Wickelkontakt - Roman
Händen ins Wasser plumpsen!«, ruft Katrin, und alle fünfzehn Mütter rufen im Chor » Huuiiii platsch!« und lachen dabei– klar, für Außenstehende und Kinderlose geben wir eine ziemlich merkwürdige Vorstellung, aber für Mamis und kleine Mäuse ist es einfach schön. Zu einem Lied, dessen Melodie ich unter » Zehn kleine Jägermeister« kenne, schieben und ziehen wir die Babys durchs Wasser.
» Die letzte Viertelstunde ist noch zum freien Schwimmen, dabei könnt ihr euch auch ein bisschen kennenlernen, und danach singen wir das Abschlusslied«, verkündet Katrin.
Gut gelaunt trage ich Maja durchs Becken und lasse sie im Wasser auf und ab hüpfen. Sie rudert mit Armen und Beinen und genießt das warme Wasser und die Nähe, und wir schäkern uns ein bisschen an. Zu süß, wie sie mich angrinst und dabei Glucksgeräusche macht.
» Na, wie alt ist sie denn?«, will eine andere Mami mit mir Kontakt aufnehmen.
» Vierzehn Wochen.«
» Oh, mein Oskar ist zwölf Wochen!«
So geht es hin und her: Wie alt bist du? Wo wohnt ihr? Wo warst du im Krankenhaus? Was hast du vorher gemacht? Und schließlich fragt sie, ob wir mal was zusammen unternehmen wollen. Die Mama von Oskar heißt Sarah, ist zweiunddreißig, Lehrerin, und sie verrät mir ein Geheimnis:
» Kannst du etwas für dich behalten?«
Ich nicke.
» Ich vermisse meine Arbeit«, gesteht sie mir flüsternd, während sie ihren Sohn durchs Wasser schwenkt.
» Oh– ich verrate es bestimmt keinem«, flüstere ich zurück, dann lächeln wir uns verschwörerisch zu.
Ich merke, wir verstehen uns. Klar lieben wir unsere Babys abgöttisch, das muss man niemandem erklären, aber ich hab nicht jahrelang studiert, um jetzt nur noch zu Hause zu sitzen und Wäsche zu waschen. Sarah ist da ganz meiner Meinung, und ich freue mich, endlich unter all den Müttern eine Gleichgesinnte gefunden zu haben.
Wir verabreden uns für den nächsten Tag zum Kaffeetrinken mit den Kindern in einem gemütlichen Bistro an der Alsterdorfer Straße, dem Memorandum. Wenn es schön bleibt, können wir draußen sitzen und Latte Macchiato löffeln, ein bisschen wie früher, finden wir beide. Voraussetzung ist natürlich, dass die Kinder mitmachen und im Kinderwagen schlafen.
Zum Abtrocknen, Umziehen, Kinder ausziehen, abtrocknen, wickeln, anziehen, drei Reisetaschen mit allen Schwimmsachen packen und Kinderwagen beladen brauchen wir circa zwei Stunden. Dann schieben wir unsere Wagen noch ein Stück zusammen durch den schönen frühlingshaften Tag, die Kastanien blühen und duften, Bienen summen durch die Luft, und wir plaudern noch ein bisschen über dies und das. Die Babys sind vom Schwimmen kaputt und schlafen, Sarah und ich bleiben an der Eppendorfer Hochzeitskirche stehen und nutzen die freien Minuten zum Klönen. Neben der Kirche fließt ein Alsterlauf, und überall ist der Frühling ausgebrochen. Die Luft riecht nach Autos, Erde, Blumen und Sonne. Sarah und ich verabschieden uns.
» Ich bin total froh, dass ich jemanden wie dich getroffen habe«, sagt sie und drückt mich kurz. Das finde ich lieb, und mir geht es genauso.
» Bis morgen!«, sagen wir, winken uns zu, dann schieben wir jeder wieder unserer Wege, und ich bin gespannt, wie es mit ihr weitergeht. Ich finde das Wetter so schön, dass ich noch eine Weile am Wasser spazieren gehen möchte, und lenke den Kinderwagen an der Kirche vorbei über die Brücke am Leinpfadcafé. Während ich Maja entspannt vor mir herschiebe, denke ich an Mona. Von ihr habe ich länger nichts gehört, genauer gesagt haben wir während meiner Schwangerschaft nur meinen Geburtstag am ersten Januar zusammen verbracht. Einen Tag nach Majas Geburt besuchte sie mich im Krankenhaus, danach hatten wir noch einmal kurz telefoniert. Alle meine Versuche, länger als zwei Minuten mit ihr zu sprechen, scheitern anscheinend daran, dass sie viel arbeitet und ich dagegen am Wochenende die spärliche Zeit, die Jonas zu Hause ist, als Familienzeit nutzen möchte. Außerdem kann ich nun gar nichts mehr spontan unternehmen, sondern muss selbst eine kurze Verabredung meist Wochen vorher mit Jonas absprechen. Abends weggehen oder sogar die ganze Nacht feiern? Wie soll das gehen? Ich bin froh, wenn ich nachts mal acht Stunden schlafen kann, damit ich am nächsten Tag die Kraft finde, alles an Haushalt und Kinderbespaßung wieder durchzustehen.
Da Jonas und ich auch keine einsatzbereiten Eltern haben, die rund um die Uhr zur Maja-Betreuung zur Verfügung stehen, müssen
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