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Whitley Strieber

Whitley Strieber

Titel: Whitley Strieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Kuss des Vampirs
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wieder so ge- macht.«
    »Diese Pistolen lassen uns keinen Raum zum Ausweichen. Sie ver- sprühen Myriaden winziger Geschosse. Die Hüter dort oben werden in Stücke gerissen. Die Menschen kommen, weil sie dieses Buch wol-

len.« Sie lächelte. »Gib es mir.«
    »Das werde ich nicht tun. Du bist pervers, Miriam. Du bist unrein.« »Wenn sie dieses Buch in die Hände bekommen, ist unser aller Exis- tenz in Gefahr.«
    »Sie werden das Buch nicht bekommen.«
    »Sie werden in wenigen Minuten hier sein. Und dann werden sie es nehmen.«
    »Dreihundert Konklaven wurden in dieser Kaverne abgehalten. Mein Großvater hat sie erbaut, als die Menschen noch mit Haaren bedeckt waren.«
    »Mögen jene Zeiten in unserer Erinnerung weiterleben.«
    »Damals schmeckten sie sauer. Heute ist ihr Blut viel süßer.« In entsetzlicher Nähe erschallten Revolverschüsse. Es war so nah, dass man schon das Mündungsfeuer erkennen konnte.
    »Wir müssen fliehen. Wir dürfen keine Minute länger hier bleiben.« »Was sind schon eine Minute oder einhundert Jahre? Du hast deinen Stolz verloren, Miriam. Jeder weiß das. Ich sehe dich noch in Leinen vor mir. Du warst von erhabener Größe und hast golden geschim- mert.«
    »Diese Erinnerung ist dreitausend Jahre alt, Julia! Heute ist heute, und die Menschen sind nicht mehr mit goldenen Dolchen bewaffnet. Verstehst du nicht, sie schießen die Hüter mit ihren Waffen in Stücke!« »Sie werden sich verirren. Das Labyrinth ist listiger, als ihr Verstand zu fassen vermag.«
    »Das stimmte vor hundert Jahren. Aber heute haben sie Sonarwellen und digitale Karten und tragbare Ortungsgeräte. Und sie wurden dazu ausgebildet, uns umzubringen. Sie haben alle Hüter in Asien getötet und besitzen deren Buch der Namen.«
    »Asien ist weit weg.«
    »Zehn Stunden mit dem Flugzeug! Ich war noch vor wenigen Tagen in Bangkok.«
    »Du hast die ruhelose Seele eines Menschen, musst immer ziellos umherwandern.«
    Miriam vernahm menschliche Stimmen. Sie würden in wenigen Au- genblicken hier sein. »Findest du es nicht seltsam, dass du zum ver- einbarten Zeitpunkt an diesem Ort ganz allein bist? Wo sind die ande- ren? Hast du eine Erklärung dafür?«
    »Hör auf, mich belehren zu wollen. Alles wird seinen gewohnten Lauf nehmen.«

»Warum ist dann niemand hier? Was ist geschehen?«
    »Was geschehen ist? Nichts.«
    »Doch. Alles hat sich verändert.«
    »Ein paar Menschen können nicht den Lauf der Welt verändern.« In einiger Entfernung sah Miriam fünf Menschen durch den Schatten schleichen.
    »Die Höhle ist beleuchtet«, sagte der Große, das gut aussehende Monster. Er trat in den schummrigen, von altertümlichen Batterien ge- speisten Lichtschein. Vor einigen Jahren hatten die Menschen im Eu- phrat-Tal eine Hand voll der von Hütern entwickelten Batterien ent- deckt. Sie versuchten noch immer herauszufinden, wie es im frühen Altertum schon Elektrizität hatte geben können.
    »Seht nur – ein Stromkabel!«
    Miriam zog Julia unauffällig in den Schatten. Die Menschen standen nun am rückwärtigen Ende der Kaverne, vielleicht hundert Meter ent- fernt.
    »Wie löscht man das Licht?«, fragte sie Julia leise.
    »Bei Konklaven bleibt es immer an. So lautet die Vorschrift.« »Julia, es gibt keine Zusammenkunft. Man wird uns umbringen. Schalte das Licht aus.«
    Julia löste sich von ihr und schritt in die Mitte der weitläufigen Höhle. Einen Augenblick lang erstarrten die Menschen. Dann scharten sie sich umeinander.
    »Julia!«
    »Miriam, es sind bloß ...«
    Unheilvoll widerhallende Klickgeräusche ertönten. Es blieben nur noch Sekunden.
    »Julia, renne!«
    Julia wandte sich zu ihr um. Ihr Lächeln drückte aus, dass sie ihre Freundin aus alten Zeiten erbärmlich fand.
    Der groß gewachsene Mann hob seine Waffe, und die anderen taten es ihm nach. Miriam beobachtete sein Gesicht, seine harten, wie ge- meißelten Züge, seine zornfunkelnden Augen.
    Die Waffen verspien ihr todbringendes Feuer – und Miriam spürte einen schmerzenden Stich an ihrer ungedeckten Hüfte. Nur wenige Kugeln hatten die gesamte Kaverne mit Geschossen gefüllt – diese hohe, riesige Höhle!
    Dann blickte sie zu Julia, die sich noch immer auf den Beinen hielt, nach wie vor das so wichtige Buch in Händen. Sie legte es, aus zahllo-

sen Wunden blutend, neben sich auf den Boden. Dann setzte sie sich, eine düstere, blutüberströmte Venus, seelenruhig neben einen noch Ringe bildenden Stalaktiten. Eine zweite Salve wurde gefeuert, und dieses

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