Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Whisper (German Edition)

Whisper (German Edition)

Titel: Whisper (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Kien
Vom Netzwerk:
verschlossen war wie ein Grab, war das ein nahezu aussichtsloses Unterfangen.
    Etwas heftig brachte er das Fahrzeug in Bewegung und lenkte es vom Hof auf die Schotterstraße. Mehrmals blickte er zu dem Mädchen, welches starr aus dem Fenster blickte. Sie bewegte sich nicht, hatte wieder jenen Ausdruck, den niemand deuten konnte, und der so unbeweglich war, wie eine aus Marmor gemeißelte Statue. Gott, war es schlimm, sich nicht unterhalten zu können, sondern in tiefer Schweigsamkeit nebeneinanderzusitzen, besonders wo Kino in seiner derzeitigen Verfassung ein Gespräch gebraucht hätte. Er musste wohl oder übel darauf verzichten, aber er wagte sich zumindest eines. Vorsichtig holte er sich ihre Hand, nahm sie in die seine und hielt sie fest. Auch jetzt, keine Reaktion. Sie ließ ihn gewähren, ließ zu, dass er die Hand zu sich holte, sie mit seinen Fingern umschloss und sie sanft streichelte. Es wäre ihr durchaus möglich gewesen, ihre Hand tonlos zurückzuziehen. Er hätte sie nicht daran gehindert, aber sie tat es nicht, und allein für das dankte er ihr in alle Ewigkeiten. Es gab ihm derzeit so sehr viel.
     

5
     
    A uf Six Soul atmete man erst wieder beruhigt durch, als Kino mit Jasmin erschien. Nicht nur Susanna und Jonathan, auch die Jungs, Markus und Patrick, rannten auf das Auto zu, um sie zu begrüßen, während Stefan sich sogar das Recht herausnahm, sie warm zu umarmen.
    Jasmin hörte Dinge wie, „Du hast uns aber einen Schrecken eingejagt, einfach so abzuhauen“, wie „Gut, dass dir nichts passiert ist“, wie auch, „Mach das bitte nie wieder, wir haben alle geglaubt, die Bären würden dich fressen“. Nur die Mädchen hielten sich dezent zurück. Judith blieb stur vor ihrem Gästehaus stehen und hielt Christina und Edith allein mit ihrem Blick zurück. Es war ihr anzusehen, dass der Frieden noch lange nicht eingekehrt war, auch wenn Kinsky harte Worte gesprochen hatte. Als ob es Judith gegen den Strich gehen würde, dass Jasmin wieder aufgetaucht war.
    Susanna ordnete für Jasmin eine Dusche und Ruhe an. Noch immer waren Gesicht und Hals verschmiert, und jener Dreck, den sie sich heute Morgen noch im Wald geholt hatte, gab ihr endgültig das Aussehen eines Landstreichers.
    Die Jungs wurden ins Haupthaus beordert. Janina bekam die Leitung über das Mittagessen, wobei ihr die Mädchen helfen sollten. Lediglich Judiths Augen blitzten bei dieser Aufgabenverteilung, was aber von niemandem bemerkt wurde.
    Somit war Susanna frei für Jasmin, nahm das Mädchen, ohne groß nachzufragen mit, und verschwand mit ihr in Stefans Haus, wo sie sie zu allererst in ihr Zimmer bugsierte.
    „Hol dir frische Sachen“, ordnete sie auf mütterliche Art an. „Das Wasser ist warm. Ich werde dir eine Salbe holen, mit der du deine Füße einreiben kannst. Ich habe gehört, dass du dich wund gelaufen hast.“
    Jasmin folgte der Anweisung automatisch. Sie fischte neue Kleidung aus ihrem Schrank, schnappte nach einem Handtuch und wurde von Susanna ins Bad befördert. Die Frau ließ es sich nicht nehmen, das Wasser aufzudrehen und Jasmins Sweater mitzunehmen. Danach ließ sie sie allein. Irgendwie verstand Jasmin diese Sorge um sie. Sie schämte sich für ihren Ausrutscher und es war ihr zutiefst peinlich, alle so in Aufruhr versetzt zu haben, weil sie sich einfach nicht mehr im Griff gehabt hatte. Susanna, sie war so fürsorglich und es tat Jasmin leid, was sie getan hatte. Sie verspürte einmal mehr den Wunsch, etwas zu sagen, sich zu entschuldigen, und trotzdem blieben ihre Lippen verschlossen. Vielleicht würde es sich eines Tages ergeben, einfach nur „danke“ zu sagen, so wie … Schnell verbannte sie den Gedanken aus ihrem Kopf. Wer weiß, ob ihr diese Intuition im Stall bei dem Kitz nicht nochmal zum Verhängnis werden würde.
    Im Haupthaus nahm Kino Stefan etwas beiseite, während Kinsky Janina half, den Tisch zu decken. Die Jungs feixten und blödelten, während sie sich um die Getränke kümmerten. Von den Mädchen fehlte noch jede Spur.
    „Sag, Stefan, hast du den Namen „Whisper“ schon mal gehört?“
    Der Angesprochene sah seinen Freund groß an, während er die Stühle ordentlich zum Tisch stellte, schüttelte aber den Kopf.
    „Nein, wieso?“
    Kino überlegte kurz, ob er ihm sagen sollte, was heute vorgefallen war, und entschied dafür, dass er einen Verbündeten benötigte.
    „Jasmin hat mir diesen Namen … gesagt.“
    Zuerst reagierte Stefan nicht wirklich, doch dann stockte er, wandte sich

Weitere Kostenlose Bücher