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Wicked - Die Hexen von Oz

Wicked - Die Hexen von Oz

Titel: Wicked - Die Hexen von Oz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Maguire
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gemocht. Sie hatte mehr Charakter als diese affektierte Glinda.«
    Â»Du hast Glinda zu Füßen gelegen«, sagte Ämmchen. »Das wussten alle.«
    Â»Jetzt jedenfalls nicht mehr«, erklärte die Hexe. »Elende Verräterin!«
    Â»Du riechst nach Blut, geh dich waschen!«, sagte Ämmchen.
    Â»Ich wasche mich nie, das weißt du doch. Wo ist Liir?«
    Â»Wer?«
    Â»Liir!«
    Â»Ach, irgendwo.« Sie lachte. »Schau mal im Fischbrunnen nach.«
    Das war inzwischen ein stehender Witz zwischen ihnen.
    Â»Was ist das für ein neuer Unfug?«, fragte die Hexe, als sie Liir im Musikzimmer antraf.
    Â»Sie hatten doch recht«, sagte er. »Sieh nur, was ich nach all den Jahren endlich gefangen habe.«
    Es war der goldene Karpfen, der so lange im Fischbrunnen gelebt hatte. »Ich gebe zu, er war schon tot, und ich habe ihn mit dem Eimer herausgefischt, ohne Netz oder Haken. Aber trotzdem. Meinst du, wir werden ihnen jemals erzählen können, dass wir ihn doch noch erwischt haben?«
    Die letzten Monate über hatte er angefangen, von Sarima und ihrer Familie zu sprechen, als ob sie Gespenster wären, die sich gleich hinter der Biegung der Wendeltreppe im Turm versteckten und sich über dieses ewig lange Versteckspiel das Kichern verbeißen mussten.
    Â»Das können wir nur hoffen«, antwortete sie. Sie fragte sich flüchtig, ob es unmoralisch war, Kinder mit Hoffnungen aufwachsen zu lassen. Fiel es ihnen dann letztlich nicht schwerer, sich damit abzufinden, wie es wirklich in der Welt zuging? »War sonst alles in Ordnung, während ich weg war?«
    Â»Alles bestens«, sagte er. »Aber ich bin froh, dass du wieder da bist.«
    Sie knurrte etwas und ging Plapperaff und seine schnatternde Meute begrüßen.
    In ihrem Zimmer hängte sie die alte Glasplatte mit einer Schnur an einen Nagel und vermied es, hineinzuschauen. Sie hatte das schreckliche Gefühl, dass sie Dorothy sehen würde, und davor graute ihr. Das Kind erinnerte sie an irgendjemanden. Es war diese selbstverständliche Direktheit, dieser Blick ohne schamhaftes Abwenden. Sie war so natürlich wie ein Waschbär – ein Farn – ein Komet. Die Hexe dachte: Ist es Nor? Erinnert mich Dorothy an Nor?
    Doch damals hatte die Hexe sich nicht für Nor interessiert, obwohl ihr Gesicht ein kleines, samtweiches Abbild Fiyeros gewesen war. Abgesehen von Nessarose und Krott hatte die Hexe sich nie für Kinder erwärmt, ihrer leuchtenden Verheißung nie geglaubt. Durch diese Einstellung hatte sie sich stets noch stärker isoliert gefühlt als durch ihre Hautfarbe.
    Nein – und jetzt fiel ihr Blick doch gegen ihren Willen auf das mitgenommene Stück Glas. Die Hexe mit ihrem Spiegel, dachte sie. Wir sehen nie jemand anders als uns selbst, und das ist der Fluch. Dorothy erinnert mich an mich selbst …
    â€¦ Die Zeit in Huden. Das grüne Mädchen, schüchtern, linkisch und gedemütigt. Um die Qual nasser Füße zu vermeiden, stapft sie in klammen Gamaschen aus Sumpfkalbsleder und wasserdichten Stiefeln herum. Mama, schwanger mit Krott, rund und dick wie ein Schiff. Mama, wie sie seit Monaten unablässig darum betet, endlich ein gesundes Kind zur Welt bringen zu dürfen. Mama, wie sie die Flaschen mit Alkohol und die Spitzlappblätter in den Matsch kippt.
    Ã„mmchen kümmert sich um die kleine Nessa und schleppt sie auf der täglichen Suche nach Kohlfischen, Nadelblumen und Ackerbohnenstengeln herum. Nessa kann alles sehen, aber sie kann nichts anfassen: Was für ein Fluch für ein Kind! (Kein Wunder, dass sie an Dinge glaubte, die sie nicht sehen konnte, die nicht durch Anfassen zu beweisen waren.) Zu seiner Entsühnung nimmt Papa das grüne Mädchen auf eine Fahrt zu den Verwandten von Schildkrötenherz mit, einer weitverzweigten Familie, die in einem Nest von Pfahlhütten und Laufstegen in einem Wald von breiten, vermodernden Bimbäumen wohnt. Die Quadlinger, die lieber in der Hocke als auf Stühlen sitzen, ziehen die Köpfe ein. Der Geruch nach rohem Fisch in ihren Hütten, an ihrer Haut. Sie fürchten sich vor dem unionistischen Pfarrer, der sie in ihrem armseligen Dorf aufsucht. Ich habe keine deutliche Erinnerung an Einzelne außer an eine alte Matriarchin, zahnlos und stolz.
    Nach einer Weile scheuer Zurückhaltung nähern sich die Quadlinger nicht dem Pfarrer, sondern mir, dem grünen

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