Whitney Houston - Die Biografie
von ihr hören wollten?
In vieler Hinsicht stellte My Love Is Your Love für Whitney Houston eine spannende und dramatische Weiterentwicklung dar. Es ist allerdings auch ein sehr inkonsequentes Album. Eine Hälfte besteht aus dynamischem und recht aggressivem HipHop, die andere Hälfte ist wenig aussagekräftig, blass und langweilig.
Der erste Titel, „It’s Not Right But It’s Okay“, überzeugt von allen Songs auf der Platte am meisten. Rodney Jenkins sorgte für eine besonders knackige, energiegeladene und lebendige Produktion. Whitney konfrontiert mit dem Text ihren Geliebten – wahrscheinlich Bobby – mit dem Vorwurf, dass er sie betrüge. Mit bissiger Selbstsicherheit singt sie davon, wie sie auf seiner Kreditkartenabrechnung Beweise seiner Untreue findet. Sie schimpft, tobt und schreit und klingt in diesem mitreißenden und pulsierenden Song über eine gescheiterte Beziehung überwältigend.
Ihr neuer, aggressiverer Stil kam auch in „Heartbreak Hotel“ gut zur Geltung. Es handelte sich dabei nicht um den Klassiker von Elvis Presley, sondern eine neue Komposition, bei der Whitney Unterstützung von zwei aufstrebenden Soul-Diven, Faith Evans und Kelly Price, bekam: In einem pulsierenden Soul-Fest zeigten hier drei Freundinnen einem unaufmerksamen Geliebten die kalte Schulter.
Der Titelsong wiederum, „My Love Is Your Love“, feierte die bedingungslose Liebe und klang nach einem Liebesschwur, der an Bobby gerichtet war. Kurz war auch die Stimme der kleinen Bobbi Kristina zu hören, was vermutlich niedlich wirken sollte, aber an der Stelle eher störte.
Das wunderschöne, funkelnde „When You Believe“ kombinierte die klare, mehrere Oktaven umfassende Stimme Mariah Careys mit Whitneys eher stählernem Gesang. Die beiden Sängerinnen harmonierten bei diesem gelungenen Duett aus dem Soundtrack Der Prinz von Ägypten überraschend gut miteinander. Es war gewissermaßen eine ironische Fügung, dass dieser Song die erste und einzige Zusammenarbeit der beiden führenden Pop-Diven der Neunziger darstellte – und dass die Karrieren beider Sängerinnen anschließend einen ziemlich starken Knick erlebten.
Der nächste Titel auf der Platte, „If I Told You That“ ist insofern eigentümlich, weil Whitney davon singt, ein nicht näher beschriebenes, zusätzliches „something“ in eine sexuelle Beziehung einzubringen, und man sich unwillkürlich fragt, um was – oder um wen – es sich dabei handeln könnte. Will sie einen zweiten Mann dazuholen? Eine Frau? Eine Zirkusnummer? Es wird nicht näher erklärt, aber das raue Knurren in ihrer Stimme legt nahe, dass Whitney hier etwas eher Kontroverses und Umstrittenes im Sinn hatte.
Der letzte wirklich überzeugende Song auf dem Album ist „In My Business“, bei dem sich Houston mit der Rapperin Missy „Misdemeanor“ Elliott zusammentat. Elliott, die selbst eine ganze Reihen eingängiger und dynamischer Platten eingespielt hatte, inspirierte Whitney hier zu einem echten Funkenregen, als sie von den „ho’s“ (Slangausdruck für whores, Nutten) sang, die auf ihren Kerl scharf waren.
All diese härteren Songs waren bestens geeignet, Whitneys altes Image als braves Mädchen grundlegend auf den Kopf zu stellen. Sie stellten einen Aufbruch zu neuen Ufern für sie dar, und aus genau diesem Grund kauften viele ihrer alten Fans diese Platte nicht.
Die folgenden Titel, „I Learned From The Best“, „Oh Yes“, „Get It Back“, „Until You Come Back“ und „You’ll Never Stand Alone“ verschmelzen zu einem Block aus reinem Füllmaterial, den man getrost vergessen kann. Davon abgesehen ist Whitneys Gesang dabei völlig uninspiriert. Allein „Until You Come Back“ von Babyface schlägt ein paar gesangliche Funken – aber nicht genug, um dem Titel wirklich Leben einzuhauchen. Die Tracks sieben bis zwölf sind größtenteils komplette Schlaftabletten.
Doch dann wartet das Album noch einmal mit einem echten Höhepunkt auf. Hinter dem dreizehnten Track, der auf der Tracklist und im Begleittext im CD-Booklet nicht genannt wird, verbirgt sich Whitneys heiße Coverversion von Stevie Wonders „I Was Born To Love Him“, die, wie es heißt, von Lauren Hill produziert wurde.
Für Whitney Houston war dieses Album ein großer musikalischer Schritt, der ihre Fangemeinde spaltete. Die beiden besten Songs der Platte, „It’s Not Right But It’s Okay“ und „Heartbreak Hotel“ richteten sich an die HipHop- und Soul-Hörer. Die alten Fans, die von Whitney
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