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Wickelkontakt - Roman

Titel: Wickelkontakt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katri Dietz
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ihn toll.
    Als wir eines Nachts eng umschlungen in meinem Bett lagen, er hinter mir, ich eng an ihn geschmiegt, räusperte er sich.
    » Duu?«, fragte er dann.
    » Hmm«, grunzte ich, zu müde, um die Augen zu öffnen oder mich gar umzudrehen. Ich wollte nicht reden, ich wollte nicht denken. Ich wollte nur bei ihm sein, eins sein, nie mehr allein sein. Jonas holte Luft.
    » Du bist meine Liebe, mein Leben, meine Zukunft und meine Hoffnung.«
    Ich war baff. So was hatte mir ja noch niemand gesagt. Ich kuschelte mich an ihn und schlief dann glücklich ein. Mein Leben war perfekt…
    Nicht ganz so perfekt wirkte sich meine Verliebtheit auf meine Arbeit aus. Ich war fix und fertig, völlig ausgelaugt, im Sender überhaupt nicht auf der Höhe. Als Freitag früh um vier mein Wecker klingelte, wälzte ich mich laut jammernd im Bett hin und her. » Ich will nicht, ich will nicht, ich will nicht. Ich WILL nicht!« Ich weiß, Dienst ist Dienst, und Schnaps ist Schnaps, aber ich hatte mich in der letzten Zeit wirklich super zusammengerissen. Jetzt war ich einfach nur todmüde. Allein wenn ich daran dachte, mich jetzt in mein Auto setzen zu müssen, wurde mir schwindelig. Ohne weiter darüber nachzudenken, rief ich mit verstellter, erkälteter Stimme in der Nachrichtenredaktion an und meldete mich krank. Das hatten ja schon etliche andere vor mir getan, also konnte das nicht so schwer sein. Mein pochendes schlechtes Gewissen schaltete ich stumm, es war mitten in der Nacht, und ich wollte schlafen. Also kuschelte ich mich wieder an Jonas und ließ mich von seinem leisen Schnarchen einlullen.
    Als ich gegen halb zwölf mittags wach wurde, schien die Sonne ins Zimmer, und neben meinem Kopfkissen lag ein Zettel.
    Guten Morgen, meine Schöne, ich wusste gar nicht, dass Du heute Spätschicht hast. Kann heute Abend leider nicht, weil ich Bandprobe habe. Melde mich später aber noch bei Dir, um Deine wunderbare Stimme zu hören. Schön, dass es Dich gibt! 1000 Küsse, Jonas.
    Ich mummelte mich wieder unter meine Decke, begeistert, einen lieben Freund zu haben, der mir solche kleinen Nachrichten schrieb, und überlegte, was ich heute an meinem faulen Tag tun könnte. Da ich ja vermeintlich krank war, musste ich jedenfalls zu Hause bleiben, oder nicht? Vielleicht sollte ich mal meine Bude aufräumen, überlegte ich, die hatte es bitter nötig. Ich setzte also Kaffee auf, duschte, zog mich an und fing an, schmutzige Wäschestücke zusammenzusuchen, die sich überall in der ganzen Woche auf meinen sechsunddreißig Quadratmetern verteilt hatten. Mitten in meinem Hausarbeitswahn klingelte das Telefon.
    Mona rief an, um zu fragen, wie es mir ginge. Ich blieb bei einer Halbwahrheit und erklärte, dass ich mich nur mal hatte ausschlafen müssen, um wieder fit zu werden. Dann fing sie an zu weinen.
    » Ich hab mit Daniel Schluss gemacht!«
    » Was? Wann? Warum? Erzähl…«
    Die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus. » Er war eben einfach nicht der Richtige, es passte nicht mit uns, er ist ein totaler Idiot! Ich glaube…«, sie schluchzte laut, » ich bin nur mit ihm zusammengeblieben, weil du so wenig Zeit für mich hattest!« Sie weinte wieder.
    Es tat mir so leid, und ich schämte mich furchtbar. Natürlich hatte ich viel Zeit mit Jonas verbracht, dachte aber auch, dass Mona mit Daniel einigermaßen glücklich sei, zumindest hatte sie das ja immer behauptet. In den zehn Jahren, die wir uns kannten, hatte unsere Freundschaft schon so einige Höhen und Tiefen erlebt, aber sie war noch nie so traurig meinetwegen gewesen. Ich hätte sie am liebsten in den Arm genommen und sagte ihr, wie sehr ich das alles bedauerte. Sie fing an zu erzählen, als würde ein Damm brechen, da erst fiel mir auf, dass wir lange nicht mehr so ausgiebig gequatscht hatten, und ich auch lange nicht mehr diese Nähe zu ihr gehabt hatte.
    Ich hörte ihr aufmerksam zu, suchte die richtigen Worte, fand sie offenbar auch, denn Mona hörte bald auf zu weinen, und nachdem sie mir anderthalb Stunden alles vom » Oberarsch Daniel«, der sie ständig versetzte, erzählt hatte, konnte sie auch schon wieder lachen. Weitere zwei Stunden später hatten wir außerdem ausgemacht, heute zur Party eines Freundes von Mona zu gehen, der seinen Dreißigsten feierte. Über einen Mangel an Partys konnten wir uns im Moment wirklich nicht beklagen, jedes Wochenende feierte nun jemand seinen dreißigsten Geburtstag. Ich blieb zum Glück noch anderthalb Jahre davon verschont, fürchtete meinen

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