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Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Titel: Whisper Island (01) - Sturmwarnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Verzweiflung überwältigen zu lassen, kompensieren manche Menschen sie mit Hass.«
    Becca schluckte und sah aus dem Fenster. Sie nickte.
    Sie schwiegen, bis sie wieder an Dianas Haus angekommen waren.
    »Auf jede Frage gibt es eine Antwort«, sagte Diana dann. »Ganz gleich, ob sie Jenn, Derric oder Seth betrifft. Aber man muss auch aufmerksam sein und sie erkennen, wenn man sie sieht. Vor allem darf man nie aufgeben.«
    Sie stieg aus dem Wagen aus, und als Becca ihrem Beispiel folgte, sah Diana sie über die Motorhaube hinweg an. »Du schaffst das, Becca«, sagte sie bestimmt. »Glaub mir. Ich weiß, dass du es schaffst.«

K APITEL 38
    Seth ging gerade in die morgendliche Dämmerung hinaus zu seinem Auto, als der Geschäftsführer des Star Store auf den Parkplatz gefahren kam, neben ihm anhielt und das Fenster seines Toyotas herunterkurbelte: »Gut, dass ich dich noch erwische. Trevor hat mich vorhin angerufen. Er kann nicht kommen und die Warenlieferung annehmen. Der Laster ist jeden Augenblick da. Kannst du noch bleiben und die Sachen einräumen?«
    Seth sagte: »Klar.« Das Geld konnte er immer gebrauchen. Er ging zum Supermarkt zurück und machte gerade die Tür wieder auf, als der Lieferwagen von der Second Street auf den Parkplatz einbog. Der Fahrer schob die Tür auf und der Geruch von Gemüse wehte ihnen entgegen. Brokkoli, Blumenkohl und Kohl … Seth ging zurück in den Lagerraum, nahm ein Messer vom Halter und fing an, es zu schärfen.
    Als der Lieferant die erste Palette in den Gemüsebereich am Eingang des Supermarkts rollte, war er fertig. Durchs Fenster konnte man auf die First Street sehen, und die Straßenlaternen beleuchteten immer noch die menschenleeren Bürgersteige. Seth fing mit der Arbeit an und schnitt in die schmutzigen Brokkoli-Enden. Nach fünf Minuten sah er, wie der Wagen des Sheriffs vom Rathaus her auf den Supermarkt zufuhr.
    Seth schaute in den Innenraum, um zu sehen, wer am Steuer saß, aber eigentlich wusste er schon, dass es Dave Mathieson sein musste. Der Sheriff suchte Augenkontakt mit ihm und zeigte auf ihn, so als wolle er Seth auffordern: Bleib, wo du bist. Aber Seth hatte auch gar nicht vor, wegzugehen. Er wollte seine Arbeit zu Ende machen.
    Drei Minuten später stand Derrics Vater vor ihm, mit einer Hand auf dem Pistolenknauf am Gürtel. »Ich will mir dir sprechen.«
    Seth dachte: Da wäre ich nicht drauf gekommen, fragte aber: »Wie geht es Derric?«
    Der Sheriff ignorierte seine Frage, aber Seth war darauf vorbereitet, was anstelle eines Krankheitsberichtes über seinen Sohn kommen würde. »Sag mir alles über Becca King«, sagte Dave Mathieson, und Seth wusste, dass Hayley recht hatte. Jenn McDaniels hatte sie angeschwärzt.
    »Was wollen Sie denn wissen?«, fragte Seth.
    »Was sie für ein Verhältnis zu Derric hatte.«
    »Keine Ahnung.«
    »Und wo ist sie? Alle sprechen über sie, aber keiner weiß, wo sie ist. Auf der Highschool haben sie nicht mal ein Foto von ihr. Als die Schulfotos gemacht wurden, war sie nicht da. Auf Facebook ist sie auch nicht, und langsam habe ich das Gefühl, dass es sie gar nicht gibt, dass sich irgendwer den Namen bloß ausgedacht hat.«
    »Ich bin auch nicht auf Facebook.«
    »Das ist natürlich ein Argument.«
    Seth ließ den Blick sinken. Er wusste ganz genau, was der Sheriff meinte. In Dave Mathiesons Augen war er ein Schulabbrecher, der früher oder später in die Ferienwohnung eines Internetmillionärs einbrechen oder irgendeinen anderen Unsinn machen würde. »Ja, so bin ich, Sheriff. Von der Wiege bis zum Grab.«
    In dem Augenblick wurde Dave Mathieson bewusst, dass er zu weit gegangen war, und dass ein Gesetzeshüter nicht so mit einem Jugendlichen sprechen konnte, der nur ein Stück Brokkoli in der Hand hielt.
    »Hör mal, Seth, ich will bloß dieses Mädchen finden. Ich will herausfinden, was mit Derric passiert ist, das verstehst du doch. Alles, was ich höre, hat irgendwas mit Becca King zu tun oder mit der anderen Frau, Laurel Armstrong, die es auch nicht zu geben scheint, jedenfalls nicht auf Whidbey Island. Deshalb will ich mit Becca sprechen. Aber sie ist so wenig greifbar wie ein Geist.«
    Während der Sheriff sprach, tauchte Becca aus dem Nichts hinter ihm auf – so als wäre sie tatsächlich ein Geist. Seth sah über Dave Mathiesons Schulter, wie sie die First Street aus Richtung des Dog House überquerte und auf den Star Store zugelaufen kam. Wahrscheinlich wollte sie zu ihm, denn es war zu früh, um jemand anderen

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