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Whisper (German Edition)

Whisper (German Edition)

Titel: Whisper (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Kien
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erfahren. Sie war niemand, die noch nie mit Pferden zu tun gehabt hatte. Definitiv nicht.
    Kino war stolz auf sie. Bereits gestern hatte er den Schmerz in ihren Augen gesehen. Was immer in ihr vorgegangen war, für sie war es keinesfalls angenehm. Er ahnte, dass Vieles mit dieser ´Whisper` zusammenhing und er hoffte inständig, Jasmin würde ihm eines Tages von Whisper erzählen. Zwei Worte! Einfache zwei Worte! Bitte Jasmin, lass es mehr werden. Vielleicht ein Drittes, ein Viertes … ein Satz, dann mehrere Sätze und irgendwann, die ganze Geschichte.
    Kino nahm Toms Zügel an sich und deutete auf die Wiese neben dem Reitplatz.
    „Wir lassen die anderen im Viereck in Ruhe und bleiben auf der Wiese“, meinte er leise. „Dann sind wir niemandem im Weg.“
    Diesmal wartete er auf keine Reaktion, sondern nahm sie einfach wieder bei der Hand, sanft aber bestimmt, sodass Jasmin gar keine andere Wahl hatte, als ihm zu folgen. Dabei bemerkte er, wie die beiden Raben über ihre Köpfe hinwegflogen und einen Platz in den Bäumen suchten, die genau auf jener Wiese standen, auf die sie zuhielten. Was wollten sie sagen? Was mitteilen? Wollten sie Jasmin helfen oder sie lediglich im Auge behalten? Gab es einen Grund, warum die Raben in ihrer Nähe waren? Jasmin schien die Tiere offensichtlich nicht zu bemerken.
    Ein Trugschluss.
    Jasmin hatte sie bemerkt und erkannt. Sie wusste sofort, dass es jene beiden Raben waren, die ihr schon im Wald gefolgt waren, und die ihr vielleicht mit kleinen Zeichen den Weg zu dem Kitz gezeigt hatten. Jasmin hatte keine Angst vor ihnen. Sie fand es lediglich etwas merkwürdig, doch augenblicklich hatte sie keine Zeit, weiter darüber nachzudenken.
    Kino stand im Begriff, Tom auf besagte Wiese zu führen, doch als er sie betreten hatte, spürte er, wie Jasmin ihm ihre Hand entzog und sich weigerte weiterzugehen. Kino drehte sich zu ihr um und bemerkte, wie sie vor Tom zurückwich. Ihr Blick hatte sich verändert. War er zuvor noch ruhig gewesen, mit diesem ewig matten Schein darin, so strahlte ihm jetzt wieder der gesamte Kummer entgegen, den er am Tag zuvor schon beobachtet hatte. Jasmin trat noch einige weitere Schritte zurück und stand davor umzudrehen und davonzulaufen. Kino erkannte es, war mit ein paar wenigen Schritten bei ihr, um wieder nach ihrer Hand zu greifen.
    „Was ist los?“, fragte er ruhig. „Angst?“
    Jasmin brachte es fertig, den Kopf zu schütteln. Ein kaum merkliches Zittern hatte ihren Körper ergriffen. Sie kämpfte mit ihrer Beherrschung. Was immer es war, es kontrollierte sie mit Macht, hatte ihr Handeln bestens im Griff. Nein, es war nicht das Pferd selbst, vor dem sie Angst hatte. Sie hatte keine Angst vor Pferden, dazu ging sie zu sicher mit ihnen um. Sie hatte Angst vor dem, was man mit ihnen tat. Dabei glaubte Kino zu wissen, dass sie reiten konnte. Wie gut, würde sich vielleicht erst herausstellen müssen, aber anhand der Tatsache, wie sie den Sattelgurt befestigt und Tom aufgezäumt hatte, war sie es auch gewohnt zu reiten. Wahrscheinlich sogar besser als alle anderen.
    Kino strich ihr über den Oberarm. Ihr Blick war flehend, das „bitte nein“, brauchte sie nicht auszusprechen. Das hörte er auch so. Doch diesmal wollte er nicht ganz so schnell aufgeben. Er hatte etwas. Etwas, was er vielleicht benutzen konnte. Etwas, was diese Reaktion vielleicht verursachte. Er musste es nur versuchen.
    „Kann Whisper dir helfen?“
    Die Worte trafen wie eine magische Formel. Whisper!
    Jasmin atmete zitternd durch und senkte den Kopf. Whisper! Das Bild der alten Stute kam vor ihr geistiges Auge. Sie hatte geschworen, nie wieder ein anderes Pferd zu reiten. Nie wieder Pferde in ihr Leben, geschweige denn in ihr Herz zu lassen, denn wenn sie gingen, … es tat so ungemein weh. Und genau dieses Gefühl legte sich jetzt in ihre Brust und bewachte jeden Herzschlag. Es tat verdammt nochmal weh, etwas zu verlieren, was man so sehr liebte.
    Jasmin atmete tief durch. Sie bemerkte die Tränen in ihren Augen nicht, als sie die Gestalt der alten Stute vor sich sah. Sie war durch die Wiese gegangen, direkt auf sie zu, hatte mit ihr gesprochen, sie getröstet und ihr die Welt gezeigt, in der sie jetzt lebte. Whisper war glücklich in dieser Welt, das hatte sie gesagt. Und sie hatte Jasmin gebeten, ebenfalls glücklich zu sein, sich nicht mehr an sie zu klammern. Klammerte sie? Whisper war doch gar nicht mehr da. Wie konnte man sich an jemanden klammern, der nicht mehr da

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