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Whisper (German Edition)

Whisper (German Edition)

Titel: Whisper (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Kien
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sie zu verstehen schien, irgendwie mit ihr kommunizierte und wusste, das sie ihn brauchte. Tom! Es war manchmal so einfach und doch wieder so schwer. Erst jetzt fiel es ihm auf. Erst jetzt, Himmel, beinahe, es hätte nicht viel gefehlt und Tom … Nein, er wollte nicht darüber nachdenken. Alles war gut. Es war alles gut.
     

22
     
    A ls Kino mit Jasmin zum Haus zurückkam, hatte sich fast die gesamte Belegschaft auf der Terrasse versammelt. Allen voran die Kids, die versuchten aus den Gesichtern zu lesen. Johanna war noch kurz an der Stalltür stehengeblieben und hatte sich das Bild eingeprägt, das sich ihr geboten hatte. Kino und Jasmin, keine Jugendliebe, kein Abenteuer. Dessen war sie sich sicher. Und sie dachte kurz daran, wie es bei ihr gewesen war. Sie hatte immer von der großen Liebe geträumt. Von einem Menschen, dem sie so tief vertraute, dass nichts in der Lage war, diese Liebe zu zerstören. Ein Mensch, der sie verstand und nie verletzte, auf sie Rücksicht nahm, wie auch sie Verständnis, Rücksichtnahme und Vertrauen erbringen wollte. Aber es war ganz anders gekommen. Sie hatte geheiratet, weil die Geschäftsverbindungen ihrer beider Eltern es so wollten. Sie hatte nie dieses tiefe Vertrauen verspürt, dass sie sich so sehr gewünscht hatte. Nie diese innige Liebe, die man nicht zu zerstören wagte. Sie war begehrt, ihr Name benutzt worden. Ihrer Mutter zuliebe hatte sie eingewilligt und lebte nun seit Jahren an der Seite eines Mannes, den sie respektierte, aber nicht wirklich liebte. Mittlerweile hatte sie sich an ihn gewöhnt. So sehr, dass sie ihn nicht mehr wegdenken wollte. Sie hatte sich gefügt, ihre Rolle nicht nur gut gespielt, sondern sie war zu ihrem Lebensinhalt geworden. Aber ständig war da der Wunsch gewesen. Nach der tiefen, innigen Liebe, die ihr nie zuteil werden würde. Und nun hatte sie die Chance gehabt, diese Liebe zu spüren. Man hatte versucht, das Band zwischen Jasmin und Whisper zu durchtrennen, es aber nicht geschafft, und nun wollte sie das, was zwischen Kino und Jasmin herrschte, noch besser verknoten, als es ohnehin schon der Fall war. Wenn Jasmin die Möglichkeit hatte, das zu spüren, was ihr selbst verwehrt worden war, so würde sie alles daransetzen, dass es auch passierte.
    Es war still. Jaro und David standen etwas abseits am Terrassengeländer. Kinsky hatte seine Frau im Arm, Stefan kümmerte sich um Janina, und wenn man ganz genau hinsah, konnte man selbst Manuel Devot erblicken, der seine Gestalt an den Türrahmen gelehnt hatte und sich vermutlich nicht recht erklären konnte, was sich im Moment vor seinen Augen abspielte. Er spürte die Spannung und Feindseligkeit ihm gegenüber genau, wusste, dass es hier um mehr ging, als um seinen Willen und seine Autorität. Er sah seine Frau vom Stall kommen, hinter ihr der junge Indianer mit seiner Tochter im Arm. Es war, als hätten die Menschen um ihn herum die Hebel des Schicksals in der Hand. Unweigerlich hob er den Kopf, als er das harte Krächzen eines Raben hörte.
    Die Kids fingen Kinos Blick ein, warteten. Würde er etwas sagen, ihnen ein Zeichen geben? Nur ein kleines Zeichen, ein ganz kleines, das würde schon reichen. Und es kam. Eine Bewegung, die jeder kannte, mit der jeder umgehen konnte, und die sofort mit tosendem Jubel angenommen wurde. Kino streckte die Hand aus und hielt den Daumen nach oben. Die Terrasse erbebte. Die Kids fielen sich mit lautem Kreischen und wildem Geschrei gegenseitig um den Hals und schrien ihre Freude ungehalten heraus. Jaro und David sahen sich nur einmal kurz an, während der alte Indianer trotz der Dunkelheit die Raben bemerkte, die dicht über ihre Köpfe hinwegflogen und in der Nacht verschwanden. Die Raben würden sie leiten, der Grizzly beschützen. Die Mächte hatten ganze Arbeit geleistet, um möglich zu machen, was passiert war.
    Susanna ließ sich von ihrem Mann in den Arm nehmen und auch Janina fiel Stefan um den Hals. Sämtliche Gebete dieses Abends waren erhört worden. Gegen diese Macht an Menschlichkeit konnte selbst Manuel Devot erst mal nichts ausrichten. Er sah den Blick seiner Frau, kannte ihren Gang, ihr Auftreten. Diesmal ging es nicht nach seinem Kopf, nach seinem Willen. Er brauchte keine weiteren Worte, um zu wissen, dass hier andere das Kommando übernommen hatten. Egal, wie sie es anstellten, Jasmin würde in Kanada bleiben, vermutlich irgendwann aus ihrer beider Blickwinkel verschwinden und in seiner Familie in Vergessenheit geraten. Von Anfang an

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