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Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Titel: Whisper Island (01) - Sturmwarnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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dachte, sagte Diana: »Ich glaube, Chloe und Josh ging es ein wenig besser, als du noch im Motel gewohnt hast.«
    »Vielleicht.« Becca wusste, dass sie traurig klang, denn sie war auch traurig, wenn sie an die beiden Kleinen dachte.
    Dann sagte Diana rasch: »Das habe ich nicht gesagt, damit du zu ihnen zurückgehst. Das sollst du nicht denken. Wenn ich etwas sage, dann meine ich immer nur genau das und will nichts anderes andeuten, verstehst du?«
    »Ich glaub schon«, entgegnete Becca.
    »Ich meinte damit nur, dass du ihnen die Herzlichkeit geschenkt hast, die Debbie ihnen momentan nicht geben kann.«
    »Warum nicht?«
    Diana klopfte mit der flachen Hand auf das Grab. »Deshalb.«
    »Und wo ist ihre Mom? Das hat Debbie nie erzählt.«
    »Weg.«
    »Tot?«
    »Auf und davon. Sie ist vor langer Zeit nach Arizona gegangen, als die Kinder noch bei Sean gelebt haben.«
    »Und warum hat sie sie nicht mitgenommen?«
    »Weil sie Drogen genommen hat. Und zwar mehr als Sean. Das war nicht gut für die Kinder.«
    Becca sah weg. Ihr Blick wanderte von Diana zu drei Monolithen, die zu dem Teil des Friedhofs überleiteten, wo die Asche von Verstorbenen verstreut und ihre Namen in die Steine geritzt wurden, damit man sie nicht vergaß.
    Chloe und Josh taten ihr leid. Sie wusste, dass Debbie sie lieb hatte und dass sie bei ihr besser aufgehoben waren als bei ihrer Mom. Aber Diana hatte recht, dass Debbie nicht immer ganz für die Kinder da war. Das hatte Becca selbst schon beobachtet, obwohl sie immer noch nicht wusste, warum Debbie über Reeses Tod nicht hinwegkam.
    Da sagte Diana: »Ein Kind zu verlieren ist das Schlimmste, was einer Frau passieren kann, Becca. Bis auf eine Ausnahme.«
    »Und die wäre?«
    »Noch schlimmer ist, wenn man selbst dafür verantwortlich ist.«
    Sie entfernten sich von Reese Grieders Grab. Becca ging zu ihrem Rad, das sie an einen Amberbaum gelehnt hatte, der im Nachmittagslicht rot und golden leuchtete. Diana steuerte auf ihren Wagen zu und stellte zwei Fragen, von denen Becca gehofft hatte, dass sie ihr erspart bleiben würden.
    »Wo wohnst du denn jetzt? Und warum gehst du nicht mehr zur Schule?«
    Um der ersten Frage auszuweichen, beantwortete Becca die zweite. »Ohne die AUD-Box konnte ich nicht zur Schule. Aber jetzt habe ich sie ja wieder, da kann ich auch wieder hingehen. Danke, dass Sie sie für mich haben reparieren lassen.«
    Es war das erste Mal, dass Becca Diana Kinsale angelogen hatte. Das mit der AUD-Box stimmte zwar, und auch, dass sie ihr dankbar war. Aber dass sie jetzt wieder zur Schule gehen würde, war genauso erfunden wie die Geschichte vom Weihnachtsmann.
    Diana fragte noch einmal: »Wo wohnst du jetzt, Becca?«
    »Bei einem Freund.«
    »Bei Seths Familie?«
    »Seth? Nein.«
    »Willst du es mir nicht verraten?«
    Becca sah Diana gequält an.
    »Na gut.« Diana war an ihrem Wagen angekommen, stieg aber noch nicht ein, sondern machte den Hunden hinten nur die Ladeklappe auf. Sie gehorchten und sprangen auf die Ladefläche. Alle, bis auf Oscar natürlich. Diana machte ihm die Beifahrertür auf, stieg aber immer noch nicht ein. Stattdessen sagte sie nachdenklich zu Becca: »Ich muss nach Coupeville, weil ich dort einen Termin habe. Willst du mitkommen? Dann könntest du Derric besuchen.«
    Becca wollte nichts lieber als das. Es war schon so lange her, seit sie überhaupt den Mut gehabt hatte, das Risiko einzugehen, ihn zu sehen. Und das Risiko war jetzt noch größer geworden, nachdem sie so deutlich Dianas Flüstern gehört hatte. Aber Becca wollte trotzdem hin. Also sagte sie Ja. Für Derric war sie bereit, jedes Risiko einzugehen.
    Sie legten ihr Rad auf die Ladefläche des Pick-ups und fuhren los. Diana bog auf die Fairground Road ab und schwieg, bis sie am Ende der steilen und kurvenreichen Abfahrt angelangt waren.
    Was sie dann sagte, stürzte Becca in einen tiefen Gewissenskonflikt.
    »Darf ich Debbie Grieder erzählen, dass ich dich gesehen habe und dass es dir gut geht?«
    Becca wollte Diana ungern enttäuschen, aber es gab nur eine mögliche Antwort. »Bitte nicht.«
    »Becca, was ist denn los? Erzähl es mir doch. Du kannst mir vertrauen.«
    Wie konnte Becca es ihr erzählen? Dann müsste sie ihr auch sagen, dass die Suche nach Laurel Armstrong den Sheriff unweigerlich zum Motel führen würde. Und dann wäre er nur ein paar Meter von Beccas Zimmer entfernt und würde sie sicher bald entdecken. Dann müsste sie Diana auch von Jeff Corrie und San Diego erzählen. Und das

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