Whisper Island (01) - Sturmwarnung
Kofferraum war voll mit mehreren Kisten Einmachgläsern, zwei riesigen Säcken Gerste und Hafer und drei großen Beuteln Hühnerfutter.
Sie öffnete die Beifahrertür und lehnte sich über den Fahrersitz, um auch die Fahrertür und die anderen Türen zu öffnen. Seth ging mit ein paar Einkaufstaschen zur Fahrerseite, und sie folgte ihm mit dem Rest und erklärte: »Ich muss die Tür reparieren lassen. Man kann das verflixte Ding zwar absperren, aber nicht wieder aufschließen. Und selbst wenn sie nicht abgesperrt ist, kriegt man die Tür von außen nicht auf. Ich sag’s dir, es geht alles den Bach runter.«
»Mein Großvater könnte die Tür bestimmt für Sie reparieren«, schlug Seth vor. »Ich kann ihn fragen, wenn Sie möchten.«
»Vielleicht komme ich drauf zurück«, erwiderte Mrs Cartwright. Dann fügte sie hinzu: »Brooke hat mir erzählt, dass du vorbeigeschaut hast, um Hallo zu sagen.«
»Ja, habe ich«, antwortete Seth, aber bei dem Gedanken an seinen Abstecher zur Farm und an die Zustände dort lag ihm etwas völlig anderes auf der Zunge. Schließlich sagte er: »Hey, danke, dass Sie auf Gus aufgepasst haben. Sie wissen schon, an dem Abend, als mein Großvater ihn abgeholt hat.«
Mrs Cartwright wirkte einen Moment lang verwirrt. Dann sagte sie: »Oh! Der Abend. Keine Ursache. Gus war die ganze Zeit in Hayleys Zimmer.«
Hayley. Da. Sie hatte den Namen ausgesprochen. Jetzt war also ein guter Zeitpunkt, sich nach ihr zu erkundigen und zu fragen, wie es ihr ging und was sie so machte und ob Mrs Cartwright wusste, wie ernst es Hayley mit … Aber Mrs Cartwright stieg in ihren Wagen und sagte: »Danke für deine Hilfe, Seth«, und tätschelte ihm die Hand.
Sie startete den Wagen, der erst beim zweiten Versuch ansprang. Aus dem Auspuff kam eine pechschwarze Abgaswolke.
»Da ist wohl ’n Ölwechsel fällig. Sagen Sie lieber Mr Cartwright Bescheid. In dem Zustand sollten Sie nicht zu lange mit dem Wagen herumfahren«, bemerkte Seth.
Nervös erwiderte sie: »Ja, ja. Ich sag’s ihm«, und legte den Gang ein. Der Motor ging stotternd aus.
Seth dachte, dass das Getriebe oder die Kupplung eine Inspektion gebrauchen könnte, wollte aber nichts mehr sagen. Stattdessen erkundigte er sich: »Wie geht’s Hayley?«
Mrs Cartwright sah ihn an, als wäre er ein verirrtes Hundebaby. Seth gefiel das nicht, aber da er die Frage nicht wieder zurücknehmen konnte, musste er sich ihre Antwort anhören. »Sie hat viel zu tun. Ich sehe sie nicht oft. Sie verbringt viel Zeit im Krankenhaus bei Derric Mathieson. Du kennst doch Derric, oder?«
»Ja. Ich kenne ihn«, erwiderte Seth. »Alle kennen ihn.«
Mrs Cartwright nickte und legte den Kopf schief. Sie lächelte ihn freundlich an und sagte: »Wir mögen dich, Seth. Wir mögen dich alle.«
Er antwortete: »Alles klar«, und sie fuhr rückwärts aus ihrer Parkbucht. Mit schwerem Herzen blickte er ihr nach, als sie davonfuhr.
In diesem Augenblick fühlte er sich schrecklich allein. Er trat gegen den Asphalt, und da sah er Mrs Cartwrights Handtasche hinter dem Geländewagen stehen. Er hatte sie vergessen, als er die Einkaufstüten aufgehoben und zur Wagentür getragen hatte. Zum Glück war das Auto beim Ausparken nicht darübergerollt, aber jetzt lag die Tasche mit all ihren Sachen mitten auf dem Parkplatz.
Er ging hin und hob sie auf. Am besten brachte er sie ihr vorbei. Zumindest würde sie sich dann eine weitere Fahrt von der Farm zu Casey’s Corner sparen.
Auf der Bundesstraße musste Seth an zwei roten Ampeln halten, bevor er die Bush Point Road erreichte, die ihn direkt zur Smugglers Cove Blumenfarm bringen würde. Daher lag er ein paar Minuten hinter Mrs Cartwright und als er sein Ziel erreichte, stand der Geländewagen an seinem Platz und die Einkaufstüten waren ins Haus gebracht worden. Da der Kofferraum immer noch voll war, öffnete er ihn – mit Mrs Cartwrights Handtasche über der Schulter – und schnappte sich die Kisten mit den Einmachgläsern. Auf dem Weg zur Tür kam er am Holzstoß vorbei. Das Holz war immer noch nicht weggeräumt worden.
Mrs Cartwright war überrascht, ihn zu sehen. Dann erblickte sie die Handtasche, die von seiner Schulter baumelte. »Ach, du meine Güte. Ich hab sie nicht mal vermisst«, sagte sie und hielt die Fliegengittertür für ihn auf.
Er ging in die Küche, wo die Einkaufstüten auf dem Boden standen. Aus einer war der Inhalt herausgepurzelt. Die Familienkatze schnupperte an einer Kirschtomate und ließ sie über den
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