Wickelblues & Wimperntusche (German Edition)
Beweis, dass weder Kinder noch Enkel (was für ein Wort!) ein Hindernis für die kleinen Freuden des Lebens sein mussten. Und überhaupt: Wenn ich mich im Spiegel betrachtete, dann ...
Hmmm! Ich warf den Kopf in den Nacken, schüttelte die Haare auf, wischte die verheulten Augen trocken und entschied mich für etwas Farbe. So gerüstet stiefelte ich hoch zu Frau Sanders, um meine Chancen als Haushaltshilfe auszuloten. Um in Stimmung zu kommen, stellte ich mir Anni vor, wie sie im schwarzen Minikleid, weißen Häubchen und Spitzenschürze untertänig vor Frau Dr. von Grünberg knickste, und lachte los. So sehr, dass mir die Luft weg blieb und ich mich an die schwere Haustür lehnen musste. Nein, das Leben war keineswegs ohne Freuden, auch wenn sie manchmal gut versteckt im Hintergrund warteten.
Frau Sanders erwies sich als nette alte Dame mit Sinn für Humor. Kaum hatte ich mein Anliegen vorgetragen, war ich auch schon als Putzhilfe engagiert: Wäsche waschen und bügeln, Küche putzen, bei Bedarf die schweren Vorhänge abnehmen und nach dem Waschen wieder aufhängen, am besten 2 Mal die Woche für ein bis zwei Stunden. Alles für zehn Euro die Stunde. Ohne Steuerkarte.
Zwischendurch fragte Frau Sanders nach Kim. Sie erzählte von ihren eigenen Enkeln und wie schade sie es fand, dass sie sich wegen der großen Entfernung nur selten sehen konnten.
„Für die wenigen Besuche habe ich damals alles Mögliche gekauft, das Meiste davon ist noch da und funktioniert einwandfrei“, erzählte sie. „Spielzeug, Bücher, ein Kasperle-Theater, Sie wissen ja, wie das ist. Und nun steht alles auf dem Dachboden herum und verstaubt.“
Ich sah auf die Uhr und erschrak. „Oh je, schon so spät! Ich glaube, ich muss jetzt los, meine Mutter wollte längst nach Hause.“
Die alte Dame bat mich, noch einen Augenblick zu warten, und führte mich in ihr Schlafzimmer, wo ein mit rosa Schleifen verziertes, frisch geputztes und offensichtlich wenig gebrauchtes Reise-Kinderbett auf mich wartete. In Blau. Mit weiß geblümter Bettwäsche.
Ich schluckte und fühlte mich wie früher unter dem Weihnachtsbaum. „Frau Sanders, das ist ...“
„Mein Sohn hat es damals extra angeschafft, damit seine Kinder bei uns übernachten können.“ Sie streichelte den Aluminiumrahmen. „Nun sind sie groß und haben es höchstens drei oder vier Mal genutzt. Zu schade eigentlich, um auf dem Sperrmüll zu landen, finden Sie nicht? Ich möchte, dass Sie es bekommen.“
Ich schluckte wieder, doch der Kloß im Hals ging nicht weg.
„Das kann ich nicht annehmen, Frau Sanders, wirklich nicht. Das ist doch noch wie neu, dafür könnten Sie noch viel Geld bekommen. Wenn Sie wollen, kann ich es im Internet einstellen und für Sie versteigern.“
Sie lächelte. „Ach was, machen Sie sich keine Mühe. Mich hat es nichts gekostet, und mein Sohn will es nicht zurück; hier hat niemand mehr Verwendung dafür und Sie können es brauchen. Warum also dieses Bett verkaufen und Ihnen für die paar Euro einen Strampler oder eine Spieluhr besorgen, von denen Sie sowieso mehr als genug haben?“
In meinem Kopf spielte etwas La-le-lu und ließ den Eisberg schmelzen. Als die alte Dame mir dann auch noch eine Kiste Bauklötze in die Hände drückte, war es um meine Fassung geschehen.
„Wenn Sie mal einen erfahrenen Babysitter brauchen, bringen Sie die Kleine einfach hoch“, bot sie an, ohne meinen Tränen weiter Beachtung zu schenken. „Mich stört es nicht, wenn Kim mal schreit. Im Gegenteil, Kinder bringen Leben ins Haus. Und so ganz unerfahren bin ich ja auch nicht, dann kann ich mich auf meine alten Tage sogar noch nützlich machen.“
Zurück an der Wohnungstür fühlte ich mich seltsam beschwingt. Mit dem Reisebettchen unter dem Arm überlegte ich, wohin wir es stellen sollten. Kim würde sich von Anfang an daran gewöhnen müssen, bei Lotta zu übernachten, dann wäre es dort wohl am besten aufgehoben. Wie gut, dass es Lotta gab!
Pfeifend schloss ich die Tür auf – und blieb überrascht stehen: An die 50 leuchtende Teelichter brannten im Flur, aufgereiht wie Zinnsoldaten. Vorsichtig folgte ich der Lichterspur ins Wohnzimmer, wo Lotta und Svenja friedlich am Tisch saßen und Karten spielten.
„Was ist denn hier los?“ Die zwei in trauter Zweisamkeit, das kam mir nicht geheuer vor. „Und wo ist Robert?“
„Wieder in London“, erklärte Lotta und legte eine Karte auf den Stapel. „21 – ich hab gewonnen.“
„Du schummelst!“ Svenja legte
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