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Wicked - Die Hexen von Oz

Wicked - Die Hexen von Oz

Titel: Wicked - Die Hexen von Oz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Maguire
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durch ein Loch im Boden ab.  
    Â»Madame Akaber«, sagte der Zauberer. »Lockspitzel und Klatschbase, Busenfreundin und Weggefährtin, Lehrerin und Dienerin. Sagt mir, warum sie euch hergeschickt hat.«
    Â»Hat sie nicht«, sagte Elphaba.
    Â»Wisst ihr, was das Wort ›Marionette‹ bedeutet?«, kreischte der Zauberer.
    Â»Wissen Sie, was Widerstand bedeutet?«, gab Elphaba zurück.
    Doch der Zauberer lachte nur, statt sie auf der Stelle zu töten. »Was will sie von euch?«
    Glinda meldete sich zu Wort. Es war höchste Zeit. »Sie will uns eine ordentliche Ausbildung geben. Trotz ihrer pompösen Art ist sie eine fähige Rektorin. Es kann nicht leicht sein.« Elphaba warf ihr einen befremdeten Blick zu.
    Â»Hat sie euch eingeführt …?«
    Glinda verstand nicht recht. »Wir sind nur Studentinnen im zweiten Jahr. Wir haben unsere Hauptfächer gerade erst gewählt. Meines ist Zauberei, Elphabas ist Biowissenschaft.«
    Â»Verstehe.« Der Zauberer schien nachzudenken. »Und wenn ihr nächstes Jahr euern Abschluss macht?«
    Â»Ich denke, ich werde nach Frottika zurückgehen und heiraten.«
    Â»Und du?«
    Elphaba gab keine Antwort.
    Der Zauberer drehte sich um, brach seine Oberschenkelknochen ab und drosch damit auf den Thron ein, als wäre er eine Kesselpauke. »Das wird wirklich langsam absurd, es ist alles bloß freudistisches Theater«, sagte Elphaba. Sie trat zwei Schritte vor. »Entschuldigung, Euer Hoheit, darf ich noch etwas sagen? Bevor unsere Zeit um ist?«
    Der Zauberer wandte sich ihr wieder zu. Sein Schädel brannte, und obwohl es wieder heftiger regnete, ging das Feuer nicht aus. »Eine letzte Sache werde ich noch sagen«, verkündete der Zauberer mit stöhnender Stimme, die klang, als ob er Schmerzen hätte. »Ich werde etwas aus der Ozias vortragen, dem Heldenepos des alten Oz.«
    Die Mädchen warteten.
    Der Zauberer von Oz rezitierte:
    Holpernd gleich einem Gletscher scheuert die alte Kumbricia
    Dann den Himmel, den nackten, bis er Blut niederregnet,
    Reißt die Haut von der Sonne herunter, schlingt heiß sie hinab,
    Steckt die Sichel des Mondes in ihre geduldige Börse,
    Trägt ihn dann aus, voll geworden, einen stetig wechselnden Stein.
    Scherbe um Scherbe bringt sie die Welt in eine neue Ordnung.
    Aus wohl sieht sie wie früher, sagt sie, aber sie ist es nicht.
    Aus wohl sieht sie, wie man’s erwartet, aber sie ist es nicht.
    Â»Gebt acht, wem ihr dient«, sagte der Zauberer von Oz. Dann war er verschwunden. Der Abfluss im Boden gurgelte, und die Kerzen gingen schlagartig aus. Ihnen blieb nichts anderes übrig, als zurückzugehen, woher sie gekommen waren.
    In der Kutsche hatte Glinda zwei der begehrten Sitze in Fahrtrichtung ergattert, machte sich breit und verteidigte Elphabas Platz gegen drei andere Passagiere. »Für meine Schwester«, log sie, »ich halte diesen Platz für meine Schwester frei.« Wie ich mich doch, dachte sie, in noch nicht einmal zwei Jahren verändert habe. Erst habe ich das grüne Mädchen verachtet, und jetzt erkläre ich uns schon für blutsverwandt. Also verändert einen das Studentenleben doch. Womöglich bin ich die Einzige im ganzen Perther Bergland, die jemals unseren Zauberer persönlich kennengelernt hat. Nicht aus eigenem Antrieb, aber immerhin, ich habe ihn kennengelernt. Und wir sind noch am Leben.
    Aber viel ausgerichtet haben wir nicht.
    Endlich sah sie Elphaba angerannt kommen, den dünnen, knochigen Körper wie üblich mit einem Cape vor möglicher Nässe geschützt. Mit den Ellbogen bahnte sie sich einen Weg durch die Menge, drängte vornehmere Fahrgäste zur Seite, um weiterzukommen, und Glinda stieß die Tür auf. »Dem Himmel sei Dank, ich dachte schon, du schaffst es nicht mehr«, sagte sie. »Der Fahrer will unbedingt los. Hast du Verpflegung für uns besorgt?«
    Elphaba warf ihr zwei Orangen, ein Stück harten Käse und einen Laib altbacken riechendes Brot in den Schoß. »Damit musst du bis zum Halt heute Abend auskommen«, sagte sie.
    Â»Ich, wieso ich?«, sagte Glinda. »Und was ist mit dir? Wirst du vielleicht etwas Besseres essen?«
    Â»Wahrscheinlich eher etwas Schlechteres«, erwiderte Elphaba. »Aber was soll’s? Unsere Wege trennen sich hier. Ich werde nicht mit dir zum Grattler-Kolleg zurückfahren. Ich werde selbständig

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