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White Horse

White Horse

Titel: White Horse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Adams
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hinzu.
    Â»Legal?«
    Â»Mehr oder weniger.«
    Â»Gefährlich?«
    Â»Vielleicht. Aber spielt das noch eine Rolle? Viel schlimmer ist,
hier herumzusitzen und gar nichts zu tun.«
    Sie schüttelt den Kopf. »Sie sind stur wie ein Esel. Das wird Nick
gefallen.«
    Mein Herzschlag setzt aus. »Nick?«
    Â»Unser Therapeut. Ein guter Typ. Und sieht klasse aus. Könnte mir
gefallen, wenn ich auf der Suche nach einem neuen Mann wäre.«
    Mein Herz beginnt wieder zu arbeiten.
    Kann es wahr sein? Nick?
    Ich halte es für besser, mich nicht zu erkennen zu geben.
    Sie lächelt mit schmalen Lippen. »Mein Mann war einer der ersten
Toten in diesem verdammten Krieg. Ich weiß, er hat seine Pflicht getan, aber
ich werde das Gefühl nicht los, dass er völlig umsonst starb. Die Welt ist
nicht mehr zu retten. Er hätte ebenso gut bei mir bleiben können.«
    Ich nehme ihre Hand. Und ich kann nur noch an Nick denken.
    Eine Weile sitzen wir stumm nebeneinander auf der Couch und sehen
zu, wie die Männer vom Geheimdienst den Präsidenten abschirmen und in
Sicherheit bringen. Aber sie sind nicht mit dem Herzen dabei. Der Präsident ist
ein Symbol für etwas, das nicht mehr existiert, für eine Würde, die wir nicht
mehr besitzen.

    Pope Pharmaceuticals ist ein steriles Grab. Das Echo meiner
Schritte wandert zwischen Marmorboden und Decke hin und her.
    Der Pharao begrüßt mich. Bei Pope Pharmaceuticals
gehören Sie zur Familie. Der Teufel in mir drängt mich, ihm den
Stinkefinger zu zeigen, als ich auf dem Weg durch die Eingangshalle meinen
Rucksack zurechtrücke. Ich habe einen Merkzettel, auf dem alles aufgelistet
ist, was ich erledigen muss. Er beginnt mit George P. Pope.
    Ich fahre mit dem Aufzug in das oberste Stockwerk. Als die Türen
aufgleiten, befinde ich mich im Allerheiligsten der Firma und starre in das
Gesicht des normalsten Verrückten, den ich je gesehen habe. Er sitzt hinter
einem gigantischen Schreibtisch mit Marmorplatte und hat beide Hände flach auf
den Tintenlöscher gelegt. Zu seiner Linken ruht ein Füllfederhalter in einem
Ebenholzgestell. Zu seiner Rechten liegt ein Handy, das ebenso impotent ist wie
die Männer, für die Pope Pharmaceuticals Pillen entwickelt. Das also sind die
Waffen des modernen Schurken in diesem neuen Wilden Westen.
    Â»Wir haben ein Problem«, sagt George P. Pope.
    Da ich den Eindruck habe, dass er das näher erläutern will, warte
ich.
    Â»Wir sind wie die Mäuse. Wir Menschen, meine ich. Alle.
Einschließlich Ihrer Person. Was glauben Sie? Weshalb sind Sie noch am Leben?«
    Â»Das interessiert Sie wirklich?«
    Sein Nicken ist wie der Segen des Allmächtigen. Der große, gewaltige
George P. Pope legt Wert auf meine Ansichten. Ich kann mich kaum bremsen.
    Â»Ich weiß, dass ich dankbar sein müsste, aber wenn ringsum alle tot
sind oder im Sterben liegen, ist der Gedanke, dass man selbst noch lebt, wenig
tröstlich.«
    Â»Ihre persönlichen Gefühle sind mir scheißegal. Ich habe nach einer
Erklärung gefragt. Was ist das Besondere an Ihnen? Ich welcher Hinsicht sind
Sie anders?«
    Â»Ich weiß es nicht«, entgegne ich wahrheitsgemäß. »Ich nehme nicht
einmal Vitamintabletten.«
    Â»Wir könnten Sie aufschneiden und es so herausfinden. Sie sind
Eigentum der Firma. Wir leben in einer neuen Welt, in der die Gesetze von
früher keine Gültigkeit mehr haben. Pope Pharmaceuticals besitzt Sie. Ich
besitze Sie.« Seine Finger trommeln einen trägen Rhythmus auf dem
Tintenlöscher. »Ich will Ihnen etwas zeigen.« Er erhebt sich hinter seinem
Schreibtisch. Seine Schritte wirken merkwürdig unsicher, wie bei einer Frau,
die Schuhe mit zu hohen Absätzen trägt. »Folgen Sie mir!«
    Das ist ein Befehl.
    Im Aufzug stochert er mit einem zitternden Finger auf dem Bedienfeld
herum.
    Â»Ihre Familie?«
    Â»Alle tot. Zumindest glaube ich das.«
    Â»Sie wissen es nicht?«
    Und so verrückt es klingt, plötzlich erzähle ich ihm von dem Tag, an
dem wir Marks Namen auf der Liste der Gefallenen entdeckten und unsere Eltern
das letzte Mal aufsuchten. Ich rede und rede und kann nicht mehr aufhören. Er
steht einfach da und hört zu, ohne ein Wort zu sagen. Keine höflichen Floskeln,
kein Murren, kein Nicken an den passenden Stellen.
    Als ich fertig bin, hole ich tief Luft. Der Aufzug hat angehalten,
und die Türen haben sich

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