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Wicked - Die Hexen von Oz

Wicked - Die Hexen von Oz

Titel: Wicked - Die Hexen von Oz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Maguire
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revidieren –«
    Â»Doktor Dillamond?«, sagte der Zauberer. »Geht es etwa um den?«
    Â»Es geht darum, dass die gesamte tierische Bevölkerung systematisch ihrer Rechte –«
    Â»Ich habe von Doktor Dillamond und seiner Arbeit gehört«, sagte das leuchtende Gerippe des Zauberers und schnaubte verächtlich. »Abgeschriebener, unbewiesener, fadenscheiniger Humbug. Wie man es von einem akademischen Tier nicht anders erwartet. Gestützt auf wacklige politische Positionen. Empirismus, Scharlatanerie, Dünnbrettbohrerei. Eitle, hohle, leere Phrasen. Hast du dich vielleicht von seiner Begeisterung anstecken lassen? Von seiner tierischen Leidenschaft?« Das Skelett schüttelte sich belustigt – oder zuckte es angewidert? »Ich weiß über seine Interessen und seine Ergebnisse Bescheid. Ich weiß nur wenig von dem angeblichen Mord an ihm, und es interessiert mich kein bisschen.«
    Â»Ich bin keine Sklavin meiner Gefühle«, sagte Elphaba fest. Sie zog Papiere aus ihrem Ärmel, die sie anscheinend um den Arm gewickelt hereingeschmuggelt hatte. »Dies ist keine Propaganda, EuerHoheit. Dies ist eine hieb- und stichfest begründete Theorie der Bewusstseinsneigung, wie er es nannte. Und Sie werden staunen, wenn Sie von seinen Entdeckungen erfahren. Kein rechtschaffener Herrscher kann es sich leisten, die Konsequenzen zu ign–«
    Â»Dass du mich für rechtschaffen hältst, ist rührend«, sagte der Zauberer. »Du kannst die Sachen dort hinlegen, wo du stehst. Oder möchtest du sie mir lieber persönlich aushändigen?« Die blitzende Puppe grinste und streckte die Arme aus. »Mein Herzchen?«
    Elphaba legte die Papiere hin. »Gut, mein Herr«, sagte sie in schneidendem Ton. »Ich werde davon ausgehen, dass Sie rechtschaffen sind, denn wenn nicht, wäre ich gezwungen, mich dem Widerstand gegen Sie anzuschließen.«
    Â»Um Gottes willen, Elphie«, sagte Glinda, dann lauter: »Sie spricht nicht für uns beide, Euer Hoheit. Ich bin ganz anderer Meinung als sie.«
    Â»Bitte«, sagte Elphaba hart und weich zugleich, stolz und flehend. Glinda wurde bewusst, dass sie Elphaba noch nie zuvor um etwas bitten gehört hatte. »Bitte! Die Grausamkeit, mit der gegen die Tiere vorgegangen wird, ist unerträglich. Es geht nicht nur um den Mord an Doktor Dillamond. Es geht um diese Zwangsrückführung, diese … diese Terrorisierung freier Lebewesen. Sie müssen sich einmal persönlich von dem Leid überzeugen. Es wird behauptet … es wird befürchtet, dass die nächsten Schritte das Schlachthaus und der Kannibalismus sein werden. Ich spreche nicht aus jugendlicher Empörung, nicht aus unbeherrschten Gefühlen. Bitte, Euer Hoheit. Was da geschieht, ist unmoralisch –«
    Â»Ich höre weg, wenn jemand das Wort ›unmoralisch‹ gebraucht«, sagte der Zauberer. »Aus dem Mund der Jungen ist es lächerlich, aus dem Mund der Alten ist es salbungsvoll und reaktionär und ein erstes Zeichen für den bevorstehenden Schlaganfall. Aus dem Mund der mittleren Generation, die den Gedanken des moralischen Lebens am meisten liebt und fürchtet, ist es scheinheilig.«
    Â»Wenn nicht unmoralisch, welches Wort kann ich dann gebrauchen, um auszudrücken, dass etwas unrecht ist?«, fragte Elphaba.
    Â»Probier’s mit ›unergründlich‹, und dann entspann dich ein wenig. Die Sache ist die, mein grünes Kind, dass es einem Mädchen oder einem Studenten oder einem Bürger nicht zukommt, darüber zu urteilen, was unrecht ist. Das ist die Aufgabe von Führern und der Grund, weshalb wir hier sind.«
    Â»Aber dann würde mich nichts davon abhalten, ein Attentat auf Sie zu begehen, wenn ich nicht wüsste, was unrecht ist.«
    Â»Ich halte nichts von Attentaten, ich weiß nicht einmal, was das Wort bedeutet«, rief Glinda. »Tschühüs! Ich verabschiede mich hiermit, solange ich noch am Leben bin.«
    Â»Wartet!«, sagte der Zauberer. »Ich will euch etwas fragen.«
    Sie blieben stehen. Minutenlang. Das Skelett befingerte seine Rippen, spielte darauf wie auf den allzu straff gespannten Saiten einer Harfe. Musik wie polternde Steine in einem Bachbett. Das Skelett nahm sich das leuchtende Gebiss aus den Kinnladen und jonglierte damit. Dann warf es die Zähne auf den Thron, wo sie mit bunten Blitzen explodierten. Der Regen lief

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