Wicked - Die Hexen von Oz
dafür. Diese Soldaten beschlossen plötzlich, ihr Einsatz sei beendet. Ich weià nicht, wieso, vielleicht hatte Nor ihnen erzählt, dass du fort warst. Jedenfalls erzählte sie es uns: Sie hatte heimlich nach deinem Besen gesucht, und sie sagte, du seist nicht da. Es kann also sein, dass sie es ihnen gegenüber erwähnte. Du weiÃt ja, wie nett sie zu ihr waren, wie sie sie vergötterten. Die Soldaten kamen an die Tür und erklärten, sie müssten die ganze Familie, Sarima und ihre Schwestern samt Nor und Irji, zu ihrem Stützpunkt bringen, irgendwo weit weg. Mich bräuchten sie nicht, meinten sie, was ich sehr beleidigend fand.
Sarima wollte den Grund wissen, und dieser nette Kommandeur Kirschstein sagte, es sei zu ihrem eigenen Schutz. Für den Fall, dass ein Kampfbataillon durchkommt, sagte er, dürften sich auf keinen Fall noch irgendwelche Mitglieder des Herrscherhauses hier aufhalten, oder es könnte Blut flieÃen.«
»Ein Bataillon? Wann?« Elphaba schlug mit der flachen Hand auf das Fensterbrett.
»Das will ich dir ja gerade erzählen. In allernächster Zeit, sagte er; dies seien notwendige SicherheitsmaÃnahmen. Die Soldaten machten Druck. Sie trieben die Bauern aus dem Dorf â ich glaube, es gab keine Toten, alles wirkte recht human bis auf die Ketten â, und ich wurde als Einzige zurückgelassen: Ich wäre zu alt, zu Fuà den Berg hinunterzugehen, und auÃerdem kein Familienmitglied. Liir lieÃen sie ebenfalls da, denn er stellte keine Bedrohung dar, und ich glaube, sie hatten ihn irgendwie ins Herz geschlossen. Aber ein paar Tagespäter verschwand auch er. Ich bin sicher, dass er sie furchtbar vermisst hat, und da muss er ihnen zu ihrem Stützpunkt gefolgt sein.«
»Und niemand hat protestiert?«, kreischte Elphaba.
»Schrei mich nicht an! Natürlich haben sie protestiert. Na ja, Sarima ist einfach ohnmächtig zusammengeklappt, und Irji und Nor haben sich um sie gekümmert. Aber die Schwestern, diese elenden SüÃholzrasplerinnen, verbarrikadierten sich im Speisesaal und steckten den Kapellenflügel in Brand, um auf ihre Notlage aufmerksam zu machen, und Drei knallte dem Kommandeur Kirschstein einen Schleifstein auf die Hand und brach ihm sämtliche Knochen im Handgelenk, möchte ich wetten. Fünf und Sechs läuteten die Glocke, aber die Hirten sind zu weit weg, und es geschah alles zu plötzlich. Zwei schrieb Hilferufe und band sie deinen Krähen an die FüÃe, doch die wollten sich nicht befreien lassen und lieÃen sich gleich wieder auf dem Fensterbrett nieder, die nutzlosen Viecher. Vier kam auf die tolle Idee, Ãl zu sieden, aber sie bekamen die Flamme nicht stark genug. Oh, ein oder zwei Tage lang ging es hier hoch her, aber natürlich blieben die Soldaten Sieger. Männer bleiben immer Sieger.«
Ãmmchen hatte sich in Rage geredet. »Und wir dachten alle, sie hätten dich schon vorher aus dem Weg geschafft«, fuhr sie fort. »Du warst die Einzige hier, die etwas ausrichten konnte, das wusste jeder. Alle halten dich für eine Hexe. Die Leute aus dem Dorf sagten mir, falls du doch wieder auftauchst, solltest du nach Rotmühlen unterhalb des Staudamms kommen, das würdest du kennen. Sie glauben anscheinend, du könntest ihre königliche Familie retten, oder was davon übrig ist. Ich habe ihnen klargemacht, dass das eine eitle Hoffnung ist, dass dir daran nichts liegt, aber ich habe versprochen, es dir auszurichten.«
Elphaba ging mit groÃen Schritten auf und ab. Sie befreite ihre Haare aus dem gewohnten Knoten und schüttelte sie aus, als wollte sie das, was sie da gehört hatte, gleich wieder loswerden. »Und Plapperaff?«, fragte sie schlieÃlich.
»Versteckt sich bestimmt im Musikzimmer hinterm Klavier.«
»Eine schöne Bescherung!«
Sie ging herum, sie setzte sich hin, sie strich sich übers Kinn, sie trat gegen Ãmmchens Nachttopf, dass er zerbrach. »Was bleibt mir?«, murmelte sie. »Der Besen. Die Bienen. Der Affe. Mordefroh â haben sie Mordefroh was getan? Also Mordefroh. Die Krähen. Ãmmchen. Die Dorfbewohner, soweit sie entkommen sind. Das fragwürdige Grimorium. Das ist nicht viel.«
»Nein, ist es nicht«, bestätigte Ãmmchen mit einem Seufzer. »Nichts als Unheil.«
»Wir können sie befreien«, erklärte Elphaba. »Und das werden wir auch.«
»Das
Weitere Kostenlose Bücher