Jasmin deutete auf die Raben.
    „Sie verhalten sich still. Damit wollen sie uns warnen. Mit dem Fahrzeug ist etwas nicht in Ordnung, und trotzdem haben sie uns hierhergebracht. Wir sollten uns das Gefährt mal ansehen.“
    Patrick sah sie von der Seite her an.
    „Glaubst du wirklich, dass das eine gute Idee ist?“
    Jasmin trat einen Schritt zurück und blickte an Patrick auf und ab. Der Bursche maß mit Sicherheit gute 1.85 m, war schlank, nicht schmächtig, besaß breite Schultern, und die Konturen seiner Arme ließen darauf schließen, dass er nicht schwach war. Vermutlich hatte er im visuellen Fitnessroom trainiert.
    „Was!“ Ihr Blick war leicht abwertend. „Hat der Computerjunkie etwas die Hosen voll? Bei deinen PC - Spielen warst du vermutlich nicht so vorsichtig.“
    Patrick zog die Nase kraus.
    „Das war auch virtuell. Da kann mir nichts passieren. Bis auf Krämpfe in den Fingern war nichts Erwähnenswertes dabei. Aber das hier ist real.“
    „Ah!“ Jasmin schnippte mit den Fingern. „Willkommen in der Welt von heute. Kommst du jetzt mit, oder nicht?“
    „Sagte ich schon mal, dass du stur bist?“
    „Ja, glaube schon. Ist noch nicht so lange her!“
    Patrick seufzte auf und sah, wie Jasmin auffordernd nickte, während sie sich umdrehte. Der Bursch band noch schnell einen Zügel um das Sattelhorn, während er den anderen einfach fallen ließ. Warum er wusste, dass die beiden Pferde warten würden, entzog sich seiner Kenntnis. Er wusste es einfach, aber dieses Wissen erreichte sein Bewusstsein nicht, sondern funktionierte automatisch.
    Leise schlichen die beiden durch den Wald. Jasmin achtete sorgsam auf die Raben und Patrick ertappte sich dabei, es ebenfalls zu tun. Eine gewisse Furcht konnte er nicht verbergen und er bewunderte Jasmin, die sich dem Fahrzeug augenscheinlich ohne jeden Funken Angst immer weiter näherte. Wie mutig war er doch in der virtuellen Spielewelt gewesen, und wie weit hatte er sich doch der Wirklichkeit entzogen. Ein Zustand, der ihm erst jetzt so richtig bewusst wurde. Er nahm sich vor, noch während er durch die Büsche kroch und darauf wartete, dass etwas passierte, genau das zu ändern. Er wollte wieder in echt leben, nicht in einem virtuellen Raum.
     
    Die Kids kamen dem Fahrzeug immer näher. Nur noch ein paar Meter trennten sie von dem großen, grünen Pick Up, der vor einen Pferdetransporter gespannt war, dessen graue Farbe von Weitem nicht zu sehen gewesen war. Die Laderampe war verschlossen, aber Hufspuren und relativ frische Pferdeäpfel deuteten darauf hin, dass erst kürzlich Pferde ausgeladen worden waren. Jasmin und Patrick sahen sich beide um. Eine Zufahrtsstraße führte hier auf einen kleinen Parkplatz. Irgendwann hatte man einige Bäume entfernt und den Platz geschottert, sodass man sauber parken konnte. Ein Trampelpfad führte von dem Parkplatz weg in den Wald hinein.
    „Vielleicht sind wir der Zivilisation schon näher, als wir glauben“, raunte Patrick Jasmin zu, die nickte und ihm lediglich deutete, ihr zu folgen. Prüfend war der Blick, den sie den Raben zuwarf. Still saßen sie auf einem Ast und schienen vollkommen teilnahmslos. Jasmin kontrollierte nochmals ihre Umgebung, nachdem aber alles still war, wagte sie sich aus dem Wald heraus und trat auf das Fahrzeug zu. Patrick folgte ihr wie ein kleiner Hund.
    Die Ladefläche des Pick Ups war mit einer Plane zugedeckt. Einige Fliegen schwirrten auf, als Jasmin näher trat. Neugierig wie sie war, löste sie die Plane aus der Verankerung und schlug eine Ecke zurück. Entsetzt schrak sie zurück, als ihr ein

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