Wickelblues & Wimperntusche (German Edition)

meistern. Aber nun muss ich weiter, Thea, ich habe Sie schon viel zu lange von Ihren Lieben ferngehalten. Bis Samstag also – ich verlass mich drauf! Ciao, Belissima . “ Er lachte leise und legte auf.
    Ich reichte den Hörer an Anni weiter und sackte auf den Sessel. „Eine Fotoreportage! Am Samstag! Hier!“
    „Großartig!“ Wenigstens Robert strahlte. „Wo liegt dein Problem?“ Er griff sich die Zwillinge und stopfte sie kurzerhand in Svenjas Zimmer. Da ihr Protest schnell verstummte stand zu vermuten, dass sie deren streng gehütetes CD-Regal gefunden hatten, vermutlich war Robert längst weg, wenn sie das merkte.
    „Sie sollen alle dabei sein“, stammelte ich. „Mein Unternehmer-Gatte, die Schwiegermutter, das Dienstmädchen nebst erwachsener Tochter und Baby ...“ Resigniert sank ich in die Polster. „Das überlebe ich nicht!“
    Lotta, die inzwischen aus dem Bad zurückgekehrt war und neben Anni auf dem großen Kuschelsofa saß, fand die Idee gar nicht so abwegig. „Warum nicht? Robert könnte doch deinen Ehemann spielen“, schlug sie vor und erklärte ihrem Ex-Schwiegersohn in wenigen Worten die ganze Misere mit dem Frustbrief an PEPITA.
    Robert strahlte. „Natürlich kann ich das spielen, wie im richtigen Leben!“
    Ich schmollte. „Niemals, schlag dir das gleich aus dem Kopf. Hier geht es ausnahmsweise mal nicht um dich, sondern um mich. Meine Zukunft, meine Karriere, mein Leben, und darin spielst du keine Rolle. Schon lange nicht mehr.“
    „Da sei dir mal nicht so sicher“, murmelte Lotta.
    Robert blieb eisern. „Hast du einen besseren Plan?“, fragte er und zwinkerte mir zu. „Deinen Rosenkavalier vielleicht? Wie hieß der doch noch gleich? Falko?“
    „Lass Falk aus dem Spiel, der ist nur ein guter Freund. Allerdings ein verlässlicherer als du.“ Ich ballte die Hände zu Fäusten und drehte mich um. Wie ärgerlich, dass Roberts bloße Anwesenheit mich noch immer so in Fahrt bringen konnte. Nach all den Jahren!
    „Lass es mich so sagen“, versuchte er sein Glück von Neuem. „Was du da angezettelt hast, ist Theater, nichts weiter als ein Stück in einem stark besetzten Schauspiel. Und dir fehlt für einen der Darsteller die Besetzung.“ Theatralisch riss er die Hände in die Höhe und rief in Richtung Decke: „Ich bin Schauspieler! Ich kann alles spielen, zur Not sogar deinen Ehemann.“
    „Kann ja so schwer nicht sein“, entfuhr es Anni und presste prompt beide Hände auf den Mund.
    Ich wand mich noch eine Weile und gab dann nach. „Na gut. Wenn du unbedingt willst, versuchen wir es. Aber wehe, du drehst zu sehr auf! Thea ist die Hauptperson in diesem Stück, das zufällig Yvi’s Leben heißt, und nicht du.“
    „Lass Robert den Artikel doch erst einmal lesen“, rief Svenja aus dem Bad herüber. „Kann ja sein, dass er es sich dann noch einmal überlegt.“
    Robert nickte, ließ sich von Lotta den unseligen Artikel zeigen und las. Von Minute zu Minute erlosch das Glitzern in seinen Augen, wurde sein Blick finsterer und die Falten auf der Stirn tiefer. Schließlich warf er die Zeitschrift auf den Tisch zurück und wetterte: „Unmöglich! So etwas spiele ich nicht.“
    „Ich denke, du bist Schauspieler?“, gab Lotta zurück. „Ein richtiger Schauspieler kann alles spielen, oder etwa nicht?“
    „Aber Yvi schildert diesen … diesen Ehemann als selbstverliebten und lebensuntüchtigen Workaholic! Ein Idiot, der ohne seine holde Gattin zu nichts in der Lage ist!“
    „Na und?“, gab ich spitz zurück. „Für die Rolle müsstest du nicht einmal üben.“
    Überraschend gab er nach. „Also gut, Ladies, versuchen wir es.“
    Ich sah mich um: Außer Anni und mir schien niemand sein spitzbübisches Lächeln bemerkt zu haben. Was er wohl im Schilde führte?
    „Ich bin Samstag auf alle Fälle da“, flüsterte Anni mir zu. „Schon, um ihn im Auge zu behalten, viel schwerer als bei achtjährigen Lausbuben kann das ja nicht werden.“
    „Hoffentlich behältst du da recht, Anni!“
     

9
     
     
    Mehr als diesen einen Tag bekam ich nicht, um mich mit der Situation Baby im Haus vertraut zu machen. Da der KESKO-Markt einen hohen Krankenstand verzeichnete, schrumpfte mein Sonderurlaub auf magere zwei Tage zusammen und ich musste früher als gedacht wieder an die Kasse. Lotta krempelte kurzerhand den Dienstplan im Kindergarten um und übernahm die erste Woche bei Svenja und Kim.
    Der Tag nach Kims Einzug sollte als Titanic-Day in meine Annalen eingehen. Er begann damit, dass