Wicked - Die Hexen von Oz
Zauberer kommen soll. Und obwohl du genau weiÃt, was Glinda im Schilde führt, lässt du dieses Kind mit den Schuhen gehen, die mir gehören. Als du jung warst, hast du noch Stellung bezogen, Boq. Wie konntest du derart ⦠verkommen?«
»Elphie«, sagte Boq, »sieh mich an! Du bist völlig auÃer dir. Hast du etwa getrunken? Dorothy ist nur ein Kind. Du kannst es nicht so hinstellen, als ob sie ein skrupelloser Bösewicht wäre!«
Milla kam heraus, in Kenntnis gesetzt von der heftigen Auseinandersetzung drauÃen vor dem Haus, und stellte sich hinter Boq. Sie hatte ein Küchenmesser in der Hand. Aufgeregt flüsternd sahen die Kinder vom Fenster aus zu.
»Ihr müsst euch nicht mit Messern und Beilen verteidigen«, sagte die Hexe kalt. »Ich hatte geglaubt, ihr würdet das mit Madame Akaber gern erfahren.«
»Du zitterst ja«, sagte Boq. »Schau, ich lege dieses Ding weg. Du bist ganz offensichtlich nicht bei dir. Nessas Tod hat dich arg mitgenommen. Aber du musst wieder zu dir kommen, Elphie. Mach Dorothy keine Vorwürfe! Sie ist harmlos. Sie ist ganz allein. Ich bitte dich.«
»Hör bloà auf zu bitten!«, rief die Hexe. »Ich ertrage es nicht, wenn du mich anbettelst, ausgerechnet du!« Sie knirschte mit den Zähnen und ballte die Fäuste. »Ich verspreche dir nichts, Boq.«
Und diesmal stieg sie auf ihren Besen und flog davon. Tollkühn lieà sie sich von den Luftströmen emportragen, bis sie auf dem Boden unter sich nichts mehr erkannte, was ihr wehtun konnte.
Ihr Gefühl sagte ihr, dass sie zu lange von Kiamo Ko weg gewesen war. Liir war ein Trottel, abwechselnd halsstarrig und ängstlich, und Ãmmchen vergaà gelegentlich, wo sie war. Die Hexe wollte nicht an gestern denken, an den Tod von Madame Akaber, an die in dem Puppenstück aufgestellten Behauptungen. Sie hasste den Zauberer, wie man einen Menschen nur hassen konnte, doch wenn auch nur der Hauch der Möglichkeit bestand, dass er sie tatsächlich gezeugt hatte, dann steigerte das ihren Hass noch mehr. Sie wollte Ãmmchen danach fragen, wenn sie wieder zu Hause war.
Wenn sie wieder zu Hause war. Sie war achtunddreiÃig und merkte jetzt erst, was es bedeutete, sich irgendwo zu Hause zu fühlen. Vielleicht sollte man das Zuhause als den Ort definieren, wo man niemals verziehen bekommt und daher immer durch Schuld gebunden bleibt, ewig zugehörig. Und vielleicht ist die Zugehörigkeit diesen Preis wert.
Doch sie beschloss, auf dem Rückweg nach Kiamo Ko der Gelben ZiegelstraÃe zu folgen. Sie wollte noch einen letzten Versuch unternehmen, sich die Schuhe zurückzuholen. Sie hatte nichts mehr zu verlieren. Wenn die Schuhe dem Zauberer in die Hände fielen, würde er sie zur Bekräftigung seines Anspruchs auf Munchkinland benutzen. Vielleicht brachte sie es ja fertig, Munchkinland achselnzuckend seinem Schicksal zu überlassen â aber die Schuhe, die Schuhe, die gehörten ihr!
Irgendwann traf sie einen Hausierer, der Dorothy gesehen hatte. Während er sich mit ihr unterhielt, stand er an seinem Wagen und kraulte seinem Esel die Ohren. »Sie ist vor ein paar Stunden hier durchgekommen«, sagte er und kaute dabei an einer Mohrrübe, von der auch der Esel fraÃ. »Nein, sie war nicht allein. Sie hatte eine abgerissene Schar von Gefährten dabei. Leibwächter, vermute ich.«
»Ach, das arme, verängstigte Ding!«, sagte die Hexe. »Was denn für Gefährten? Munchkinsche Muskelprotze, nicht wahr?«
»Eher nicht von der Art«, sagte der Hausierer. »Es waren ein Strohmann und ein Holzfäller aus Blech und eine groÃe Katze, die sich im Gebüsch versteckte, als ich vorbeifuhr, ein Leopard vielleicht oder ein Panther.«
»Ein Mann aus Stroh?«, staunte die Hexe. »Sie erweckt die Gestalten der Märchen zum Leben? Das muss ja ein ganz besonderes Kind sein. Sind Ihnen ihre Schuhe aufgefallen?«
»Allerdings. Ich wollte sie ihr abkaufen.«
»Tatsächlich? Und, haben Sie es getan?«
»Unverkäuflich. Sie schien sehr daran zu hängen. Sie hat sie von einer guten Hexe geschenkt bekommen.«
»Von wegen.«
»Geht mich nichts an«, sagte der Hausierer. »Kann ich Sie für irgendwas interessieren?«
»Ich bräuchte einen Schirm«, entgegnete die Hexe. »Ich bin ohne losgezogen, und das macht sich nicht so gut.«
»Ich kann mich
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