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White Horse

White Horse

Titel: White Horse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Adams
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soeben einen Sieg in einer nur
ihm bekannten Disziplin errungen. »Meine Damen und Herren, Hausreinigung qualifiziert
für das Fach der Wetterkontrolle.«
    Ich beherrsche mich mühsam davor, ihm mein Weinglas in den Hals zu
rammen.
    Â»Entschuldigt mich …« Ich muss jetzt ein wenig allein sein und ziehe
mich in den Garten zurück. Der Mond spiegelt sich hell in der glasigen
Oberfläche des Pools. Ich schlendere den Beckenrand entlang, mache kehrt, gehe
zurück. Am Sprungbrett angelangt, bleibe ich stehen und krame mein Handy
hervor.
    Ich wähle. Beim fünften Klingeln hebt er ab.
    Â»Sie sind noch in der Praxis? Ich dachte, Sie hätten für heute
längst Schluss gemacht.«
    Â»Wer ist am Apparat?«, fragt Dr. Rose.
    Meine Stimme stockt, und er lacht.
    Â»Ein kleiner Scherz, Zoe. Alles in Ordnung?«
    Â»Nein.« Ich reibe mit den Fingern über meine Stirn, als sei sie ein
zerknülltes Stück Papier, das ich glätten muss. »Oder ja. Darf ich Sie etwas
fragen?«
    Â»Boxershorts«, sagt er. »Kurze Slips verschlimmern meine Klaustrophobie.«
    Im Normalfall würde ich lachen, aber mein Körper ist eine zum
Zerreißen angespannte Violinsaite.
    Â»Ich habe gerade ein Blind Date. Eingefädelt von meiner Schwester.«
    Er stöhnt leise. Ich stelle mir vor, wie er sich in seinem Sessel
zurücklehnt und die Füße auf den Schreibtisch legt, weil er mit einem längeren
Gespräch rechnet und es sich bequem machen will.
    Â»Ein Blind Date«, sagt er. »Was …«
    Â»Bitte, fragen Sie nicht, was ich dabei empfinde. Wenn ich ein Wort
wählen müsste, würde ich mich wohl für Mordlust entscheiden.«
    Â»Das beantwortet meine Frage.«
    Ich werfe ein Blatt in den Pool, und der Mond beginnt zu zittern.
    Â»Tut mir leid, ich hätte nicht anrufen sollen. Sie haben noch ein
Leben jenseits Ihrer neurotischen Patienten.«
    Â»Sie sind nicht neurotisch«, sagt er. »Sie haben nur ein Blind Date.
Noch eine Frage: Warum trinken Sie sich den Mann nicht schön?«
    Â»Ich reagiere allergisch.«
    Â»Auf Alkohol?«
    Â»Auf Arschlöcher. Und ich kriege die Krise, wenn ich beides mische.«
    Ich spüre, dass er grinst.
    Â»Sie hatten in unserer ersten Sitzung einen Ehemann erwähnt.«
    Â»Sam.«
    Â»Sam. Erzählen Sie mir von ihm.«
    Â»Was gibt es da groß zu erzählen? Wir entdeckten unsere Leidenschaft
und legten eine Blitzheirat in Las Vegas hin, doch dann starb er, bevor wir
eine Chance hatten, die Liebe zu entdecken.«
    Â»Das tut mir leid. Ich dachte, Sie seien geschieden.«
    Â»Das ist heutzutage die logische Schlussfolgerung.« Sein Schweigen
deutet die Frage an. »Ein Autounfall. Seine Mutter saß am Steuer.«
    Â»Betrunken?«
    Â»Ein Anfall. Sie fuhr frontal in einen Sattelschlepper.«
    Seine Stimme legt sich wie Balsam auf meine blanken Nerven. »Sicher
ein schlimmer Verlust für Sie. Wie lange ist das her?«
    Â»Fünf Jahre. Meine Familie ist der Ansicht, dass es Zeit wird, nach
vorn zu schauen.«
    Â»Und was meinen Sie?«
    Â»Ich hätte nichts dagegen – wenn sich ein Nicht-Arschloch findet.
Wie ich höre, lässt sich das inzwischen anhand der DNA ermitteln.«
    Er schweigt, und einen Moment lang denke ich, dass die Verbindung
unterbrochen ist.
    Daniel streckt den Kopf durch die offene Terrassentür, ein
Leuchtturm, dessen alles überstrahlende Weisheit erloschen ist.
    Â»Komm schon«, ruft er, als er mich entdeckt. »Spiel nicht das
verzogene Mädchen.«
    Â»Entschuldigen Sie«, sage ich zu Nick. »Ich glaube, meine Tarnung
ist eben aufgeflogen.«
    Â»Wenn Sie ihn umbringen, rufen Sie mich an. Ich bin an die ärztliche
Schweigepflicht gebunden.«
    Â»Ist das so?«
    Â»Nein. Aber bei Arschlöchern machen die Gerichte manchmal Ausnahmen.«
    Ich folge Daniel ins Haus.
    Â»Ich habe Karten für Warten auf Godot .«
Das klingt, als habe er eben ein goldenes Ei gelegt.
    Â»Ich habe übrigens recht mit dem Wetter«, sage ich nur. »Richte
Jenny und Mark aus, dass ich ihnen noch einen schönen Abend wünsche.«
    ZEIT: JETZT
    Die Dunkelheit kriecht näher. Als sie uns einholt, müssen
wir anhalten. Hier gibt es keine ausgetretenen Wege, die viele hundert Füße vor
uns gegangen sind – oder wenigstens das gleiche Paar Füße hundertmal. Der Boden
ist unberührt und jeder

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