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Wicked - Die Hexen von Oz

Wicked - Die Hexen von Oz

Titel: Wicked - Die Hexen von Oz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Maguire
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miteinander bekannt machen?«
    Einen solchen Wirbelsturm hatte Oz nie zuvor erlebt. Von verschiedenen terroristischen Gruppen kamen Bekennerschreiben, vor allem als sich die Nachricht verbreitete, dass die Böse Hexe des Ostens – oder die Eminenz Thropp, je nach der politischen Einstellung – dabei draufgegangen war. Es wurde anfangs kaum zur Kenntnis genommen, dass in dem Haus jemand war.
    Der Fall eines Hauses von unbekannter Bauart, das beinahe unversehrt auf der für anreisende Würdenträger errichteten Bühne gelandet war, strapazierte die Gutgläubigkeit schon genug. Dass Lebewesen einen solchen Sturz überstanden hatten, war entweder schlicht nicht zu glauben oder ein klarer Beweis für das Wirken des Namenlosen Gottes. Wie vorherzusehen war, gab es ein paar Blinde, die plötzlich ausriefen: »Ich kann sehen!«, ein lahmes Schwein , das aufstand und einen Freudentanz aufführte, nur um sofort abgeführt zu werden, und derlei Vorkommnisse. Das ausländische Mädchen – es gab seinen Namen mit Dorothy an – wurde aufgrund seines Überlebens zur Heiligen erhoben. Nur der Hund war ein wenig lästig.
    2
    Als die Nachricht von Nessaroses frühem Tod per Brieftaube in Kiamo Ko eintraf, war die Hexe gerade darin vertieft, die Flügel eines männlichen Weißschopfrochs an die Rückenmuskeln eines ihrer jungen Schneeaffen zu nähen. Nach Jahren schrecklicher Fehlschläge, in denen der Tod die einzige Gnade war, die man dem leidenden Versuchsobjekt noch erweisen konnte, hatte sie es endlich geschafft. Fiyeros alte biowissenschaftliche Lehrbücher, einst für Doktor Nikidiks Kurs benötigt, hatten einige Hinweise gegeben. Auch das Grimorium hatte geholfen, als sie es schließlich halbwegs verstand: Sie hatte darin Zaubersprüche entdeckt, mit denen sie die Längsnerven von Kletter- auf Flugbewegungen umstellen konnte. Und als das einmal geschafft war, schienen die geflügelten Affen mit ihrem Los durchaus zufrieden zu sein. Bis jetzt hatte zwar noch keine Äffin aus ihrer Horde ein geflügeltes Junges zur Welt gebracht, aber sie machte sich weiterhin Hoffnungen.
    Auf jeden Fall lag ihnen das Fliegen mehr als das Sprechen. Plapperaff, jetzt der Patriarch in der Burgmenagerie, war bei zweifelhaften Lautgebilden stehengeblieben und schien nach wie vor keine rechte Vorstellung davon zu haben, was er sagte.
    Tatsächlich war es Plapperaff, der den Brief der Taube in Elphabas Operationssaal brachte. Die Hexe ließ ihn das Skalpell halten, während sie den Zettel auseinanderfaltete. Krotts kurzer Brief berichtete von dem Tornado und teilte ihr den Termin der Trauerfeier mit, der so gelegt war, dass sie die Gelegenheit zur Teilnahme hatte.
    Sie legte den Brief weg, und während sie sich wieder an die Arbeit machte, verdrängte sie alle Trauer und Reue. Es war ein heikles Geschäft, das Flügelannähen, und das Betäubungsmittel, das sie diesem Affen gegeben hatte, würde nicht den ganzen Vormittag wirken. »Plapperaff, es wird Zeit, dass du Ämmchen die Treppe hinunterhilfst, und schaff mir Liir herbei, wenn du kannst, und sage ihm, dass ich beim Essen mit ihm reden muss«, sagte sie mit zusammengebissenen Zähnen, wobei sie wieder einen Blick auf ihre Schaubilder warf, um sicher zu sein, dass sie die Muskelschichten in der richtigen Ordnung von hinten nach vorne hatte.
    Inzwischen war es eine Leistung, wenn Ämmchen es einmal am Tag in den Speisesaal schaffte. »Das ist jetzt meine Arbeit, das und Schlafen, und beides macht das Ämmchen sehr gut«, verkündete sie jedes Mal, wenn sie zu Mittag auftauchte, hungrig von ihrer strapaziösen Treppenbezwingung. Liir deckte Käse und Brot und gelegentlich etwas kalten Braten, und die drei schnitten und kauten einsilbig vor sich hin, bevor sie wieder zu ihren nachmittäglichen Beschäftigungen auseinandergingen.
    Liir war vierzehn und wollte die Hexe unbedingt nach Kolkengrund begleiten. »Ich bin noch nie irgendwo anders gewesen, außerdamals mit den Soldaten«, beklagte er sich. »Immer verbietest du mir alles.«
    Â»Jemand muss hierbleiben und sich um Ämmchen kümmern«, sagte die Hexe. »Darüber müssen wir überhaupt nicht streiten.«
    Â»Plapperaff kann das machen.«
    Â»Kann er nicht. Er wird langsam vergesslich, und wenn er und Ämmchen unter sich sind, bringen sie es fertig, die ganze Burg abzufackeln.

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