Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
White Horse

White Horse

Titel: White Horse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Adams
Vom Netzwerk:
geöffnet. Wenn mich nicht alles täuscht, befinden wir
uns in einem Untergeschoß. Leuchtstoffröhren verbreiten ein weißes, kaltes
Licht, das kein Leben enthält.
    Pope schiebt sich an mir vorbei. »Die Lebensgeschichten Ihrer
Angehörigen interessieren mich nicht.«
    Â»Was interessiert Sie dann?«
    Er dreht sich um und mustert mich mit seinen eiskalten Augen. »Mein
Geschäft. Alles andere ist mir unwichtig.«
    Â»Auch Ihre Familie und Ihre Frau?«
    Â»Ich habe keine Familie. Und ich habe keine Frau mehr. Ich habe – hatte Angestellte. Ich vertraue nur den Menschen, die von
mir abhängig sind. Angehörige und Freunde – die kriechen mir in den Arsch.
Untergebene dagegen haben vor allem ihre nächste Mahlzeit im Kopf, ihre
Vorteile, ihr berufliches Vorwärtskommen. Die gehorchen ganz einfach.«
    Danach gibt es nicht mehr viel zu sagen. Wir sind in einem langen
weißen Flur mit Türen zu beiden Seiten. Die Schilder, mit denen sie versehen
sind, tragen Nummern statt Namen. Für Farbkleckse sorgen nur die roten
Brandmelder und Notausgang-Hinweise. Pope stolpert nach links. Bei jedem
Schritt schwingt die rechte Seite seines Jacketts, als sei ein schwerer
Gegenstand in der Tasche verborgen. Ich halte Abstand von ihm, nur für den
Fall, dass …
    Er ist ein Ratten fressendes Monster.
    â€¦ dass er unvermittelt stehen bleibt. Aber er geht weiter, bis wir
eine Tür mit dem Schild FK -12 erreichen.
    Â» FK ? Folterkammer?«
    Â»Ja.«
    Ich werde nicht schlau aus ihm. Sein Gesicht ist eine Fremdsprache.
Der Ausdruck liegt in seinen Augen, aber ich vermag ihn nicht zu deuten. Eine
Folterkammer – echt? Was steckt hinter dieser Firma, für die ich zwei Jahre
lang gearbeitet habe? Was steckt hinter George P. Pope, dass er einen solchen
Keller benötigt?
    Â»Wissen Sie, was ich bin?«
    Es dauert einen Moment, eine Antwort zu formulieren, die nicht wie
ein unterdrückter Schrei klingt.
    Â»Geschäftsmann?«
    Er nickt steif und langsam, als habe er Nackenschmerzen.
»Geschäftsmann, aber auch Forscher. Ich liebe Experimente. Werfen Sie eine
Katze in einen Taubenschwarm, und was passiert? Antworten Sie nicht – wir
wissen es beide. Ich liebe weitreichende Experimente mit potenziell extremen
Resultaten. Nicht diesen Kleinscheiß. Es langweilt mich, einer Ratte eine
Injektion zu verpassen und zu beobachten, ob sie danach mehr oder weniger
wahrscheinlich Gewicht verliert. Meine Leidenschaft ist die große Bühne.«
    Er hebt die Hände. Ein Gott, der seine großen Werke zur Schau
stellt. »Leben. Manchmal lässt sich eine Medizin nur testen, indem man sie dem
Leben übergibt und abwartet, was geschieht. Versuchstiere verraten uns, wie sie
bei Tieren wirkt. Aber ich entwickle Medikamente für Menschen. Um zu erfahren,
wie Menschen reagieren, muss ich Menschenversuche durchführen.«
    Â»Sie sind ein Monster.«
    Â»So dürfen Sie das nicht sehen«, sagt er. »Ich habe jahrelang nach
anderen Wegen gesucht. Denken Sie nur an unsere überfüllten Gefängnisse. All
diese verwirkten Leben könnte man für einen guten Zweck verwenden. Tests mit
richtigen Versuchspersonen – das bringt aussagekräftige Ergebnisse und
zuverlässige Daten. Und dafür braucht der Geschäftsmann ebenso wie der Visionär
gute Untergebene, die seinen Anweisungen Folge leisten.«
    Er blickt mich an. »Geben Sie einem Untergebenen genug Geld, und er
wird alles tun, was Sie von ihm verlangen. Besonders wenn er auf diese Weise
zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen kann. Jorge war so ein Mann. Er hatte
keine Moral, genug Schulden, um seinen Truck platt zu drücken, und eine tiefe
Abneigung gegen Sie, deren Gründe er mir nie verriet.«
    Jeder einzelne Muskel in mir spannt sich an, bis ich ebenso zu Stein
erstarre wie er.
    Â»Er wollte meinen Job für seinen Cousin.«
    Â»Ah. Gekränkter männlicher Stolz. Ja, das verstehe ich.
Anspruchsdenken ist fast so stark wie Eifersucht, wenn es auch nicht auf alle
Bereiche übergreift wie der Sextrieb. Interessant. Obwohl mir egal ist, warum
er es tat. Hauptsache, dass er es tat. Sie waren mein Joker. Ich hätte nie
geglaubt, dass Sie dieses Gefäß so lange ungeöffnet lassen würden. Und dass Sie
sich obendrein als immun erwiesen. Ein doppelter Fluch. Sie sollten sich
anstecken und mein Werk brav verbreiten. Stattdessen rührten Sie das Zeug

Weitere Kostenlose Bücher