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Wickelkontakt - Roman

Titel: Wickelkontakt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katri Dietz
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und sah mich an, als wäre ich verrückt geworden.
    » Was schreist du denn so?«, fuhr er mich an. Er musste wirklich müde sein, sonst war er doch immer so verständnisvoll.
    » O entschuldige, du warst es nur… Ich dachte, Schatz… ich dachte, du wärst ein Gespenst!«, brachte ich hervor und fing an zu weinen.
    » Ich bin kein Gespenst«, sagte Jonas und kuschelte sich unter die Decke. » Ich bin’s, dein Mann– diese dummen Gruselgeschichten machen dich ja ganz verrückt.« Dann fing er an mich zu streicheln. Das brachte mich auf ganz andere Gedanken, und das war auch gut so. Ich schniefte noch einmal kurz, weil ich mich wirklich erschreckt hatte, dann flüsterte ich: » Baby, guck mal weg« und zog Jonas an mich.
    Am nächsten Tag konnte ich mich freuen: Meine Übelkeit war nach kurzer Pause zurückgekehrt, dem Baby schien es demnach in meinem Bauch hervorragend zu gehen, und, da es jetzt auch wieder schottlandtypische Bindfäden regnete, blieben wir in unserem Himmelbett, von wo wir nach draußen auf das verregnete Meer sahen und uns mit Salzstangen und Cola verwöhnten. Dabei kamen wir natürlich auch endlich auf die wichtigen, ja geradezu essenziellen Dinge des neuen Lebens zu sprechen: Wie das Baby heißen, und, noch viel wichtiger, was es anziehen sollte, wenn es endlich erst mal da war. Und wo wir das ganze süße Babyzubehör, von Autoaufklebern über Babybadewanne bis Wickeltisch und Zehennagelschere kaufen wollten. Dass unser Kind ein Mädchen werden würde, hatte ich fest im Gefühl, und ich dachte, es würde sich in meinem Ankleidezimmer, das wir ihr dann natürlich zur Verfügung stellen würden, sehr wohlfühlen. Wo ich meine Schrankwände voller Klamotten unterbringen wollte, wusste ich dagegen noch nicht, aber das würde sich sicher finden.
    Ziemlich ernsthaft sprachen wir aber auch über die Verantwortung, die das Kind mit sich bringen würde, und Jonas versprach, dass wir uns jede Nacht mit dem Aufstehen, Füttern und Wickeln, oder was eben so zu tun war, abwechseln würden. Ob und wie ich stillen würde, wusste ich noch gar nicht, auch das sogenannte und viel gepriesene Wunder der Geburt war mir noch völlig verschlossen. Auch von wunden Brustwarzen, Nachwehen und Wochenfluss hatte ich noch keinen blassen Schimmer, aber darüber konnte ich mir ja Gedanken machen, wenn es so weit war. Im Moment reichte es mir, mir ein goldiges Mädchen auszumalen, das ich in rosa Kleidchen und weiße Strümpfchen stecken und stolz in meiner Agentur und meinem Exsender vorführen würde. Alles ganz easy, Mutterschaft kann ja nicht so schwer sein. Pah, ich meine, ich hab ja studiert, moderiert, und ich bin TV-Journalistin, da wird das ja wohl ein Klacks sein, so ein Baby großzukriegen!
    Oh, Sophie, Hochmut kommt vor dem Fall…
    » Hecheln Sie, Sie müssen hecheln!«, schrie mich die Hebamme an. Ich versuchte zu hecheln wie ein Hund, verwechselte aber gelegentlich die Hechelatmung mit dem Tönen, das wir vorher geübt hatten, und stöhnte, hechelte und keuchte auf meiner blauen Gummimatte vor mich hin. Schwitzend und völlig überanstrengt lag ich auf dem Rücken wie ein dicker Käfer und hoffte auf das Ende dieser unzumutbaren Qualen.
    » Okay, genug für heute«, rief Frau Büttner, die fünfundsechzigjährige weißhaarige Hebamme, die mich und sieben Mitschwangere im Geburtsvorbereitungskurs auf das Grauen der bevorstehenden Geburt aufmerksam machte. Je näher der Termin rückte– jetzt blieben mir noch vier babyfreie Wochen–, desto panischer wurde ich. Aber zum Glück gab es ja die Periduralanästhesie, einen schönen Kaiserschnitt unter Vollnarkose oder Ähnliches, wobei die werdende Mutter die Geburt auch genießen konnte, ohne sich zu fühlen, als würde sie in Stücke gerissen. Allerdings war mir schon zu Ohren gekommen, dass die Ärzte von solchen Wünschen nicht so begeistert waren. Vielleicht würde ich mich auch mit einer Wassergeburt in einem schicken Whirlpool zufriedengeben, Hauptsache, es tat nicht weh, und ich wurde dabei nicht so schmutzig.
    » Frau Ahorn, kann ich Sie bitte noch kurz sprechen?«, sagte da Frau Büttner neben mir, nachdem ich über eine etwas verkorkste seitliche Rolle meinen immens dicken Bauch in eine aufrechte Position geschoben hatte.
    » Ja, bitte?« Ich sah sie verwundert an. Was wollte sie bloß von mir? Frau Büttner redete in dem Kurs ständig nur über die Geburt ihrer eigenen Kinder (die natürlich wundervoll und großartig gewesen war, dabei sah sie aber so

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