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Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Titel: Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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dieser Gegenstand hat Macht über ihn. Das Heft ist der Schlüssel: Solange es sich im Kastell befindet, kann er das Tor nicht passieren. Mit der Klinge allein läßt sich nicht viel gegen ihn ausrichten. Aber wenn sie mit dem Heft verbunden wird, verwandelt sie sich in ein Instrument, mit dem man Rasalom vernichten kann.«
    Erneut schüttelte Magda verwirrt den Kopf und versuch te, ihre Gedanken zu ordnen.
    »Wo ist es?« fragte sie schließlich. »Und wie sieht es aus?«
    »Tausende von Nachbildungen sind in den Steinen der Feste eingelassen.«
    »Die Kreuze!« entfuhr es Magda, und sie dachte an ihre seltsame Form, an die zu hoch angesetzten Querstücke. Jahrelang hatte sie vergeblich nach einer Erklärung dafür gesucht. Es waren gar keine Kreuze, sondern Darstellungen eines Schwerthefts. »Aber wo …«
    »Es liegt vergraben im Gewölbe unter dem Keller«, erklärte Glenn ernst. »Solange das Heft im Kastell bleibt, ist Rasalom an die Feste gebunden.«
    »Er braucht es doch nur auszugraben und fortzubringen.«
    »Er kann es nicht berühren und wird sicheren Abstand dazu wahren.«
    »Dann sitzt er in der Falle.«
    »Nein«, widersprach Glenn dumpf und sah Magda in die Augen. »Dein Vater hilft ihm.«
    Die junge Frau wollte heftig protestieren, aber kein Laut kam über ihre Lippen. Sie wußte, daß der rothaarige Mann recht hatte, und diese Erkenntnis gewann eine ganz neue Bedeutung.
    »Ich glaube, daß folgendes geschehen ist«, sagte Glenn, als das Schweigen andauerte. »Rasalom wurde geweckt, als sich die Deutschen in der Feste einquartierten. Er hatte gerade Kraft genug, um einen von ihnen zu töten. Anschließend ruhte er sich aus und dachte über seine Situation nach. Seine ursprüngliche Strategie bestand wahrscheinlich darin, die Soldaten nacheinander umzubringen und sich an der Agonie und der ständig zunehmenden Furcht der Überlebenden zu laben. Er achtete sorgfältig darauf, nicht zu viele umzubringen. Und er verschonte die Offiziere: Ihr Tod hätte die anderen dazu veranlassen können, das Kastell sofort zu räumen. Vermutlich erhoffte er sich drei Dinge. Daß die Deutschen das Kastell sprengen und ihn dadurch endgültig freisetzen. Daß sie Verstärkung anforderten, wodurch er Gelegenheit erhalten könnte, weitere Menschen zu töten und mit ihrem Entsetzen und Grauen stärker zu werden. Daß er jemanden findet, der bereit ist, ihm zu helfen.«
    Magda hörte kaum ihre eigene Stimme, als sie sagte: »Mein Vater.«
    »Oder du selbst. Deine Schilderungen deuten daraufhin, daß Rasaloms Interesse zunächst dir galt. Aber der Major hat dich in die Herberge geschickt, und dadurch blieb nur dein Vater.«
    »Rasalom hätte doch einen der Soldaten benutzen können!«
    »Er gewinnt Macht, indem er alles Gute in einem Menschen zerstört. Wenn er eine Person dazu bringt, all das in Zweifel zu ziehen, was ihr bisheriges Leben bestimmt hat, wenn er Fäulnis im Kern ihres Wesens sät – das gibt ihm weitaus mehr Kraft als die Ermordung Hunderter von Männern, Frauen und Kindern. So etwas ist ein wahres Festmahl für Rasalom! Mit den Soldaten konnte er nichts anfangen. Sie haben voller Stolz für ihren Führer getötet und besitzen kaum innere Werte. Und Kämpffers Truppen sind Wächter aus Konzentrationslagern, Leute, die darauf spezialisiert sind, hilflose Zivilisten umzubringen! Abgesehen von ihrer Angst und den Todesqualen erfüllen sie nur einen Zweck für Rasalom: Er setzt sie als Arbeiter ein.«
    Magda starrte Glenn groß an. »Arbeiter?«
    »Um das Heft hervorzuholen. Das Kratzen und Schaben, das du im Gewölbe gehört hast, nachdem dich dein Vater fortschickte … Ich nehme an, daß einige tote Soldaten für Rasalom arbeiteten und nach dem Heft suchten.«
    Wandelnde Leichen … Eine solche Vorstellung erschien der jungen Frau absurd und grotesk. Und doch … Sie dachte an die beiden Toten, die durch den Korridor marschiert und ins Quartier des Sturmbannführers vorgedrängt waren.
    »Aber wenn es in seiner Macht liegt, die Toten zum Leben zu erwecken …«, wandte sie leise ein. »Dann ist er doch bestimmt in der Lage, das Heft von einer Leiche fortbringen zu lassen.«
    »Nein, unmöglich. Es bannt seine Kraft. Ein Toter unter Rasaloms Befehl würde sofort zu Boden sinken, wenn er das fehlende Teil dieses Schwerts berührt.« Glenn zögerte. »Er wird deinem Vater befehlen, es aus der Feste zu tragen.«
    »Und wenn er es anfaßt? Verliert Rasalom dann die Kontrolle über ihn?«
    Glenn schüttelte

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