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White Horse

White Horse

Titel: White Horse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Adams
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einundvierzig, weil Mrs Sark in der sechsten Etage vier mehr besitzt,
als sie gemeldet hat. Das geht, weil sie alle Blutsbrüder sind und alle Mr
Puss-puss heißen.
    Einundvierzig Katzen.
    Eines Tages gehen sie streunen, wie Katzen das so zu tun pflegen,
und kommen nie mehr heim.

SIEBEN
    Â»Verfluchte Scheiße!« Ein Schwall von Flüchen kommt von
einem Labortechniker, der Mühe hat, seinen Gesichtsflaum zu einem Bart zu
entwickeln. Sein Name ist Mike Schultz. »Alle hinüber.«
    Die Mäuse sind tot. Alle, wie er eben festgestellt hat. Ich weiß
das, weil ich sie fand, als ich mit dem großen Sauger hier vorbeikam.
    Jorge steht mir mit verschränkten Armen gegenüber, ein Funkeln in
den Augen. Er schüttelt den Kopf, als sei das Ganze eine Tragödie, als spielten
ein paar Dutzend tote Mäuse eine Rolle. Und das tun sie auch – aber eben nicht
für ihn. Ich habe die ausgestopften Eichhörnchen-Köpfe gesehen, die vom
Rückspiegel seines Autos baumeln.
    Schultz reibt sich die Stirn. »Verdammte Scheiße.«
    Â»Sieht so aus, als hätte da jemand Mist gebaut.« Jorge starrt mich
an, als er das sagt.
    Ich wende mich an Schultz. »Tut mir leid – aber sie waren schon tot,
als ich in den Raum kam.«
    Â»Du kannst nichts dafür.« Er geht an die Wandtafel und drückt auf
einen Knopf.
    Wir stehen dumm herum, starren die toten Mäuse an, und ich versuche
meine Trauer zu unterdrücken.
    Eine Minute später nähern sich vom Korridor her entschlossene
Schritte. Dann erscheint der große Boss persönlich. Das beunruhigt mich, denn
normalerweise lässt sich George P. Pope niemals hier unten blicken. Ich kenne
ihn nicht persönlich, aber seine grinsende Visage empfängt mich jeden Morgen
auf dem Bildschirm in der Eingangshalle. »Sie haben die
richtige Wahl getroffen«, erklärt er mit einem Lächeln, das beruhigend
und väterlich wirken soll. »Bei Pope Pharmaceuticals gehören
Sie zur Familie.« Ohne sein Lächeln hat er was Gerissenes an sich. Er
ist tatsächlich ein Gigant, was seine Bedeutung oder auch nur seine Statur angeht.
Ich kann seine Körpergröße schlecht abschätzen. Wie dem auch sei, wir weichen
alle zurück, damit er in das Labor passt, auch die Frau, die ihm auf den Fersen
folgt. Sie ist blond und so hellhäutig, dass sie irgendwie mit ihrem gestärkten
Laborkittel zu verschmelzen scheint.
    Es gibt Gerüchte über Pope, von Nutten, Blowjobs und einer Ehefrau,
die bis jetzt kein Mensch gesehen oder kennengelernt hat. Manche behaupten, sie
sei Forscherin und entwickle in aller Stille die Drogen, die den Aktionären von
Pope Pharmaceuticals so große Begeisterung entlocken. Andere sagen, sie sei
außergewöhnlich schön und verbringe einen Großteil ihrer Zeit in den Modesalons
von Europa. Nur in einem Punkt sind sich alle einig: Keiner hier hat sie je zu
Gesicht bekommen.
    Jorge und ich sind im Moment für ihn ebenso unsichtbar.
    Â»Weshalb der Alarm?«, faucht er Schultz an.
    Â»Die Mäuse sind alle tot.«
    Â»Alle? Das kann nicht sein.« Er pflanzt sich vor den Käfigen auf und
muss erkennen, dass Mikes Aussage den Tatsachen entspricht. Die Mäuse sind alle
tot. Sie schlafen nicht. Und sie stellen sich nicht tot. Dann entdeckt er Jorge
und mich.
    Â»Wer von euch beiden hat sie gefunden?«
    Â»Ich«, sage ich.
    Â»Und wer sind Sie?«
    Â»Zoe Marshall.«
    Er wägt meine Worte ab und empfindet sie als unzureichend. »Haben
Sie irgendetwas in Ihrem Arbeitsablauf verändert?«
    Â»Nein.« Ich spule die Liste der Aufgaben ab, die ich zu erledigen
habe. Es gibt keinerlei Abweichungen vom ewig gleichen Trott.
    Â»Neue Putzmittel?«
    Ich will antworten, aber Jorge, der alte Arschkriecher, kommt mir
zuvor.
    Â»Nein, Sir. Alles wie immer, alles genau wie immer.«
    Pope wartet, und ich weiß, dass er meine Antwort hören will.
    Â»Seit ich hier arbeite, benutzen wir die gleichen Produkte«, sage
ich.
    Â»Neue Duftnoten, Cremes – denken Sie scharf nach!«
    Die einzige Veränderung ist das Gefäß. Aber das hat nichts mit hier und einem Haufen toter
Mäuse zu tun.
    Â»Nein«, sage ich wieder.
    Pope klatscht einmal kurz und reibt dann die Handflächen ineinander,
als zermahle er den Zwischenfall zu Staub. »Na schön«, sagt er. »Vielleicht lag
es ja an irgendeinem Futterzusatz.«
    Er stapft aus dem Labor,

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