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Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Titel: Whisper Island (01) - Sturmwarnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Mistkerl, doch er sagte offenbar die Wahrheit. Und wenn er oben auf dem großen Felsen in den Saratoga Woods auch nur annähernd in demselben Zustand gewesen war, in dem er sich jetzt befand, wäre er sowieso nicht in der Lage gewesen, irgendjemanden irgendwohin zu stoßen, am allerwenigsten Derric Mathieson, der wahrscheinlich fast zwanzig Kilo schwerer war als er und mit Sicherheit einen doppelt so hohen IQ wie er besaß.
    Sie sagte zu Seth: »Das war’s dann.«
    »Bist du sicher?«, fragte er.
    Sie nickte. »Gehen wir.«
    Auf dem Weg zurück zum Auto dachte Becca die ganze Zeit wütend nach. Sie wollte Antworten und sie wollte sie jetzt. Aber dieser Wunsch, Antworten auf einem Silbertablett serviert zu bekommen, rief ihr wieder ins Gedächtnis, was Diana Kinsale zu ihr gesagt hatte, als sie von ihrem Abstecher zu Jenn McDaniels Haus zurückgekommen waren: Der Sinn, sich mit den Fragen auseinanderzusetzen, lag darin, die Antworten zu erkennen, wenn man sie gefunden hatte. Sie hatte sich mit ihren Fragen über Jenn McDaniels und deren Abneigung gegen sie auseinandergesetzt und die Antworten waren an dem Ort zu finden gewesen, wo Jenn lebte, in seiner zermürbenden Armut und seiner Hoffnungslosigkeit. Jetzt war sie hier mit noch mehr Fragen konfrontiert, und auch wenn Dylan Cooper ihr keine Antworten geliefert hatte, hatte sie dennoch das Gefühl, dass sie ihr bereits deutlich vor Augen standen.
    Sie sagte kein Wort, während sie zurück zu Seths VW gingen. Es kam ihr so vor, als hätten sie ein ungefähres Bild der Ereignisse an jenem Tag in den Saratoga Woods, aber wie konnten sie es vervollständigen? Sie hatte gedacht, ihr Gespräch mit Dylan würde sie einen Schritt weiterbringen. Sie hatte sich geirrt. Sie musste also einen anderen Weg finden.
    Als sie den Parkplatz erreichten, lehnte sie sich an den VW. Seth stieg ein und trommelte mit den Fingern auf das Lenkrad. Sie stellte sich noch einmal die Saratoga Woods vor, so wie sie es für Diana getan hatte. So viele Leute waren dort gewesen. Aber wie viele von ihnen konnten auf dem Wanderweg gewesen sein, wo Derric gestürzt war? Er war völlig abgeschieden und verlief, ganz vor Blicken verborgen, auf der anderen Seite der Wiese. Er war zwar hoch oben im Wald mit anderen Wanderwegen verbunden, aber diese konnte man viel leichter sowohl vom Parkplatz als auch vom Wald selbst aus erreichen. Dafür, dass Derric sich dort aufgehalten … dass sich irgendjemand dort aufgehalten hatte … musste es also einen guten Grund geben, der nichts mit einer Tageswanderung zu tun hatte. Eine Tageswanderung ergab nämlich keinen Sinn. Nicht auf diesem Weg. Nicht da, wo er entlangführte. Nicht so, wie man ihn erreichte.
    Sie beugte sich in den VW vor und sagte zu Seth: »Ich glaube, wir müssen das Ganze noch mal angehen.«
    »Was? Mit diesen Nieten reden? Wohl kaum.«
    »Nein. Ich meine, wir müssen noch einmal in die Saratoga Woods gehen. Seth, ich glaube, wir müssen den Tag noch einmal vor Ort durchleben, weil wir etwas Wichtiges nicht sehen, obwohl wir es direkt vor Augen haben.«
    »Wie kommst du darauf?«, fragte er sie.
    »Weil Antworten das so an sich haben«, gab sie zurück.

K APITEL 40
    Sie brauchten Gus. Wenn sie den Tag so durchspielen wollten, wie sie ihn beide erlebt hatten, musste Gus dabei sein. Seth war sich aber nicht sicher, wie sein Großvater auf seine Bitte, den Hund zurückzunehmen, reagieren würde. Deshalb setzte er Becca in Bayview Corner ab, einer kleinen Siedlung mit restaurierten und umfunktionierten Gebäuden nicht weit von der Hauptbundesstraße.
    Er gab ihr keine Zeit, ihm zu widersprechen. Stattdessen stieß er die Wagentür auf und ging mit ihr zu einem überlebensgroßen, aus einem Stück Rasen gestalteten Schachbrett, das sich zwischen einigen mit Schindeln bedeckten Läden und einem Kindergarten befand. Er zeigte auf eine Stelle auf dem Schachbrett und sagte: »Warte dort bei dem Springer auf mich. Ich komme mit dem Hund zurück.«
    Sie ließ sich auf den Boden plumpsen und lehnte sich an die Schachfigur. »Kann ich dir nicht helfen?«, fragte sie.
    »Nicht bei dieser Sache«, erwiderte er.
    Er fuhr los und dachte darüber nach, was er seinem Großvater sagen würde.
    Bei ihrer letzten Begegnung im Geschäft für Farmzubehör hatten sie sich im Guten getrennt, aber Ralph hatte vorgehabt, mit Hayley zu sprechen. Seth wollte nicht, dass sein Großvater dachte, er würde ihn nur besuchen, um ihn deswegen auszufragen.
    Er hätte sich jedoch

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