Whisper (German Edition)
den Pick Up und zog die Beine ein, als der Mann die Tür hinter ihr zuwarf.
Sie hörte, wie die beiden noch irgendwas diskutierten, konzentrierte sich aber nicht weiter darauf, sondern zog das Telefon aus ihrer Jackentasche. Hastig warf sie einen Blick hinaus. Die beiden Männer standen hinten am Fahrzeug. Einer sprach, während der andere das Gepäck verstaute. Jasmin blickte wieder auf das Telefon. Es funktionierte wie ein Handy. Die Nummer von Six Soul wusste sie nicht mehr, aber es gab eine Taste für Wahlwiederholung, welche die letzten fünf Nummern anzeigte. Mit zitternden Fingern drückte sie auf die Vorletzte und wartete, immer wieder nach draußen schauend, auf ein Freizeichen. Endlich kam der Ton.
„Bitte, bitte, bitte“, flüsterte Jasmin, während sie das Gerät krampfhaft festhielt. „Bitte, bitte heb ab.“
Noch ein Ton und noch einer. Himmel Herrgott …
„Kinsky!“
Jasmin atmete heftiger als gewollt aus. Sie musste schnell Informationen weitergeben und hoffen, dass alle richtig reagierten.
„Janina, ich bin´s Jasmin. Bitte, bitte hör mir jetzt genau zu“, flüsterte sie und betete inständig, Janina möge sie verstehen. „Ich sitze im Auto der Wilderer auf einem Parkplatz. Hier endet eine Straße, ein Trampelpfad führt in den Wald, der gut durchtreten ist. Ich weiß nicht wo genau. Das Auto ist ein grüner Pick Up mit grauem Pferdeanhänger. Die Männer wollen abhauen und mich irgendwo im Wald aussetzen. Patrick ist auch hier und die anderen sind in einer Jagdhütte …“ Sie bemerkte einen Schatten und drückte auf den roten Knopf des Telefons, der alles unterbrach. Schnell schoss sie das Gerät in die Rückentasche des Vordersitzes und stellte sich teilnahmslos. Wenn Janina clever war, würde sie die Info weitergeben. Irgendeiner würde wohl hoffentlich wissen, was zu tun war.
Die Fahrertür wurde aufgerissen. Der Mann, der sie zuerst noch ausgefragt hatte, klemmte sich hinters Steuer, während sein Partner noch an der Ladefläche zu tun hatte. Eine Chance? Vielleicht nur eine Klitzekleine, aber immerhin eine Chance. Jasmin rutschte auf dem Rücksitz weiter zur anderen Tür, jener, auf der Beifahrerseite. Bis der eine Kerl aus dem Auto geklettert und der andere über die Deichsel gesprungen war, konnte sie es vielleicht schaffen, in den Wald zu laufen und sich irgendwo zu verstecken. Es kam auf einen Versuch an. Jasmin rückte noch ein wenig hinüber. Der Mann beachtete sie nicht, sondern ließ den Motor an. Das Fahrzeug vibrierte kurz, lief aber dann leise und rund. Jasmin griff nach der Türschnalle, warf noch einen Blick auf den Fahrer. Jetzt!
Mit einer schnellen Bewegung zog sie am Hebel, drückte die Tür auf und sprang leichtfüßig hinaus. Ohne weiter auf die Männer zu achten, hechtete sie über den Parkplatz auf den Wald zu.
„He, bleib stehen … Shit!“ War alles, was sie noch hörte. So schnell, wie ihre Beine sie tragen konnten, jagte sie dem Wald entgegen, hörte Schritte hinter sich. Jemand nahm die Verfolgung auf.
„Bleib stehen, verdammtes Miststück“, brüllte ihr jemand nach, aber sie dachte gar nicht daran, auch nur eine Sekunde zu zögern. Erst als es knallte und sich eine Kugel neben ihr in den Boden bohrte, hielt sie inne. Man schoss auf sie? War man drauf und dran sie umzubringen?
„Bleib, verflucht nochmal, stehen, sonst ziele ich etwas genauer?“
Jasmin drehte sich um, sah beide Männer auf sich zu rennen. Einer von ihnen hatte ein Gewehr in der Hand. Angst machte sich in ihr breit. Und sie formulierte in ihrem Kopf nur einen Gedanken. Flucht! Über ihr krächzten die Raben, auf die sie allerdings jetzt keine Rücksicht nehmen konnte. Doch als sie fast neben sich ein tiefes Brummen vernahm, erschrak sie heftig, übersah eine Wurzel und knallte der Länge nach drüber. Automatisch versuchte sie sich mit den Händen abzustützen und spürten den heißen Schmerz durch ihre Arme rasen, als sie ihr Gewicht abfing. Jasmin rollte sich herum, setzte sich auf und zog ihre Hände an ihren Körper. Ihr wurde übel von dem Schmerz, der sie daran hinderte aufzustehen und weiterzulaufen. Die Männer kamen näher, Himmel, sie vernahm deren Schritte, den keuchenden Atem. Ihr Fluchtversuch … gescheitert? Jasmin zitterte am ganzen Körper, unfähig ihre Arme zu bewegen, geschweige denn Hände oder Finger zu gebrauchen. Angstvoll sah sie auf. Gleich würden sie kommen und sie wieder mit zum Auto schleifen, bis …
Ihr Herz blieb fast stehen, als sich
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