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Wickelkontakt - Roman

Titel: Wickelkontakt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katri Dietz
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nicht, war ja auch eine rhetorische Frage gewesen.
    Ich wartete gerade auf meinen Sekt auf Eis, als mir jemand auf die Schulter tippte. Auf einen kleinen Flirt eingestellt, drehte ich mich lächelnd um– und fuhr erschrocken zusammen.
    Tom, mein Wortchef, stand mit David, einem Nachrichtenredakteur, direkt hinter mir und funkelte mich grimmig an. » Was soll das?« fragte er schon recht ungehalten, bevor ich überhaupt Luft holen konnte, um Hallo zu sagen.
    » Ich denke, du bist krank! Da kannst du doch nicht hier auf der Party rumtanzen! Wir waren heute total unterbesetzt, ich musste ’ne Doppelschicht schieben, hast du in deinem kleinen Hirn eigentlich auch mal an uns gedacht?«
    Ach, du Elend! Damit hatte ich ja nun gar nicht gerechnet. Mir wurde schlagartig schlecht vor Schreck. Was war das bloß für eine Schnapsidee gewesen, heute mit Mona feiern zu gehen?
    » Ähm… ich tanz ja hier gar nicht rum«, versuchte ich mich irgendwie aus der Affäre zu ziehen, einen genauen Plan hatte ich aber nicht. Und Tom machte nicht den Eindruck, als hätte er vor, mir irgendwie entgegenzukommen.
    » Jan ist ein guter Freund von mir,« versuchte ich es noch mal. » Ich musste einfach kurz herkommen und will auch gleich wieder nach Hause.«
    » Ja, wer’s glaubt!«, meckerte Tom. Er sah so toll aus wie immer, war aber wütender, als ich ihn je erlebt hatte. Und ich war auch noch selber schuld.
    » Hier, dein Sekt«, hörte ich da die Stimme des Barkeepers über die Musik hinweg. Ich legte ihm drei Euro hin und lächelte ihn nicht an, obwohl er mich freudig anstrahlte. Er konnte ja auch nicht ahnen, was sich hier gerade abspielte.
    Toms Begleiter David quetschte sich neben mich und setzte noch einen oben drauf: » Find ich jetzt echt nicht besonders cool von dir, Sophie, weißt du?«
    Jaja, ist ja gut, hab’s kapiert. Tom betrachtete mich nur weiter bitterböse. » Das wird noch ein Nachspiel haben, das kannst du mir glauben«, sagte er. Ich wollte nur noch weg. O nein, was hatte ich nur angerichtet!?
    Geschockt schob ich mich durch die fröhlich tanzende Menschenmenge bis zum Rand des Raumes, wo ich mich mit weichen Knien an die Wand lehnte. Ich hätte heulen können! Meine ganze schöne Partystimmung war dahin, und Mona sah ich auch nirgends. Was würde Tom jetzt tun, vor allem, was musste er tun? David war ja Zeuge, und jetzt sah ich auch Sandra, Rike und Fabian aus der Redaktion. Die beiden verteilten gerade ein paar Bier unter den Kollegen, und– ich konnte es quasi von seinen Lippen ablesen– Tom erzählte ihnen, dass er mich, die vermeintlich Kranke, putzmunter und wohlauf getroffen hatte. Die Bestürzung auf den Gesichtern meiner Kollegen sprach für sich.
    Ich musste hier schleunigst verschwinden, bevor es noch mehr böses Blut gab. Hoffentlich tratschte es Tom nicht dem Kaiser weiter… Vielleicht würden ja auch alle dichthalten und nicht petzen? Wenn ich wusste, dass sich jemand krankmeldete, der es eigentlich nicht war, behielt ich es jedenfalls für mich, solange es nicht zu häufig vorkam und ich nicht darunter zu leiden hatte. Da Tom aber meine Schicht hatte übernehmen müssen, hatte er alles Recht der Welt, sauer auf mich zu sein. Klar, dass er jetzt ein Fass aufmachte und die anderen noch auf seine Seite zog. Als Chef vom Dienst war er ja auch eine Art Autoritätsperson, keiner der anderen würde wagen, ihm zu widersprechen.
    Mona kam auf mich zugehüpft, strahlte von einem Ohr zum anderen und schien sich blendend zu amüsieren.
    » Da bist du ja«, schnauzte ich sie an, schnappte mir ihren Arm und zog sie hinter mir her Richtung Ausgang.
    » Warum hast du mir denn nicht gesagt, dass Tom und die anderen auch herkommen?«, fuhr ich sie an, als wir draußen standen. Mona starrte mich verdutzt an, und ich erklärte ihr den Sachverhalt.
    » Tom hat mich gesehen, ich hab ’nen Mega-Anschiss gekriegt, und er meinte, das wird ein Nachspiel haben!«, rief ich. Vor Aufregung und Verzweiflung fuhrwerkte ich in meinen Haaren herum, das hatte ich noch nie gemacht.
    Mona zickte zurück; das liebe ich an ihr, dass wir uns angiften können, ohne uns hinterher böse zu sein.
    » Bist du bescheuert? Hätte ich gewusst, dass die herkommen, hätte ich dich ja hier nicht hergeschleppt!«
    Sie schien den Ernst der Lage genauso zu begreifen wie ich. Wir starrten beide vor uns hin.
    Wahrscheinlich hatte einer der anderen auch von der Party gehört oder war sogar eingeladen gewesen, und so war eins zum anderen gekommen. Es

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