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Whisper (German Edition)

Whisper (German Edition)

Titel: Whisper (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Kien
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„Wieso dürfen die beiden sich vergnügen, und wir sind dazu verurteilt, uns die Finger im Stall oder sonst wo schmutzig zu machen. Ich werde meine Fingernägel nie wieder so hinbekommen, wie sie gewesen sind.“
    Susanna konnte nur zart in sich hinein lächeln. So gern sie manchmal weich und freundschaftlich sein wollte, so verkehrt wäre es an dieser Stelle gewesen. Nach außen hin wurde sie wieder hart und ernst. Langsam stemmte sie die Hände in die Hüften und dreht sich um.
    „Weißt du Judith, dass es einen großen Unterschied zwischen dir und Jasmin gibt?“
    Das Mädchen warf mit einer selbstgefälligen Bewegung ihre Haare nach hinten.
    „Natürlich gibt es einen Unterschied“, erklärte sie von oben herab. „Sie ist hässlich, ich bin schön. Sie ist ein nutzloses Irgendwas, ich bin wenigstens noch im Vollbesitz meiner geistigen und körperlichen Kräfte.“
    Stefan wandte sich angewidert ab. Selbst Markus schüttelte den Kopf und tippte sich mit dem Finger an die Stirn, was aber nicht gesehen wurde. Patrick erschrak fast und starrte ungläubig auf Judith, als er ihre Worte hörte, während Edith auf ihrem Pferd immer kleiner wurde. Lediglich Christina schienen die Worte nicht wirklich zu erschüttern.
    Susanna leistete ein wahres Meisterwerk an Beherrschung, nicht in dem Moment, als Judith geendet hatte, aus der Haut zu fahren.
    „Nein“, erklärte sie ruhig, fixierte dann das Gesicht des Mädchens und hielt den Blick. „Der Unterschied ist, sie hat ein Herz, wo es bei dir nur eine Erkältung gibt. Und sie versucht sich auf stille Weise vor den Beleidigungen zu schützen, die dir einfach so aus dem Mund fallen. Noch hast du die Macht ihr wehzutun, meine Liebe, aber ich wette mir dir, es wird der Tag kommen, an dem auch du merken wirst, dass deine gesamte Respektlosigkeit und Gehässigkeit auf dich zurückfallen werden, was im Übrigen auch für deine Freundin gilt. Ihr beide habt das Wort Gemeinheit neu erfunden, deswegen sehen wir uns heute noch in der Küche, während Edith und die Jungs zu den Rinderweiden hinaufreiten werden, um die Zäune zu kontrollieren. Ihr beiden schönen Ladys seid heute dazu eingeladen, mitzuhelfen, ein totes Jungrind zu zerlegen. Und …“ Susanna hob ihre Stimme, da sie merkte, wie Judith zum Gegenzug ausholte, „sollte dir daran etwas nicht passen oder du dir zu fein sein, wird es mir nicht zu blöd, dir in den nächsten Tagen deine Aufgaben so aufzuerlegen, dass du erst zu essen und zu trinken bekommst, wenn alles erledigt ist. Sollte ich jetzt noch irgendeine Diskriminierung hören, werdet ihr in nächster Zeit die Küche nicht mehr verlassen. Also würde ich euch beiden raten, mich nicht zu nerven. Und was Jasmin betrifft, die wird in Ruhe gelassen. Wünschst du eine Sonderbehandlung, dann verdien sie dir, Judith. Ach ja, und was die Schönheit betrifft. Hier draußen findet man es nicht nur seltsam, sich zu schminken und die Fingernägel zu lackieren, sondern man bezeichnet solche Leute als schadhaften Farbklecks. Das solltest du dir mal überlegen.“
    Susannas Stimme war ungewohnt scharf geworden und ihre Haltung verhieß nichts Gutes, weshalb Judith auch nicht mehr zu antworten wagte. Es war nur ein Blick, den sie mit Christina austauschte. Nein, es gab nur eine Unterbrechung, aber der Kampf war noch nicht ausgefochten.
     
    Kino hatte den Fuchs bis zum Waldrand galoppieren lassen, verfiel aber dort in eine langsamere, gemütliche Gangart. Hinter sich hörte er Toms Prusten und warf einen Blick zurück. Jasmin saß im Sattel, als ob sie mit dem Wallach verwachsen wäre. Ihm fiel auf, dass dieser verschreckte, angsterfüllte Gesichtsausdruck einer gewissen Zufriedenheit gewichen war. Sie sah sich neugierig um, nahm ihr Umfeld wahr und Kino glaubte zu erkennen, dass sie erstmals ihre nahe Vergangenheit zumindest etwas vergessen konnte.
    Als sein Blick den ihren streifte, lächelte er ihr freundlich zu und konnte erkennen, wie sie beschämt den Kopf senkte. Er bildete sich sogar ein, dass sie leicht errötete. Ach, wie gut war es zu erkennen, wie einfach und menschlich sie auf sein Lächeln reagierte.
    Kino lenkte den Fuchs durch den Wald. Die Gegend war ihm bekannt und wohlvertraut. Hier war er aufgewachsen. Die Singing Bird Ranch hatte schon sein Großvater bewirtschaftet. Sie züchteten Rinder und Pferde. Der Ertrag war nicht berauschend, aber normalerweise reichte er, um zu leben, und um die Ranch über Wasser zu halten. Reichtümer brauchten sie

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