Wicked - Die Hexen von Oz
das Gesicht â ein grünliches Gesicht, darum ist es mir überhaupt aufgefallen â zuckte zur Seite, um nicht vom Regen getroffen zu werden. Ihr erinnerteuch sicher, wie sehr Elphaba darauf achtete, ja nicht nass zu werden.«
»Sie war gegen Wasser allergisch«, meinte Glinda. »Ich habe nie verstanden, wie sie es schaffte, so sauber zu sein. Und dabei war ich ihre Stubenkameradin.«
»Ãl, denke ich«, sagte Fiyero. Die beiden sahen ihn an. »Das heiÃt, bei uns im Winkus«, stammelte er, »da reiben sich die alten Leute die Haut mit Ãl ein, statt Wasser zu nehmen. Ich bin immer davon ausgegangen, dass Elphie es genauso machte. Wissen tue ich es natürlich nicht. Glinda, wenn wir uns noch mal sehen wollten, was wäre ein guter Tag?«
Sie wühlte in ihrer Handtasche nach dem Kalender. Krapp nutzte die Gelegenheit, sich zu Fiyero vorzubeugen und zu sagen: »Es freut mich wirklich sehr, dich zu sehen, ganz ehrlich.«
»Mich auch«, sagte Fiyero und merkte erstaunt, dass es stimmte. »Falls es dich je in die GroÃen Kallen verschlägt, musst du uns in Kiamo Ko besuchen kommen. Du musst bloà rechtzeitig Bescheid sagen, da wir immer nur die Hälfte des Jahres dort zubringen.«
»Das ist genau dein Fall, Krapp, die Bestien des wilden Winkus«, sagte Glinda. »Na ja, die modischen Perspektiven, die ganzen Lederriemen und Fransen und so, die könnten dich vielleicht interessieren, aber als groÃen Bergwanderer sehe ich dich irgendwie nicht.«
»Wahrscheinlich nicht«, stimmte Krapp zu. »Wenn sie keine eleganten Cafés an jeder Ecke zu bieten hat, ist eine Landschaft für meinen Geschmack zum menschlichen Leben eher ungeeignet.«
Fiyero gab Krapp zum Abschied die Hand, dann fielen ihm die Gerüchte über den Verfall des armen Timmel ein, und er küsste ihn. Glinda umarmte er und drückte sie fest an sich. Sie hakte sich bei ihm ein und brachte ihn zur Tür.
»Ich würde so gern Krapp loswerden und dich ganz für mich haben«, sagte sie leise, und ihre Stimme wurde auf einmal ernst. »Ich kann dir gar nicht sagen, wie gern. Wenn ich dich hier vor mir habe, kommt mir die Vergangenheit geheimnisvoller und begreifbarer zugleich vor. Ich will nicht rührselig werden, mein Lieber, bloà nicht!Aber wir haben eine gemeinsame Geschichte.« Sie nahm seine Hand in ihre beiden. »Irgendetwas geschieht in deinem Leben. Ich bin nicht so stumpf, wie es vielleicht den Eindruck macht. Etwas Gutes und Schlechtes zugleich. Vielleicht kann ich helfen.«
»Lieb von dir, wie eh und je«, sagte er und gab dem Portier ein Zeichen, eine Droschke zu rufen. »Wie schade, dass ich deinen Mann nicht kennenlernen werde.«
Er trat zur Tür hinaus, und auf dem Marmorpflaster vor dem Eingang drehte er sich noch einmal um und tippte zum Abschied an seinen Hut. Wie sie da in der Tür stand, deren Flügel von den Portiers aufgehalten wurden, bot sie das Bild einer ruhigen, gefassten Frau, weder oberflächlich noch unfähig, einer Frau voller Grazie, hätte man sagen können. »Falls du sie sehen solltest«, bemerkte Glinda in unverfänglichem Ton, »sage ihr, dass sie mir immer noch fehlt.«
Er traf sich nicht noch einmal mit Glinda. Er meldete sich nicht im Guldenstern Club. Er schlenderte nicht am Haus der Thropps in der Unteren Mennipin-StraÃe vorbei (obwohl die Versuchung groà war). Er sprach keinen Schwarzhändler an, um vielleicht eine Eintrittskarte für Irrsels triumphale vierte Comeback-Tournee zu ergattern. Er ging öfter in die St.-Glinda-Kirche am St.-Glinda-Platz, in der er manchmal die Nonnen nebenan singen und raunen hörte wie einen Schwarm Bienen.
Als die zwei Wochen schlieÃlich um waren, in denen die Stadt sich zu den Lurlinalien in den üblichen Kaufrausch steigerte, begab er sich zu Elphaba, halb in der Erwartung, dass sie sich davongemacht hatte.
Doch sie war da, streng und liebevoll und im Begriff, eine Gemüsepastete für ihn zu machen. Ihre geliebte Mulki tappte mit den Pfoten durchs Mehl und hinterlieà im ganzen Raum Spuren. Sie unterhielten sich beklommen, bis Mulki die Schüssel mit der Gemüsebrühe umstieÃ: Da mussten sie beide lachen.
Er erzählte ihr nichts von Glinda. Wie auch? Elphaba hatte sich so sehr angestrengt, sie sich alle vom Leib zu halten, und jetzt bereitete sie sich auf die gröÃte Aktion ihres Lebens
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