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Whisper (German Edition)

Whisper (German Edition)

Titel: Whisper (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Kien
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hatte. Und sie hatte diese Whisper verloren. Heute Morgen hatte sie geglaubt, auch das Kitz verloren zu haben, und Judiths blöde Bemerkung mit dem Abendessen hatte vermutlich diese heftige Fluchtreaktion ausgelöst. Jasmin versuchte verzweifelt nach etwas zu greifen, was ihr Halt gab, und kaum hatte sie etwas gefunden, nahm man es ihr wieder weg. Hätte er es gewusst, hätte er es bloß gewusst, er hätte das Kitz nie ohne ihr Wissen mitgenommen.
    Einmal mehr strich er ihr sanft übers Haar. Sie tat ihm leid. Er hätte so sehr gern mehr über diese Whisper erfahren, mit ihr darüber gesprochen. Vielleicht war sie eines Tages soweit, ihm zu vertrauen. Jedenfalls hatte er sich vorgenommen, seiner Eingebung in jedem Fall zu folgen. Er wollte sie nicht mehr allein lassen.
    Motorengeräusche ließen Kino aufhorchen. Er kannte den Motor des Pick Ups und wusste, dass sein Vater auf den Hof gefahren war. Aber er war nicht allein. Da war noch ein zweites Fahrzeug.
    „Ich komme gleich wieder“, meinte er leise und verließ den Verschlag, neugierig, wer zu Besuch kam.
    Als Kino vor die Stalltür trat, konnte er neben dem dunkelblauen Pick Up auch den grauen Jeep des Wildhüters Dan Willow erkennen. Irgendetwas bewegte sich auf der Ladefläche, schepperte mit den Beinen gegen die Radkästen und machte mehr Wirbel als notwendig war. Kino trat neugierig näher, als sein Vater aus dem Auto sprang, und ihm zuwinkte.
    „Komm her, hilf mir mal.“
    Auch der Wildhüter, ein großer, schlanker Mann, ebenfalls mit längeren, schwarzen Haaren, stieg aus seinem Auto aus und dabei bemerkte Kino, dass auch er nicht alleine war. Noch jemand stieg aus dem Fahrzeug.
    Jaro war auf die Ladefläche des Pick Ups gesprungen und legte eine Hand auf den Körper des Wesens, welches dort hilflos zappelte. Ein ängstliches, helles Muhen drang zu Kino, der an die Ladefläche herantrat, und auf das Kalb blickte, dem man Vorder – und Hinterbeine zusammengebunden hatte, um es besser transportieren zu können. Am hinteren rechten Schenkel zeigte sich eine tiefe Schusswunde.
    „Ich habe es auf der Nordweide gefunden“, schnaufte Jaro, da ihm das Kalb gerade einen Tritt verpasst hatte. „Wenn die Wilderer jetzt anfangen auf Weidevieh zu ballern, dann werde ich mir die Herrschaften persönlich vorknöpfen.“ Zornig schnappte er sich die Vorderbeine des sich wie wild wehrenden Kalbes. „Das ist übrigens Constable Ray Jaks,“ und deutete auf die Begleitung des Wilderers. „Vor einer Woche wurde ein Kind einer Wandergruppe angeschossen. Die Eltern haben behauptet, ein dunkles Fahrzeug, einen großen Pick Up, gesehen zu haben. Dan will mit dem Constable zu der Stelle reiten, wo Stefan die erlegten Wapitis gefunden hat. Vielleicht findet sich dort ein Hinweis.“
    Kino kannte Dan gut, weswegen er ihm freundlich zunickte und schließlich dem Polizisten gegenübertrat.
    „Hi“, grüßte der Beamte und reichte ihm die Hand. „Wir werden wohl in nächster Zeit öfter miteinander zu tun haben, denn die Wilderer übertreiben es langsam. Wird Zeit, dass wir sie endlich schnappen. Wäre dir sehr dankbar, wenn du dich melden könntest, solltest du bei deinen Ausflügen etwas Seltsames entdecken.“
    „Werde ich machen“, entgegnete Kino und nahm die dargereichte Hand entgegen. „Fast jeden zweiten Tag finden wir irgendwo einen Kadaver oder andere Überreste. Die Wilderer verbreiten nur Tod und Verderben und schrecken dabei, wie es scheint, vor nichts zurück.“
    „Hoffe, du hast ein gemütliches Pferd für mich“, meinte der Mann scherzend, wurde aber von dem Kalb abgelenkt, welches in heller Stimmlage herzzerreißend schrie.
    „Himmel“, hörte er seinen Vater schimpfen, der irgendwie versuchte, das wild strampelnde Tier zu beruhigen. „Hör auf zu treten, so kann ich dich nicht nehmen …“
    „Ich nehme an“, meinte der Constable weiter, lenkte seinen Blick wieder auf Kino, „dass …“ Aber er hielt inne. Sein Blick glitt an seinem Gegenüber vorbei, der kurz zögerte, dann aber dem Blick des RCMP Beamten folgte und die Luft anhielt, als er Jasmin an der Stalltür stehen sah. Sie hatte wieder ihre Kapuze über den Kopf gezogen, achtete darauf, dass die Ärmel gut über ihre Hände hingen, trat aber vorsichtig näher. Den Kopf, wie immer, leicht gesenkt, um Fremden jeden Einblick zu verwehren.
    „Jasmin“, entfuhr es Kino, was Jaro dazu veranlasste, sich kurz einzubremsen und aufzusehen. Etwas erstaunt richtete er sich auf der Ladefläche

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