Wicked - Die Hexen von Oz
vollkommen kitten wird.«
»Mit meiner Ehe ist alles in Ordnung«, sagte Melena, während sie sich unter die Decke kuschelte (die Kapsel hatte eine anregende Wirkung, aber das brauchte Ãmmchen nicht zu wissen), »solange wir nicht dorthin ziehen, wo die Sonne im Sumpf versinkt.«
»Die Sonne geht im Westen unter, nicht im Süden«, sagte Ãmmchen begütigend. »Das war ein Geniestreich, dass du heute Abend die Schwangerschaft auf den Tisch gepackt hast, Herzchen. Ich würde dich nicht mehr besuchen kommen, wenn du nach Quadlingen ziehen würdest, muss ich dir sagen. Ich werde dieses Jahr fünfzig. Für manche Sachen ist das Ãmmchen mittlerweile wirklich zu alt.«
»Am besten, niemand geht irgendwohin«, sagte Melena und schlief ein.
Zufrieden mit sich blickte Ãmmchen noch einmal aus dem Fenster, während sie sich zum Schlafengehen fertig machte. Frex und Schildkrötenherz waren immer noch ins Gespräch vertieft. Ãmmchen gab genauer acht, als sie sich anmerken lieÃ; sie hatte Schildkrötenherzens Gesicht gesehen, als ihm die Gefahr für sein Volk wieder einfiel. Es war aufgegangen wie ein Hühnerei, und die Wahrheit war so arglos herausgeflattert wie ein Küken. Und so verletzlich. Kein Wunder, dass Frex sich dichter an den leidgeprüften Quadlinger herangesetzt hatte, als sich in Ãmmchens Augen gehörte. Aber an Abartigkeiten schien es in dieser Familie keinen Mangel zu haben. Â
»Schickt die Kleine herein, damit ich sie hinlegen kann«, rief sie aus dem Fenster, auch um die Intimität der beiden zu stören.
Frex blickte sich um. »Sie ist doch drinnen, oder?«
Ãmmchen sah nach. Das Kind spielte normalerweise nicht Verstecken, weder hier noch mit den Rangen im Dorf. »Nein, ist sie denn nicht bei euch?«
Die Männer wandten sich hierhin und dorthin. Ãmmchen meinte, im Schatten der Eibe eine rasche Bewegung zu sehen. Sie hielt sich am Fenstersims fest. »Seht zu, dass ihr sie findet. Um diese Zeit schleicht alles Mögliche drauÃen herum.«
»Hier schleicht gar nichts herum, Ãmmchen. Das ist nur deine übersteigerte Phantasie«, wiegelte Frex ab, doch die Männer erhoben sich umgehend und suchten.
»Melena, Schätzchen, schlaf noch nicht. WeiÃt du, wo Elphaba ist? Hast du sie weggehen sehen?«, fragte Ãmmchen.
Melena stemmte sich schwerfällig auf einen Ellbogen. Leicht berauscht starrte sie durch ihre Haare. »Was willst du schon wieder?«, nuschelte sie. »Wer ist weggegangen?«
»Elphaba«, sagte Ãmmchen. »Komm, steh lieber auf! Wo kann sie sein? Wo kann sie nur sein?« Sie machte Anstalten, Melena aufzuhelfen, doch es ging ihr zu langsam, und ihr Herz raste. Sie legte Melenas Hände auf die Bettpfosten und sagte: »Komm schon, Melena, das verheiÃt nichts Gutes«, und sie griff sich ihren Schwarzdornstock.
»Wer?«, sagte Melena. »Wer ist weg?«
Die Männer riefen durch die aufziehende Dunkelheit: »Fabala! Elphaba! Elphie! Fröschlein!« Sie entfernten sich vom Garten und den verglimmenden Resten des Feuers, sie spähten ins Unterholz und schlugen auf die unteren Zweige der Sträucher. »Schlänglein! Eidechslein! Wo bist du?«
»Es ist die Bestie aus den Bergen!«, rief Ãmmchen. »Wer weiÃ, was das für ein Untier ist!«
»Es gibt hier keine Bestie, du phantasierst ja«, sagte Frex, doch er sprang immer aufgeregter von Stein zu Stein und drosch die Ãste zur Seite. Schildkrötenherz war stehengeblieben, die offenen Hände genHimmel gestreckt, als versuchte er, das schwache Licht der ersten Sterne aufzufangen.
»Ist es Elphaba?«, rief Melena, die endlich die Benommenheit abgeschüttelt hatte, und trat von der Tür im Nachthemd hinaus. »Ist das Kind fort?«
»Sie ist nicht da, sie ist verschleppt worden«, sagte Ãmmchen grimmig. »Diese beiden Trottel haben geturtelt wie Schulmädchen, und das Untier aus den Bergen streift umher.«
Melena fing an zu rufen, und ihre Stimme wurde immer lauter und ängstlicher. »Elphaba! Elphaba, willst du wohl hören! Komm sofort her! Elphaba!«
Nur der Wind gab Antwort.
»Sie ist nicht weit«, sagte Schildkrötenherz nach einer Weile. In der Dunkelheit war er nahezu unsichtbar, während Melena in ihrem weiÃen Popelin wie ein Engel leuchtete, als ob sie ein Licht in sich hätte. »Sie ist nicht
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