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Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Titel: Whisper Island (01) - Sturmwarnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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vorüberging. Er war hinter Becca in den Gemeinschaftsraum gekommen. Sie zog schnell den Kopf ein und tat so, als müsste sie ein Buch aus ihrem Rucksack holen. Er marschierte an ihr vorbei, setzte sich zu den Schülern drei Tische weiter und fing ein Gespräch mit ihnen an.
    Auf der anderen Seite des Raums hatte Jenn ihr Klemmbrett mit den Anmeldelisten genommen. Der Polizist sah angestrengt aus und Becca erkannte, dass Jenn besorgt war, Derrics Vater könnte den jungen Leuten etwas erzählen, worüber sie Bescheid wissen müsste. Schließlich hatte sie, was die Krankenhausaktion zu Derrics Genesung betraf, alles an sich gerissen und allen mitgeteilt, dass sie mehr Zeit als jeder andere an seiner Seite verbrachte und so gut wie jeden Nachmittag mit dem Bus nach Coupeville fuhr. Ständig gab sie Geschichten über ihre Besuche bei Derric zum Besten. Becca hatte es im Geschichts- und im Englischkurs mit angehört: dass Jenn im Zimmer gewesen sei, als Derrics Vater vorbeigekommen sei, um ihn zu sehen, und dass er nach einem Gespräch mit einem der Ärzte geweint habe. Angeblich hatte er ihr auch anvertraut, dass er Angst um Derric hatte und sich schrecklich fühlte, weil er nicht die ganze Zeit für ihn da gewesen sei. Er habe ihr sogar erzählt, dass er Zweifel habe, ob es das Richtige sei, ein Kind aus Afrika zu adoptieren und dieses Kind auf eine ausschließlich weiße Insel wie Whidbey Island zu bringen und dann von ihm zu erwarten, sich dort nahtlos einzufügen. Aber das sei ewig her, habe Jenn zu Dave Mathieson gesagt, und dass er sich deswegen wirklich keine Sorgen mehr zu machen brauche.
    Für Becca hörte es sich so an, als würde das Mädchen ihr Territorium abstecken. Sie hatte ein komisches Gefühl dabei und hielt sich von ihr fern, während sie gleichzeitig versuchte, so viele Informationen wie möglich über Derrics Zustand aufzuschnappen.
    Becca sah, wie Jenn ihren Tisch verließ, ihr Klemmbrett fest an sich gedrückt. Sie marschierte los und bewegte sich durch den Raum auf den Sheriff zu. Die Schüler, mit denen er sprach, schüttelten alle den Kopf und beantworteten jede seiner Fragen mit einem ernsten Nein.
    Sheriff Mathieson stand auf. Jenn beschleunigte ihren Schritt und hob winkend die Hand. Er sah oder beachtete sie jedoch nicht und ging stattdessen zum nächsten Tisch weiter, wo er sich hinsetzte und seine Fragen von Neuem stellte.
    Becca wünschte, sie könnte hören, was genau er die Schüler fragte, denn wieder schüttelten sie verneinend die Köpfe. Sie hoffte, etwas zu erhaschen, sobald er zu dem Tisch direkt neben ihr kam, jedenfalls sofern Jenn sich ihm nicht in den Weg stellte.
    Jenns Gesichtsausdruck ließ jedoch keinen Zweifel daran, dass sie das nur zu gern tun würde. Becca hatte wegen des Lärms im Gemeinschaftsraum die AUD-Box eingestöpselt, musste den Kopfhörer aber nicht aus dem Ohr nehmen, um Jenns Flüstern zu verstehen, weil ihr alles, was sie dachte, ins Gesicht geschrieben stand. Ihre Miene sagte: Ich bin hier die Ansprechperson, und: Warum redet er nicht mit mir?, und: Was ist mit mir, ich habe doch so viel für Derric getan?
    Aber der Sheriff bemerkte nichts von alledem. Er stand von dem Tisch auf, an dem er saß, ging zum nächsten gleich neben Beccas und stellte eine Frage, bei der Becca das Gefühl hatte, jemand hätte eine Handgranate mitten in ihr Leben geworfen.
    »Ich suche nach einer Laurel Armstrong«, sagte er. »Hat einer von euch diesen Namen schon mal gehört?«
    Becca hatte das Gefühl, als würde sie sich in einen Betonblock mit hämmerndem Herzen verwandeln. Sie wollte sofort Reißaus nehmen, aber abgesehen von ihren Augen und Ohren wollte der Rest ihres Körpers ihr nicht mehr gehorchen. Natürlich würden die Schüler diese Frage mit Nein beantworten, woraufhin sich der Sheriff dann an ihren Tisch setzen würde. Sie hatte jedoch keine Ahnung, wie sie verhindern konnte, dass ihr Gesicht ihm all das offenbarte, was sie vor ihm zu verbergen versuchte.
    Aber dann geschah ein Wunder. In der Mitte des neuen Gemeinschaftsraums fing eine Gruppe Kiffer an, Jenn McDaniels zu schikanieren. Sie hatten den Sheriff offensichtlich nicht bemerkt. Denn einer der Jungs packte Jenn am Arm und tat so, als wollte er sie küssen, während ein anderer aus vollem Hals »Derric, oh Derric, meine große Liebe bist duuu « wie einen Countrysong johlte und dann hinterherschob: »Denn Jenn vermisst dich wie das Kalb ihre Kuuh «, woraufhin der Rest der Gruppe wie ein Rudel Hyänen

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