White Haven
Krankenstation. »Lieutenant Stone, Sie
dürfen hinein. Gehört Ihre Begleitung zur Familie?«,
fragte er, als er an die Tür kam. Er musterte Sydenia, die Hiram
nicht loslassen wollte. Einer der Sanitäter versuchte sie von
ihm zu lösen, doch wehrte sie sich.
»Bitte …
lassen Sie mich mit hinein. Ich liebe ihn«, protestierte sie.
»Nein,
sie ist Hirams … Partnerin«, antwortete Alya.
»Dann
tut es mir leid. Sie sind keine Verwandte und deshalb dürfen Sie
nicht hinein«, erklärte er Sydenia, die schluckte.
»Aber
…« Sydenia verstummte und nickte. Schließlich
gelang es dem Sanitäter, sie von Hiram zu lösen. Sie machte
beinahe sofort einen Schritt auf die Bahre zu, doch er stellte sich
ihr in den Weg. Schnell flitzte sie um ihn herum und sah ihren
Partner an, hielt seine Hand. »Ich lasse dich nicht allein«,
flüsterte sie und wurde erneut gepackt.
»Bitte lassen
Sie mich bei ihm bleiben«, bettelte sie ihn an, doch sein Griff
war fest und er zog sie von ihm weg.
»Ich liebe ihn«,
protestierte sie und schlug beinahe um sich.
»Doctor Seux,
ich gehe davon aus, dass mein Bruder einverstanden ist, wenn sie mit
ins Zimmer kommt. Immerhin sind sie verlobt«, machte Alya sich
für sie stark.
»Nein, es tut mir leid. Es ist nicht
möglich und ich bitte Sie beide hier zu warten, bis ich Captain
Stone versorgt habe«, erwiderte er.
Auf dem Gang stand eine
Bank. Sydenia ging dorthin, begleitet vom Sanitäter und ließ
sich darauf fallen. Ihr Gewissen fraß sie auf. Tränen
nahmen ihr die Sicht, als man Hiram ins Krankenzimmer brachte.
Alya
seufzte und ging hinter der Bahre her. Sie wollte wissen, wie es um
ihren Bruder stand und hier würde sie es direkt erfahren. Seux
ließ den Scanner über Hirams Körper gleiten und sah
auf das Display in seiner Hand.
»Er hat drei gebrochene
Rippen«, sagte er und steckte den Scanner weg. »Da können
wir nicht mehr tun, als einen Stützverband anlegen und warten,
oder ich schneide ihn auf und verwende den Knochenleim.«
Sie
trat zu ihrem Bruder und musterte ihn. Sein Gesicht war blass und er
sah aus, als würde er friedlich schlafen.
»Legen Sie
ihm den Stützverband an, ob der Knochenleim eingesetzt werden
soll, soll er dann selbst entscheiden«, erwiderte sie und
streichelte Hirams Hand.
»In Ordnung«, meinte Seux
und kam mit Verbänden näher.
Die Sanitäter hatten
Hiram vorher aus dem Raumanzug befreit und seinen Oberkörper
entblößt. Alya ging einen Schritt zurück und ein
Pfleger kam in den Raum.
»Helfen Sie mir bitte, Simmons,
heben Sie Captain Stones Körper an, damit ich ihm den Verband
anlegen kann«, wies Seux seinen Untergebenen an.
Simmons
trat hinzu, er war ein Bär von einem Mann. Groß,
untersetzt, bärtig und wenig sympathisch wirkend, dachte Alya,
nachdem sie ihn gemustert hatte. Er hob Hiram an und Seux legte ihm
schnell, doch gründlich, den Verband an.
Hiram
blinzelte, das helle Licht in seinem Zimmer blendete ihn und er
stöhnte leise. Langsam nahm seine Umgebung Gestalt an und er
erkannte die Umrisse seiner Schwester.
»Alya«,
stöhnte er.
»Hey du Irrer, weißt du jetzt was ich
mit auf die Fresse fallen meine?«, fragte sie lächelnd.
Doch war sie erleichternd, dass er weitestgehend wohlauf war. Er
schmunzelte und wurde mit einem Stechen in der Brust bestraft.
»Das
war ein verfluchter Raumkampf. Du weißt, dass ich dafür
ausgebildet wurde«, keuchte er.
»Wegen … dieser
…«, sie räusperte sich. »Wegen Sydenia und
auch nur, weil du sie nicht ausliefern wolltest«, erinnerte sie
ihren Bruder.
»Und du hast mir während eines
Kampfeinsatzes widersprochen, Schwesterherz.« Er holte tief
Luft und wieder durchzuckte ihn der Schmerz. »Ich …
lasse … mich nicht erpressen, von … Malicious«,
raunte er.
»Meinetwegen wurdest du nicht verletzt. Ich habe
deine Befehle befolgt und dir währenddessen einen Rat gegeben«,
meinte sie.
»Was hätte dir dafür auf einem
Flottenschiff geblüht?«, fragte er mit rauer Stimme. Er
ließ das Wort ‚ Kriegsgericht‘ bewusst nicht
fallen.
Alya verdrehte die Augen. »Suspendierung und
möglicherweise Arrest. Darum geht es aber nicht, du hättest
besser aufpassen müssen«, antwortete sie und gab Hiram
einen Knuff in die Schulter.
In dem Moment dachte sie nicht
daran, wie schwer er verletzt war.
Sein Schrei war auch auf dem
Gang zu hören und Sydenia zuckte heftig zusammen. Noch immer
hatte sie große Angst um ihn.
»Oh Scheiße, es
tut mir leid, Hiram«, sagte Alya bedauernd und sah ihren
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