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Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Titel: Whisper Island (01) - Sturmwarnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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vor sich hin. Sie trug Stöckelschuhe, die sie größer machten und ihre üppige Oberweite zum Wippen brachten. Sie war die erste Person, der Becca auf dieser Insel begegnete, die kein solides Schuhwerk trug.
    Sie gingen durch einen großen Raum, den Tatiana als den »alten Gemeinschaftsraum« bezeichnete. Auf der einen Seite befand sich eine Reihe Fenster, auf der anderen eine Wand mit schwarzen Brettern und dazwischen viele Tische. In einer Ecke des Raums führte eine Treppe nach oben zu den Klassenzimmern. Tatiana brachte Becca zu einer Tür und öffnete diese mit Schwung. Sie bedeutete Becca mit dem Kopf, dass sie als Erste hineingehen solle.
    Als Becca das Klassenzimmer betrat, spürte sie sofort, wie sich alle Augen im Raum auf sie richteten. Sie schaute auf den Boden, um den neugierigen Blicken zu entgehen, weil sie nur zu genau wusste, wie sie aussah, nämlich so, wie Laurel es gewollt hatte. Und das war übel, extrem übel – von ihrem gefärbten Haar bis zu ihren Sportschuhen. Sie verspürte den starken Drang, aufzusehen und der Klasse mitzuteilen: »Ich bin in Wirklichkeit viel hübscher. Ehrlich.«
    Die Neugierde der anderen Schüler fühlte sich für Becca an wie Welpen, die um ihre Füße herumsprangen. Sie waren unglaublich froh über diese Unterbrechung. Vorsichtig schaute sie zum Lehrer hinüber, um zu sehen, ob er der Grund dafür war.
    Er hieß Mr Powder. Er warf erst Becca und dann Tatiana einen Blick zu. Seine Miene verriet, dass er sie beide nicht ausstehen konnte, so wie er alles nicht ausstehen konnte, was auch nur das Geringste mit der South Whidbey Highschool zu tun hatte. Der falsche Mann am falschen Ort, dachte Becca. Er würde sich bestimmt als miserabler Lehrer entpuppen.
    Tatiana reichte ihm Beccas Stundenplan und er unterschrieb ihn. Dann wandte er sich der Klasse zu und sagte zu Becca: »Setz dich da drüben hin. Leute, das ist …«, er warf einen Blick auf den Stundenplan, bevor er ihn zurückgab, »… Becca King. Danke, Ms Primavera.«
    Letzteres hatte er hinzugefügt, weil Tatiana immer noch im Raum war und er sie loswerden wollte, das war nicht zu übersehen. Aber sie sah sich um und meinte: »Gut. Setz dich neben Derric. Derric, könntest du sie heute auf dem Schulcampus herumführen, damit sie ihre Unterrichtsräume findet?«
    Becca schaute entsetzt auf. Es musste mehr als einen Derric geben, dachte sie. Der erste Derric, dem sie begegnet war, hatte zu alt ausgesehen, um ein Highschool-Neuling zu sein.
    Aber es war tatsächlich der Derric von der Fähre, der Derric, den sie vor Carol Quinns Haus getroffen hatte, der Derric, der Josh Grieders Beschützer war und höchstwahrscheinlich viel Zeit im Cliff Motel verbringen würde.
    »Manche Dinge sind vom Schicksal bestimmt«, hätte Beccas Großmutter dazu gesagt.
    Becca hätte darauf » Welche Dinge?« erwidert, eine Frage, auf die sie unbedingt eine Antwort brauchte, als sie durchs Zimmer ging, um sich auf den freien Platz neben diesem Jungen zu setzen.

K APITEL 8
    Für Becca war es ein ganz eigenartiges Gefühl. Zum ersten Mal seit jenem schrecklichen Moment in der Küche in San Diego, als sie Jeff Corries Flüstern gehört und begriffen hatte, was er getan hatte, fühlte sie sich in Sicherheit. Neben diesem Jungen zu sitzen, mit dem sie kaum ein Wort gewechselt hatte, gab ihr das Gefühl vollkommener Sicherheit, und sie wusste nicht, warum.
    Sie konnte nicht umhin, immer wieder auf Derrics Arm zu starren. Er war entblößt, ruhte auf dem Rand des Pults, und war muskulös. Sportler, schloss sie.
    Ihr Gefühl der Sicherheit dauerte nicht lange an. Die Tür des Klassenzimmers sprang mit einem lauten Knall auf, als Becca gerade ihr Heft aufschlug. Ein Mädchen kam herein. Becca erkannte sie sofort und dachte nur: Oh nein. Es war das Mädchen von der Fähre, das versucht hatte, die Kassiererin zu täuschen.
    Mr Powder blickte von der anderen Seite des Raums zu ihr hinüber und sagte: »Du bist jetzt schon zum zweiten Mal zu spät, Jenn. Beim nächsten Mal musst du nachsitzen. Verstanden?«
    Jenn antwortete ihm nicht, weil sie Becca erblickt hatte, und ein riesiger Schwall unglaublich derber Schimpfwörter kam von ihr herübergeströmt der selbst das Rauschen der AUD-Box übertönte. Sie sagte zu Becca: »Das ist mein Platz.«
    Mr Powder fuhr unbeirrt fort: »Versuch morgen pünktlich zu sein. Oder noch besser: Komm einfach mal ein paar Minuten früher. Geh nach hinten.«
    Becca senkte den Blick auf ihr brandneues Heft. Sie konnte

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