Whitney Houston - Die Biografie
langsam angehen lassen, weil wir wussten, dass die Stimmung in der Öffentlichkeit und bei den Kritikern ab einem gewissen kommerziellen Erfolg schnell umschlagen kann. Wir wollten Whitney daher zuerst auf dem Black-Music-Markt etablieren. Sonst kann es leicht passieren, dass man von keiner Seite richtig akzeptiert wird – dass man weder von den Top-Forty-Radiosendern gespielt noch von der R&B-Gemeinde anerkannt wird.“
Davis setzte damals hinzu: „Wir hatten das Gefühl, dass wir mit ‚You Give Good Love‘ auf alle Fälle einen großen Black-Music-Hit in Händen hatten, aber wir hatten nicht damit gerechnet, dass er in den Pop-Charts so gut laufen würde. Als er auch dort durchstartete, war das für uns sehr ermutigend.“
Um das Album zu bewerben, ging Whitney im Frühjahr auf Tournee und stellte ihre gesanglichen Fähigkeiten live unter Beweis. Im Mai 1985 trat sie vor allem in kleinen, intimen Clubs auf, beispielsweise im Roxy in Los Angeles, im Judges Chambers in Dallas, im Park West in Chicago und im Warner Theater in Washington D.C.. Im darauffolgenden Sommer übernahm sie das Vorprogramm bei den Konzerten von Jeffrey Osbourne.
Im Herbst folgten zwei prestigeträchtige Auftritte in der legendären Carnegie Hall in New York – vor ausverkauftem Haus. Damit waren ihre Zeiten als Support anderer Künstler endgültig vorbei. Im Sommer 1986 fand ihre erste große Solotournee in den USA statt, und die Konzerte zählten zu den beliebtesten und erfolgreichsten Veranstaltungen der ganzen Saison.
Zwar sang sie auf der Bühne wie eine Göttin, aber die Kritiker bemängelten von Anfang an, dass sie vor dem Mikrofon ziemlich steif dastand. In ihren Videos wirkte sie lebendig und voller Ausstrahlung, aber dort war sie auch stets geschickt von Tänzern umgeben, damit dem Zuschauer nicht auffiel, dass sie kein Gespür für Rhythmus und Bewegung hatte. Das fiel besonders bei den Auftritten auf der großen Bühne der Carnegie Hall auf, wo sie sich kaum rührte, fast die ganze Zeit in der Bühnenmitte stand und einfach nur sang.
Nachdem ihre Karriere ein wenig in Schwung gekommen war, trat Whitneys Vater John Houston wieder auf den Plan, der großes Interesse daran hatte, in das Management seiner Tochter einzusteigen. Whitney war einverstanden, und die nächsten Jahre war er an ihren beruflichen Entscheidungen beteiligt, wodurch ihre Karriere noch ein wenig mehr zum Familiengeschäft wurde.
Doch Whitneys Talent fand nicht nur in dem erfolgreichen Solodebüt und den Konzerten seinen Ausdruck. Da Mitte der Achtziger Soundtrack-Alben enorm erfolgreich wurden, brachte man Whitney auf dem Soundtrack zu Perfect unter, einem Film mit John Travolta und Jamie Lee Curtis. Sie tat sich dafür erneut mit Jermaine Jackson zusammen und nahm mit ihm den Song „Shock Me“ auf, der von Michael Omarian produziert wurde. Der Film und das dazugehörige Album wurden im Sommer 1985 ein großer Hit in den USA, und Whitney befand sich auf dem Soundtrack in bester Gesellschaft, zwischen Künstlern wie den Pointer Sisters, Wham!, den Thompson Twins, Nona Hendryx und Lou Reed.
Im Frühjahr 1986 veröffentlichte Jermaine Jackson ein zweites Album auf Arista, Precious Moments. Darauf war Whitney erneut vertreten; das Duett „If You Say My Eyes Are Beautiful“ ist wohl der gefühlvollste Song, den die beiden je zusammen aufgenommen haben.
Das allein hätte natürlich schon genügt, um dafür zu sorgen, dass in der Pop-Welt jeder wusste, wer Whitney Houston war, aber sie unterschrieb auch noch einen Werbevertrag mit Coca-Cola. Ihr Clip für Cola Light war vermutlich der aufregendste Sechzig-Sekunden-Spot im Fernsehen, seit Michael Jackson 1984 den Moonwalk für Pepsi hingelegt hatte. In der Cola-Light-Werbung sah Whitney geradezu zauberhaft aus und sang mit ungezähmter Energie. In einem Artikel über die Werbeaktivitäten von Popstars hieß es in der New York Daily News : „Wenn man einmal erlebt hat, wie Whitney Houston von ganzem Herzen von Cola Light singt, wie könnte man je wieder etwas anderes trinken?“
Während Whitneys Musik in der Radiolandschaft für Furore sorgte, drehte sie zwischen 1985 und Sommer 1986 auch vier Videos zu ihren Top-Hits. Im Juni 1986 erschienen sie auf einer Videocassette, die den Titel Whitney Houston: The #1 Video Hits erhielt, und das Video wurde ein Verkaufsschlager. In Amerika erreichte es sofort Platz 1 der Video-Charts im Branchenmagazin Cashbox. Der frischer Look und Sound dieser Clips – und
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