Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wickelkontakt - Roman

Titel: Wickelkontakt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katri Dietz
Vom Netzwerk:
und würde gerne mit dir kuscheln, und irgendwie fehlst du mir… Dabei kenn ich dich doch gar nicht. Hab aber auch gleichzeitig das Gefühl, dich doch zu kennen. Jedenfalls muss ich ganz viel an dich denken, und, wenn du mich mal anrufst, würd ich mich freuen.«
    Ich fand mich genial! Und es war so einfach gewesen! Ich hatte ihm alles gesagt, was mir auf dem Herzen lag. Völlig zufrieden mit mir und der Welt schlief ich ein.
    Am nächsten Morgen packte mich das Grauen. Was hatte ich getan? Wie konnte man sich so erniedrigen? » Ich würde gerne mit dir kuscheln« und » muss viel an dich denken«… so was in der Art hatte ich wohl gesagt. Ich schlug mir mehrmals so hart vor den Kopf, dass es knallte. Davon war ich auch sofort wach und rief Mona an, die mich jetzt unbedingt beruhigen musste.
    » Ich bin verrückt!«, schrie ich in den Hörer, kaum dass sie ein verschlafenes » Hallo?« gemurmelt hatte. Dann hörte ich ein Rascheln und Rauschen, vermutlich war ihr der Hörer aus der Hand gefallen, und sie suchte ihn nun im Bett.
    » Wääääs? Was hasn gemacht?« Sie gähnte. Es war ja auch erst halb acht morgens, und sie hatte genau wie ich nur wenige Stunden geschlafen und sicher ebenso viel Restalkohol im Blut. Ich erklärte ihr den Sachverhalt, und zu meiner Bestürzung fing sie an zu kichern.
    » Mann!«, rief ich aufgebracht. » Das ist nicht witzig!«
    » Doch«, antwortete sie schlicht. » Das ist es. Und es ist das Einzige, was du tun konntest. Es war ehrlich und offen, und er weiß jetzt, dass du an ihn denkst und ihn vermisst. War schon okay, also beruhige dich. Er wird sich melden. Gib ihm eine Woche, und danach vergessen wir ihn, ja? Und jetzt lass mich bitte weiterschlafen, ich bin echt völlig fertig. Ich meld mich später wieder.« Dann legte sie einfach auf.
    Ich hätte alles gegeben, aber was jetzt passierte, entzog sich meinem Einfluss, da hatte sie Recht. Trotzdem bibberte und zitterte ich bei jedem Handy-Klingeln.
    Er rief natürlich nicht an. Zumindest sechs Tage nicht.
    Es war am Freitagabend darauf, ich erholte mich gerade nach einem ausgiebigen Mittagsschlaf in der Badewanne von meiner Frühschicht, als die Anfangsmelodie der Simpsons einen Anruf ankündigte. Ich wartete einen Moment– denn nichts wirkt abstoßender als eine Frau, die sofort ans Telefon geht– und meldete mich mit meiner vermeintlich sexiesten Radiostimme: » Halloooo?«
    » Hallo, hier ist Jonas«, sagte er.
    » Welcher Jonas?« Tolle Reaktion.
    » Der aus dem Ex-Sparr – wieso, wie viele kennst du denn noch?« Er lachte.
    » Och so einige«, meinte ich, was natürlich gar nicht stimmte. Ich war nur so durcheinander, dass ich schon wieder nicht mehr klar denken konnte.
    » Du hattest angerufen…« Ich konnte sein Grinsen deutlich vor mir sehen. Wenigstens war er offenbar nicht sauer auf mich, sonst hätte er sich ja nicht gemeldet.
    » Fand ich schön!«, setzte er sogar noch einen drauf.
    Mein Herz fing an, schneller zu klopfen. Wahrscheinlich war das Badewasser doch zu heiß. Ich war, und das soll schon was heißen, in diesem Moment sprachlos und wusste nicht, was ich sagen sollte. Das schien ihm nichts auszumachen, denn er plauderte munter weiter.
    » Hätte ich ja nicht gedacht, nachdem du dich so schnell entschieden hattest, dass wir uns gar nicht mehr sehen sollten…« O nein, jetzt kam ich aber in Rechtfertigungszwang. Das passte mir gar nicht.
    » Na ja«, fing ich an.
    Er redete aber auch schon weiter. » Ja, aber ist ja auch okay jetzt. Ich wollte eigentlich nur fragen, ob du morgen was vorhast, oder ob ich mal bei dir vorbeikommen soll, oder ob du herkommen willst… So ganz ohne Hintergedanken. Dass wir einfach noch mal von vorne anfangen und uns ein bisschen kennenlernen. Hast du Lust?«
    Jetzt klang er auch ein bisschen unsicher, wie süß.
    » Klar« meinte ich ganz cool. » Ich hab auch nichts weiter vor.«
    Ich Vollhorst! Cooler wäre wohl gewesen, ihn auf nächste Woche zu verschieben, weil ich natürlich am Wochenende schon komplett ausgebucht war, weil sich ja alle darum rissen, mit mir auszugehen– aber so lange wollte ich einfach nicht warten, jetzt, wo ich ihn wieder an der Angel hatte. Von wegen, Angel langsam einholen– ich dachte ja gar nicht daran.
    Wir verabredeten, dass er am nächsten Abend zu mir kommen sollte, und dann » könnten wir ja gucken, ob wir noch weggehen«.
    In der Nacht bekam ich kein Auge zu. Ich schob es auf meinen verwirrten Biorhythmus, der sich an den Wechsel von

Weitere Kostenlose Bücher