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Whisper (German Edition)

Whisper (German Edition)

Titel: Whisper (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Kien
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    Die Six Soul Ranch gab es schon, seit er denken konnte. Susanna und Jonathan Kinsky hatten es zuerst mit der Rinderzucht und mit der Vermietung ihrer drei Gästehäuser an Kurzzeitaussteiger versucht. Sie waren zwar nicht wirklich daran gescheitert, sondern mehr dem Wink des Schicksals gefolgt, der ihnen dazu verholfen hatte, aus der ehemaligen Happy Day Farm, die Six Soul Ranch werden zu lassen. Ein Ehepaar aus Deutschland war mit ihren vier Kindern auf Urlaub bei den Kinskys gewesen. Kinder, verwöhnte Fratzen, ungezogen bis zum Umfallen und Eltern … hoffnungslos überfordert. Also hatte Kinsky die Eltern mit Jaro in die Berge geschickt und war bei den Kindern geblieben. Mit der Erlaubnis der Eltern hatte er Regeln aufgesetzt und sie durchgezogen. Dass am ersten Abend gleich zwei Kinder in den Teich geflogen waren, hatte er verheimlicht.
    Die Eltern bekamen Kinder zurück, die nicht nur gelernt hatten, Grenzen zu beachten, sondern auch Regeln zu befolgen und Arbeit zu sehen. Von da an ging das eine in das andere über. Die Eltern erzählten von der Ranch in Kanada, gaben Interviews und im Nu wandelte sich das Geschehen auf Six Soul. Es wurde der Rettungsanker für Kids, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, ihre Eltern und ihr Umfeld zu terrorisieren. Die Wildnis, die damit verbundene Arbeit, und die Kinskys selbst machten aus diesen Kindern wieder brauchbare Erdenbürger. Der Erfolg blieb nicht aus. Die Familie konnte sich über Buchungen nicht beklagen. Es gab immens viel Arbeit, und als Bobby das Licht der Welt erblickte, war es für Susanna und Jonathan klar, dass sie Hilfe benötigen würden, weshalb Janina kam. Man hatte die in Washington groß gewordene Deutschstudentin in Hamburg regelrecht gefunden und mitgenommen. Eine Bereicherung, wie sich schnell herausstellte, denn Janina setzte ohne Kommentar sofort um, was man ihr sagte. Man sah der zierlichen Person gar nicht an, wie hart sie durchzugreifen imstande war. Und jetzt gab es auch noch Stefan, einen Expflegling, dessen Herz in Kanada hängen geblieben war.
    All diese Stadien hatte Kino durchlebt, denn er und sein Vater pendelten ständig zwischen Six Soul und der eigenen Ranch hin und her. Die Rinderzucht lief mittlerweile besitzübergreifend und die Pferdezucht, zusammen mit der Ausbildung der Tiere, wurde allein von Kino vorangetrieben, da es sich herausgestellt hatte, dass er den besten Pferdeverstand besaß. Stefan wollte ihn unterstützen, sofern er nicht mit den Jugendlichen beschäftigt war. Die beiden Höfe funktionierten, weil es zwei Familien gab, die sich gegenseitig halfen, einander vertrauten und füreinander einstanden.
    Die weitläufige Umgebung rund um die beiden Höfe war Kinos Gebiet. Er kannte jeden Winkel, fand normalerweise jede verlaufene Kuh und fühlte sich befreit, wenn er allein durch den Wald streifen konnte. Er lauschte gern dem Geheul der Wölfe, wenn sie sich zur Jagd sammelten, hielt dem Berglöwen die Daumen, wenn er ihn pfauchen hörte, und wusste sich auch vorsichtig zu verhalten, wenn er einen Bären in der Nähe spürte. Schwarzbären oder Baribals sahen zwar groß und furchterregend aus, waren aber gegenüber zum Grizzlybären weitaus ungefährlicher. Bewegte man sich im angemessenen Abstand im Blickfeld des Bären, tolerierte er im Normalfall menschliche Anwesenheit. Kino hatte auch bereits mehrere Begegnungen mit Grizzlys. Für ihn waren Grizzlys mächtige, respekteinflößende Raubtiere, denen er gesonderte Achtung schenkte. Auf dem Pferd sitzend, würden sie wohl kaum einem Bären in die Pranken fallen. Sie machten schlicht zu viel Lärm.
    Kino folgte keinem genauen Weg, er folgte seinem Gespür. Auch wenn die Bäume rings um ihn die Sicht verdeckten, wusste er genau, in welche Richtung er sich zu bewegen hatte.
    Irgendwann wurde der Wald lichter. Bergwiesen mit bunten Wildblumen, abgegrenzt von großen Fels - und Steingebilden wichen dem dichten Baumbestand. Die Flächen zogen sich sanft durch das Gebirge, um irgendwo wieder von einem Wäldchen unterbrochen zu werden. Die Sonne streichelte zart über diese Unberührtheit, hinterließ eine goldene Farbe und zeigte deutlich, dass hier noch alles so war, wie es die Natur irgendwann einmal geschaffen hatte. Hier war nichts von Menschenhand gemacht oder geändert. Man konnte jene Wildnis riechen, wie niemand sie je sehen würde, wenn es Menschen wie Kino nicht gäbe.
    Irgendwo bei den Felsen stieg der junge Mann ab, band einen Zügel locker am Knauf des

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