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Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Titel: Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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verblaßte der Glanz.
    »Magda …«
    Glenns Stimme. Er flüsterte. Rasch zog sie die Decke über ihn.
    Der rothaarige Mann öffnete die Augen und sah zur Feste.
    »Ruh dich aus«, sagte Magda unsicher.
    »Was passiert dort drüben?«
    »Ich habe Schüsse gehört, ziemlich viele.«
    Glenn stöhnte leise und versuchte sich aufzurichten. Magda drückte ihn zurück und schüttelte den Kopf. »Du bist noch zu schwach.«
    »Das Kastell … Ich muß Rasalom aufhalten.«
    »Wer ist Rasalom?«
    »Jenes Wesen, mit dem sich dein Vater verbündet hat. Rasalom – Molasar von rechts nach links gelesen. So lautet sein wirklicher Name … Ich … ich muß ihn daran hindern, die Feste zu verlassen!«
    Wieder versuchte er aufzustehen, aber Magda hielt ihn an den Schultern fest.
    »Die Morgendämmerung hat bereits begonnen. Nach dem Sonnenaufgang kann ein Vampir nicht mehr herumlaufen.«
    »Rasalom hat vor der Sonne ebensowenig Angst wie du!«
    »Aber ein Vampir …«
    »Er ist kein Vampir!« preßte Glenn hervor. »Wäre er ei ner, würde ich nicht meine Zeit mit ihm verschwenden.«
    Kalte Furcht entstand in Magda. »Kein Vampir?«
    »Nein. Die Sagen und Legenden gehen zwar auf ihn zurück, aber er braucht nicht das menschliche Blut. Rasalom nährt sich von Elend, Leid und Schmerz. Erinnerst du dich daran, was ich dir neulich erzählt habe? Es waren keineswegs nur Annahmen und Vermutungen, sondern die bittere Wahrheit. Rasalom schöpft Kraft aus der Agonie derjenigen, die er umbringt, aber noch mehr Macht bekommt er durch die Grausamkeiten unter den Menschen.«
    »Das ist doch lächerlich! Niemand kann von solchen Dingen leben! Sie sind … ohne Substanz!«
    »Sonnenlicht hat ebenfalls keine Substanz – und doch brauchen es die Pflanzen, um zu wachsen und zu gedeihen. Glaub mir, Magda: Rasaloms Nahrung kann man nicht sehen.«
    »Das klingt so, als sei er die Schlange selbst.«
    »Meinst du die biblische Schlange? Satan? Den Teufel?« Glenn lächelte schief. »Vergiß alle Religionen, von denen du jemals etwas gehört hast. In diesem Fall bedeuten sie nichts. Rasalom ist viel älter.«
    Magda schüttelte hilflos den Kopf.
    »Rasalom stammt aus dem Ersten Zeitalter. Er behaupte te, ein fünfhundert Jahre alter Vampir zu sein, weil das der Geschichte der Feste und dieses Gebiets entspricht und weil er damit ganz leicht Furcht erwecken konnte – Furcht, die ihn stärkt. In Wirklichkeit ist er sehr viel älter. All das, was er deinem Vater erzählte – und ich meine wirklich alles – sind Lügen. Mit einer Ausnahme: Rasalom ist tatsächlich schwach und muß neue Kraft schöpfen.«
    »Aber er … er hat meinen Vater geheilt«, warf Magda ein. »Er hat die Dorfbewohner, die die Nazis zu Geiseln gemacht haben, befreit. Sie wären erschossen worden, wenn Molasar – Rasalom – nicht eingegriffen hätte!«
    Glenn bedachte sie mit einem durchdringenden Blick. »Du hast mir erzählt, daß er die beiden Wachsoldaten getötet hat. Aber hat er die Gefangenen freigelassen? Nein! Und er hat sich nicht mit dem Tod der Wächter zufriedengege ben, sondern er hat ihnen ein gespenstisches Leben eingehaucht und sie zu Kämpffer geschickt, um ihn zu erschrecken, einen Narren aus ihm zu machen und ihn zu provozieren. Vermutlich hoffte er, daß sich der Sturmbannführer dazu hinreißen lassen würde, die Männer und Frauen aus dem Dorf auf der Stelle zu exekutieren. Solche Grausamkeiten verleihen ihm Macht. Nach der fünfhundertjährigen Gefangenschaft ist er geschwächt. Glücklicherweise haben sich seine Hoffnungen nicht erfüllt – die Dorfbewohner kamen mit dem Leben davon.«
    »Gefangenschaft? Aber er sagte Vater doch …« Magda unterbrach sich. »Eine weitere Lüge?«
    Glenn nickte. »Rasalom behauptete, daß er die Feste errichtet hat, aber das stimmt nicht. Er verbarg sich auch nicht darin. Das Kastell sollte ihm als Kerker dienen – für immer und ewig. Wer konnte ahnen, daß irgend jemand auf den Gedanken kommen würde, das Bauwerk als militärischen Stützpunkt zu verwenden? Wenn er die Freiheit zurückgewinnt …«
    »Er ist doch schon frei.«
    »Nein. Noch nicht. Einer von Rasaloms Tricks: Er hat deinen Vater in dem Glauben gelassen, frei zu sein, aber in Wirklichkeit sind die Mauern der Feste noch immer Kerkerwände für ihn. Das fehlende Stück des Schwerts zwingt ihn, dort zu bleiben.« Glenn strich die Decke beiseite und deutete auf seine Waffe. »Das Heft der Klinge – der einzige Gegenstand auf Erden, den Rasalom fürchtet. Nur

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