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Wicked - Die Hexen von Oz

Wicked - Die Hexen von Oz

Titel: Wicked - Die Hexen von Oz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Maguire
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eine Verbindung? Waren sie ein und dieselbe Person, waren sie grausame Gottheiten, Avatare einer Macht der Finsternis, waren sie lediglich Teilaspekte, vom bösen Gesamtkörper der kumbrischen Hexe genommen? Oder waren sie – einzeln oder gemeinsam – die alte Kumbricia persönlich oder das, was von ihr aus dem heroischen Zeitalter der Mythologie in diesen konfusen und dürftigen modernen Zeiten übriggeblieben war? Waren sie es, die den Zauberer beherrschten, ihn tanzen ließen wie eine Marionette?
    Wer ist wem untertan?
    Und während du auf die Antwort wartest, fällt der von den gegensätzlichen Kräften gebildete tödliche Eiszapfen herab und treibt seine kalte Spitze in dein verletzliches Fleisch.
    Sie verließ die kiefernbestandenen Ufer des Kluchtsees in einem Zustand großer Verwirrung und Aufgewühltheit. Da sie sich nicht zutraute, Fragen der politischen oder theologischen Rangordnung zu entscheiden, würde ihr keine andere Wahl bleiben, als die alten Aufzeichnungen auszugraben, die sie sich am Tag nach Doktor Dillamonds Ermordung aus seinem Studierzimmer geholt hatte. Sie musste etwas Konkretes in der Hand haben. Ein Vergrößerungsglas, ein Skalpell, eine sterile Sonde. Vielleicht war sie inzwischen alt genug zu verstehen, worauf er aus gewesen war. Er war ein unionistischer Essentialist gewesen; sie war eine dilettantische Atheistin. Und doch konnte sie von seiner Arbeit profitieren, auch nach dieser langen Zeit.
    Bis zu den unteren Hängen der Großen Kallen war der Wind auf ihrer Seite. Danach hatte sie größere Mühe, sowohl den Weg zu finden als auch auf dem Besen sitzenzubleiben. Einige Male musste sie absteigen und zu Fuß gehen. Zum Glück war es nicht sehr kalt, und sie stieß in den geschützten Tälern auf kleine Nomadengruppen, die ihr die Richtung wiesen. Trotzdem dauerte die Rückreise lange, selbst mit dem Besen.
    Am späten Nachmittag, als die Sonne im Vergleich zum Winter noch hoch stand und heiß brannte, quälte sie sich die letzten Hänge hinauf. Über ihr zeichneten sich die schlanken dunklen Konturen von Kiamo Ko ab. Sie kam sich vor wie ein Kind, das zum Zylinder eines sehr großen Mannes aufschaut. Um jedes Aufsehen zu vermeiden, machte sie einen Bogen um das Dorf. Ohne den Besen wäre das so gut wie unmöglich gewesen, doch selbst der Besen schien die Anstrengung zu spüren. Sie landete im Obstgarten und begab sich zur Hintertür, die offen stand, was bedeutete, dass die Schwestern irgendwo Blumen pflückten oder ähnlichen Unfug trieben.
    Im Haus war es still. Sie nahm sich einen schon braun werdenden Apfel vom Büfett und stapfte die Treppe ihres Turms hinauf, ohne jemandem zu begegnen. Als sie an Ämmchens Zimmer vorbeikam, rüttelte sie am Türknauf und rief: Ȁmmchen?«
    Â»Oh!«, ertönte ein schwacher Schrei. »Hast du mich erschreckt!«
    Â»Darf ich reinkommen?«
    Â»Moment.« Den Geräuschen nach wurden Möbel von der Tür weggerückt. »Eine schöne Geschichte, das kann ich dir sagen! Die feine Elphaba verschwindet einfach, während wir hier in unseren Betten ermordet werden oder so gut wie.«
    Â»Was redest du da? Lass mich rein!«
    Â»Und ohne ein Wort zu sagen. Wir waren ganz außer uns vor Sorge …« Das letzte Möbelstück scharrte über den Boden, und Ämmchen riss die Tür auf. »Du grässliche, undankbare Person!« Sie ließ sich schwer in Elphabas Arme fallen und brach in Tränen aus.
    Â»Bitte, ich habe genug Dramatik für den Rest meines Lebens gehabt«, sagte Elphaba. »Worüber beschwerst du dich?«
    Es dauerte eine Weile, bis Ämmchen sich beruhigt hatte. Sie durchwühlte ihre Tasche nach Riechsalz und zog dabei so viele Fläschchen und andere Behältnisse heraus, dass sie ihre eigene Apotheke hätte aufmachen können: blaue Phiolen, Tablettenkästchen, Schlangenhautbeutel mit Pulvern und Pillen sowie eine schöne grüne Glasflasche, auf der ein altes zerrissenes Etikett mit der Aufschrift WUNDERELI- klebte.
    Sie verabreichte sich ein Beruhigungsmittel, und als sie wieder bei Atem war, sagte sie: »Also, meine Liebe, ich nehme an, du hast gesehen, dass alle weg sind, oder?«
    Elphaba runzelte verwirrt die Stirn. Eine jähe Furcht stieg in ihr auf.
    Ã„mmchen holte tief Atem. »Sei jetzt nicht böse auf das Ämmchen. Das Ämmchen kann nichts

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