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Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Titel: Whisper Island (01) - Sturmwarnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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die einzigen Anzeichen, dass sich sein Zustand verändert hatte.
    »Nein!« Becca sank in ihren Stuhl zurück. Ihr Blick wanderte von Derric zu dem Bild mit der Kapelle und den Kindern. Und da endlich begriff sie es.
    Es war ganz einfach. Er war genau wie sie. Er wollte zurück nach Uganda, in seine Heimat. Er gehörte ebenso wenig nach Whidbey Island wie sie.
    Und dann hatte sie eine Idee, wie man ihn aus dem Koma holen könnte. Irgendwie müsste man seinem Unterbewusstsein zu verstehen geben, dass er nach Uganda zurückkehren dürfe. Und wenn ihnen das gelänge, würde er bestimmt aufwachen. Denn dann hätte er einen guten Grund.
    Becca wusste, dass sie seine Eltern darüber informieren musste. Aber wie? Und wer würde ihr überhaupt glauben, wenn sie behauptete, zu wissen, was Derric ihnen mitzuteilen versuchte?
    Da ging die Tür auf und Diana Kinsale kam herein. Sie musterte Becca und kam zum Bett. »Er will zurück nach Uganda«, flüsterte Becca.
    Sie stand von ihrem Stuhl auf und ging zu der Wand auf der anderen Seite des Zimmers, wo die Afrikakarte hing, wieder zurück zu Derrics Bett und wieder zur Wand, wo sie die Fähnchen auf der Karte betrachtete.
    Dann drehte sie sich wieder zum Bett um. Diana hatte ihre Hand auf Derrics Stirn gelegt. Ihre Augen waren geschlossen.
    Die Tür ging abermals auf und Derrics Vater kam herein. Er schaute weder nach rechts noch nach links, sondern geradeaus auf das Bett und Diana Kinsale, die danebenstand. Als der Sheriff den Raum durchschritt, um sich neben Diana zu stellen, erstarrte Becca.
    Diana wandte sich zu ihm um, nahm ihre Hand von Derrics Stirn und streckte sie Dave Mathieson entgegen. Als dieser sich vorbeugte, um Derric einen Kuss auf die Stirn zu geben, nickte Diana erst Becca zu und dann zur Tür. Becca schlich lautlos hinaus, während sie Diana zu Derrics Vater sagen hörte: »Er kommt zurück. Das verspreche ich dir, David.«
    Becca hatte gewusst, dass es riskant war, das Dog House zu verlassen und zum Friedhof zu fahren. Und sie wusste auch, dass es noch riskanter war, nach Coupeville zu fahren und Derric zu besuchen. Aber die Gelegenheit, ein wenig frische Luft zu schnappen und Derrics Hand wieder zu berühren, schienen das Risiko wert zu sein. Doch jetzt zweifelte sie daran, als sie die Anhöhe zur First Street und zur alten Kneipe hinaufstrampelte. Es war schon spät am Nachmittag und sie fuhr gerade am Secondhandladen vorbei und konzentrierte sich nur auf den Weg, um schnell zurück zum Dog House zu kommen, als Jenn McDaniels aus dem Laden trat.
    »Hey!«, rief sie Becca zu und der Ausruf wurde begleitet von einem regelrechten Schwall von Schimpfwörtern, der zwar nur in ihren Gedanken existierte, aber für Becca darum nicht weniger deutlich hörbar war. Als sie Jenn sah, wurde ihr mulmig zumute. Neben ihr stand eine Frau mit sandfarbenem Haar, die eine Plastiktüte mit gebrauchten Kleidern in der Hand trug. Jenn sagte etwas zu ihr und sprang auf die Straße.
    »Wo bist du die ganze Zeit gewesen?«, fragte sie. Die Frau ging auf eine Reihe von Autos zu und stieg in eines von ihnen ein. Doch sie startete den Wagen nicht.
    »Ach, hallo«, sagte Becca beiläufig. »Ist das deine Mom?«
    » Ich stell hier die Fragen, Beck- kaaa «, antwortete Jenn.
    »Echt? Sind wir hier in einer Polizeiserie, oder was?«
    »Sehr witzig. Weißt du eigentlich, was du für einen Ärger kriegst, weil du nicht mehr zur Schule gehst?«
    »Na und? Seit wann bist du für die Schulschwänzer zuständig?«, fragte Becca zurück.
    »Du kommst gar nicht mehr, oder?«, fragte Jenn. »Genauso wie dein Loser-Freund Seth. Und der hat noch größeren Ärger als du. Jeder, der irgendwie mit dir zu tun hat, kriegt Schwierigkeiten. Warum haust du nicht einfach wieder ab und nimmst den Ärger mit?«
    »War schön, dich zu sehen, Jenn«, sagte Becca und wollte weiterfahren.
    Da hielt Jenn den Lenker von ihrem Fahrrad fest. »Bevor du hier aufgetaucht bist, hatte keiner ein Problem, Beck- kaaa King. Es war alles wunderbar. Dann erscheinst du auf der Bildfläche, Derric soll auf dich aufpassen und plötzlich liegt er im Koma.«
    »Als ob ich damit irgendwas zu tun hätte!«
    »Klar hast du«, konterte Jenn. Sie verlagerte ihr Gewicht von einem muskulösen Bein auf das andere. Sie dachte einen Augenblick nach und äußerte dann ihre scharfsichtige Vermutung: »Du warst an dem Tag im Wald, oder? Du wusstest, dass er dort sein würde, und deshalb bist du einfach auch dort aufgetaucht. Aber er war gar

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