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Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Titel: Whisper Island (01) - Sturmwarnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Boden rollen.
    Seth stellte die Kisten mit den Einmachgläsern auf der Arbeitsfläche ab und fragte Mrs Cartwright, ob er das Brennholz für sie aufstapeln solle.
    »Oh, das ist lieb von dir, aber das ist nicht nötig, Seth. Bill hatte nur noch keine Zeit dafür.«
    »Das macht mir nichts aus. Ich mach solche Arbeiten gerne. Es ist ein schöner Tag und … ich hab nichts anderes vor«, versicherte Seth.
    Mrs Cartwright warf einen Blick in Richtung der Scheune, die man vom Küchenfenster aus teilweise sehen konnte. Sie sagte: »Na schön. Danke, Seth. Das ist sehr nett von dir.«
    »Keine Ursache.«
    Er ging wieder nach draußen zum Holzhaufen.
    Das Holz war vom Regen völlig durchnässt. Es hätte gleich, nachdem es geliefert worden war, im Holzschuppen aufgestapelt werden müssen. Seth fragte sich, ob die Cartwrights einen weiteren Klafter Holz für ihren Gebrauch würden kaufen müssen, bis diese vier Klafter richtig trocken waren. Allerdings bezweifelte er, dass sie sich das leisten konnten.
    Er machte sich an die Arbeit. An dieser Art Tätigkeit – Ordnung ins Chaos bringen – hatte er Spaß. Das, sagte sein Großvater gerne, erfreue den menschlichen Geist.
    Seth arbeitete etwa zwanzig Minuten ohne Pause, legte dann eine kurze Rast ein und zog sein Flanellhemd aus. Er wandte sich wieder dem Holzhaufen zu und lud sich eine weitere Ladung auf die Arme, als er eine männliche Stimme rufen hörte: »Sag bloß nicht, meine Frau hat dich dazu gezwungen.«
    Seth blickte auf und sah, dass Mr Cartwright mit einer Flasche Wasser in der Hand aus der Scheune auf ihn zukam. Er bewegte sich behutsam, so wie jemand, der plötzlich barfuß über einen Kiesweg laufen musste. Nur trug Mr Cartwright schwere Arbeitsstiefel, und Seth überlegte, ob er sie womöglich gerade einlief und Blasen an den Füßen hatte.
    Mr Cartwright deutete mit dem Kopf auf das Holz und sagte: »Ich hätte mich früher oder später selbst drum gekümmert, aber ich bin für jede Hilfe dankbar. Ich hab geackert wie ein Verrückter.« Er zeigte mit dem Daumen in Richtung der Scheune, aber Seth konnte sich nicht vorstellen, was er dort gemacht hatte. Auch lachte er ohne ersichtlichen Grund. »Jedenfalls hab ich dir das hier mitgebracht.« Er streckte die Hand aus und hielt Seth die Wasserflasche hin.
    Seth griff danach und bedankte sich, aber bevor er die Flasche überhaupt berührte, fiel sie zwischen ihnen auf den Boden. Es war einer dieser eigenartig perfekten Unfälle. Die Flasche traf genau im richtigen Winkel auf ein Stück Holz, zerbarst in tausend Stücke, und der Inhalt verteilte sich auf Mr Cartwrights Jeans.
    Mr Cartwright fing an zu lachen, aber sein Gelächter war schrill und merkwürdig. Es war kein fröhliches Lachen, weil Seth weder in seinem Gesicht noch in seinen Augen Freude erkennen konnte. Seth sah auch, dass Mr Cartwrights Hände zitterten, und vermutete, Hayleys Dad könnte einen über den Durst getrunken haben.
    Mr Cartwright zog ein Taschentuch aus seiner Hose und wischte sich über die Augen. »Ach, was soll’s, komm, ich helf dir, Seth«, sagte er und beugte sich vor, um drei Holzscheite aufzuheben. Aber er war nicht in der Lage, sie bis zum Holzstapel zu tragen, ohne zwei davon wieder fallen zu lassen, und den dritten warf er so nachlässig auf das gestapelte Holz, dass zwei Scheite, die Seth ordentlich hingelegt hatte, wieder herunterfielen. Mr Cartwright lachte noch einmal so merkwürdig. »Ups. Tut mir leid.«
    Seth hätte ihm am liebsten gesagt, dass er allein weitermachen würde. Aber es war Mr Cartwrights Farm und Mr Cartwright konnte tun und lassen, was er wollte. Selbst wenn er nur Chaos anrichtete, konnte Seth ihm das kaum ins Gesicht sagen.
    Schließlich rettete ihn Mrs Cartwright, die aus dem Haus kam. Sie hatte zwei Flaschen Wasser bei sich und einen alten, verblassten blauen Klapphocker. Sie sagte fröhlich: »Ihr zwei arbeitet zu viel«, und stellte den Hocker hin. Sie fügte hinzu: »Setz dich, Billy-Boy, und ruh dich ein bisschen aus.«
    Seth bedankte sich für das Wasser und trank seine Flasche aus, während Mrs Cartwright ihren Mann drängte, sich auf den Hocker zu setzen. Er ließ sich nicht lange bitten, nörgelte aber: »Du bist schuld, wenn ich völlig verweichliche, Julie«, und rührte seine Flasche Wasser nicht an.
    Seth machte sich wieder an die Arbeit. Aber er konnte spüren, dass Mr Cartwright ihn beobachtete, ja vielmehr anstarrte, und das so eindringlich, dass die Intensität seines Blicks ihm ein

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