Wickelblues & Wimperntusche (German Edition)
Thea. Und Ihre Zwillinge natürlich auch.“
„Aufnahmen? Was für Aufnahmen?“ Nun war ich an der Reihe mit große-Augen-machen und schlucken. „Von Aufnahmen weiß ich nichts, nur von Artikeln.“
„Ach, hatte ich das vergessen? Scusi, Signora , das tut mir ausgesprochen leid!“ Er verlegte sich aufs Schmeicheln: „Signora von Grünberg, cara mia Thea! Unsere Leserinnen bewundern Sie schon jetzt und werden Sie lieben, wenn sie Sie erst inmitten Ihrer großen, bunten Familie erlebt haben. Sie sind das Vorbild für die Frau von heute, glauben Sie mir. Wie Sie das schaffen, mit zwei kleinen Kindern, Ihrem beschäftigten Gatten und seiner pflegebedürftigen Mutter – wo ist Ihre Schwiegermutter eigentlich? Es geht ihr doch gut, hoffe ich, oder?“
Ich dachte an Annis Vorhaltungen in Richtung Auto, Mutter und Familie und verzog das Gesicht. „Ja, Lotta geht es gut“, winkte ich ab. „Aber was wollten Sie da gerade über Dreharbeiten sagen? Kommen wir etwa ins Fernsehen?“
„Fernsehen?“ – Jetzt bekam Roberts Gesicht Farbe. Er sprang aus dem Sessel, stellte sich neben mich und lauschte. Ich ließ ihn gewähren; sollte er ruhig hören, was ich so trieb, während er verzweifelt um eine Rolle rang.
„Beinahe, Thea. Im Grunde finde ich Fotoreportagen ja viel persönlicher als Fernsehen, man kann so viel hineininterpretieren. Wir kommen am Samstag so gegen acht, ich hoffe das ist Ihnen recht.“
„Nein!“
Ein Anflug von Panik in meiner Stimme machte ihn wohl aufmerksam.
„Was ist, Thea? So etwas wird eine Frau wie Sie doch nicht aus der Bahn werfen, oder?“
Ich bemühte mich, das Zittern in der Stimme unter Kontrolle zu bringen, und massierte mir die Stirn. „Nicht doch, Andrea, das kommt nur etwas unerwartet.“ Ich steckte Robert die Zunge heraus. „Aber am Samstag habe ich leider schon einen Termin, und mein Mann ist ebenfalls verhindert. Dienstlich!“
Robert winkte ab und steckte mir ebenfalls die Zunge heraus. „Aber wo denkst du hin, Liebling? Was auch immer es ist, wenn es dir nützt, werde ich meine Termine selbstverständlich verschieben, wie immer.“
Meine rechte Hand formte eine Pistole, zielte und drückte ab. Mitten ins Herz! Robert zwinkerte mir zu und fiel mit seligem Grinsen zurück in die Kissen. Man konnte ihm ansehen, dass er bereits eifrig Zukunftspläne schmiedete. Für seine Zukunft, wohl gemerkt, die von Robert Becker , dem Schauspieler, bekannt aus der Serie Auf frischer Tat ertappt auf Kanal Acht. Robert Becker also, zu Gast bei ... Ja, bei wem eigentlich? Sichtlich irritiert machte er sich auf die Suche nach Lotta, die seine Fragen bestimmt beantworten würde.
„Aber das ist doch nicht nötig, Liebling“, zischte ich ihm übertrieben freundlich hinterher, „Andrea kann das sicher um ein paar Tage verschieben, nicht wahr?“
„Eigentlich nicht“, gab der zu. „Die Story wird von einem unserer freien Reporter begleitet, und der ist nur noch an diesem einen Tag zu haben, sonst völlig ausgebucht. Und da Sie versprochen haben, uns mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu unterstützen ... Sie erinnern sich, cara mia ?“
Oh ja, und wie ich mich erinnerte. Dieser glückliche Dämmerzustand im Besprechungsraum der PEPITA-Redaktion, von dem mir außer einigen aufregenden Körperreaktionen nicht viel im Gedächtnis geblieben war. Ich hätte alles versprochen an jenem Nachmittag, alles!
„Oh nein! Nicht das noch!“ – Svenjas Stimme klang verdächtig schrill, irgendetwas schien nicht rund zu laufen. Ich wurde dementsprechend nervös, doch Anni enthob mich einer Antwort. „Ich komme gleich“, rief sie und machte sich auf den Weg ins Bad.
„Ist nicht nötig, wir haben alles im Griff“, brüllte Lotta zurück.
„Und wer war das eben?“, wollte Andrea wissen.
Mist, dem entging aber auch gar nichts! „Das?“, stammelte ich. „Ach, nichts weiter. Das war ... die Tochter meines Dienstmädchens. Sie ist gerade Mutter geworden und hat uns mit ihrem Nachwuchs besucht. Geburtstagsüberraschung für die Zwillinge sozusagen.“ Gerettet!
Andrea gurrte noch immer. „ Magnificamente, hervorragend. Ich sehe schon die Schlagzeilen: Dr. Thea von Grünberg, Powerfrau mit Herz und Familie – das kommt gut, Thea, sehr gut sogar. Ich nehme also Ihre Zustimmung zur Kenntnis und bedanke mich im Voraus für Ihre Mühe und die Unordnung, die ein solches Projekt hinterlässt. Aber wem sage ich das, Ihr Team ist ja bestens eingespielt und wird auch diese Aufgabe
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