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Wicked - Die Hexen von Oz

Wicked - Die Hexen von Oz

Titel: Wicked - Die Hexen von Oz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Maguire
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wiederholten Mal.
    Â»Ob sie in die Smaragdstadt gebracht oder ob sie ermordet wurden, kann ich nicht sagen. Das weißt du, Ämmchen. Ich habe Leute bestochen. Ich habe herumspioniert. Ich habe Agenten auf jede denkbare Spur angesetzt. Ich habe die Fürstin Nastoya von den Schrähen brieflich um Rat gebeten. Ich bin ein ganzes Jahr lang sämtlichen wertlosen Hinweisen nachgegangen. Das weißt du. Quäle mich nicht, indem du mir immer wieder mein Versagen vorhältst.«
    Â»Bestimmt war ich es, die versagt hat«, sagte Ämmchen versöhnlich. Alle wussten, dass sie das keine Sekunde glaubte. »Ich hätte jünger und energischer sein müssen. Da hätte ich diesem Kommandeur Kirschstein vielleicht die Meinung gegeigt! Und jetzt ist Sarima ein für allemal dahin und ihre Schwestern auch. Ich glaube wirklich, dass es nicht deine Schuld ist«, heuchelte sie und sah die Hexe finster an. »Du musstest wohin, und da bist du gegangen. Wer kann dir das verübeln?«
    Doch das Bild von Sarima in Ketten, von Sarima als verwesender Leiche, die nun Elphaba niemals die Mitschuld an Fiyeros Tod vergeben konnte, es schmerzte sie wie Wasser. »Hör auf, du alter Quälgeist!«, sagte die Hexe. »Müssen meine eigenen Leute mich derart geißeln? Geh deinen Tee trinken, du Ungeheuer!«
    Endlich setzte die Hexe sich hin und dachte an Nessarose und an die Zukunft. Sie hatte versucht, sich aus der Welt der Politik herauszuhalten, aber sie wusste, dass ein Führungswechsel in Munchkinland einen Umschwung zur Folge haben konnte – was vielleicht gar nicht so schlecht war. Schuldbewusst merkte sie, dass der Tod ihrer Schwester ihr eine gewisse Erleichterung verschaffte.
    Sie machte eine Liste der Dinge, die sie zur Trauerfeier mitnehmen wollte. An erster Stelle stand eine Seite des Grimoriums. Sie brütete in ihrem Zimmer über dem alten, moderig riechenden Folianten und riss schließlich eine besonders kryptische Seite heraus. Nach wie vor veränderte sich die Schrift, wenn sie darauf schaute, und ordnete sich vor ihren Augen um, als würde sie von einem Ameisenvolk gebildet. Bei jeder Betrachtung des Buches konnte es passieren, dass eine Seite, die am Tag davor nur ein unleserliches Gekrakel gewesen war, plötzlich Sinn ergab oder dass sich der Sinn einer Seite verflüchtigte. Sie wollte ihren Vater fragen, denn mit seiner frommen Unbeirrbarkeit würde der die Wahrheit besser erkennen.
    3
    Schwarze Girlanden und purpurne Fahnen zierten Kolkengrund. Als die Hexe eintraf, wurde sie von einem unfreundlichen Ein-Mann-Empfangskomitee begrüßt, einem bärtigen Munchkin namens Nipp, der Portier, Hausmeister und kommissarischer Ministerpräsident in einer Person zu sein schien. »Ihre Abstammung gewährt Ihnen in Munchkinland von nun an keine besonderen Privilegien mehr«, bekam sie eröffnet. »Mit dem Tod von Nessarose ist der Ehrentitel Eminenz endlich abgeschafft worden.« Der Hexe war das egal, aber sie dachte nicht daran, eine solche einseitige Erklärung kommentarlos hinzunehmen. »Er ist dann abgeschafft, wenn ich zustimme, dass er abgeschafft wird«, entgegnete sie. Nicht dass der Titel in den letzten Jahren viel gebraucht worden wäre: Nach den weitschweifigen Briefen zu schließen, die hin und wieder von Frex gekommen waren, hatte Nessarose begonnen, den Schimpfnamen »Böse Hexe des Ostens« zu akzeptieren, und ihn als eine öffentliche Strafe betrachtet, wie sie einer Person von solch hohem sittlichen Rang angemessen war. Gelegentlich hatte sie sich sogar selbst so bezeichnet.
    Nipp brachte sie zu ihrem Zimmer. »Ich brauche nicht viel«, sagte die Böse Hexe des Westens (wie sie sich zur Unterscheidung nennen ließ, wenigstens von diesen munchkinschen Emporkömmlingen). »Ein Bett für wenige Tage, und ich würde gern meinen Vater sehen und der Trauerfeier beiwohnen. Ich werde mir ein paar Sachen nehmen und bald wieder weg sein. Wissen Sie übrigens, ob mein Bruder Krott hier sein wird?«
    Â»Krott ist mal wieder verschwunden«, sagte Nipp. »Er lässt Sie grüßen. Er führt im Glikkus irgendeine Aktion durch, die nicht warten konnte. Einige von uns sind der Meinung, dass er aus Sorge über den Regierungswechsel nach dem Tod der Tyrannin das Weite gesucht hat. Was vielleicht gar nicht verkehrt ist«, fügte er kalt hinzu. »Brauchen Sie frische Handtücher?«
    Â»Schon

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