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Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Titel: Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Wörmann und warf das Buch Kämpffer zu. »Ich bin sicher, die SS kann ihre Beziehungen spielen lassen, um Cuza zu finden. Verlieren Sie keine Zeit.«
    »Es gehört zu den Tugenden der Schutzstaffel, sofort zu handeln«, entgegnete Kämpffer und versuchte, den vorheri gen Prestigeverlust bei seinen Männern wettzumachen. Dafür wird der eingebildete Kerl noch büßen, schwor er sich. »Meine Leute sind schon damit beschäftigt, die Wände zu untersuchen und diverse Steine zu lösen. Ich erwarte, daß Ihre Soldaten uns helfen. Während die Mediterrane Bank in Zürich überprüft und der Professor hierhergebracht wird, nehmen wir das ganze Kastell auseinander. Bald wird es kein Versteck mehr für den Mörder geben.«
    Wörmann zuckte mit den Schultern. »Nun, das ist immer noch besser, als herumzusitzen und die Hände in den Schoß zu legen. Ich gebe Feldwebel Oster Bescheid.« Er drehte sich um, zog Iuliu auf die Beine und schob ihn durch den Gang. »Keine Sorge, ich bleibe direkt hinter Ihnen. Um sicherzustellen, daß die Wachen Sie passieren lassen.«
    Aber der Wirt zögerte kurz und richtete einige leise Wor te an den Major. Wörmann schmunzelte.
    Kämpffer spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoß. Sie machen sich lustig über mich, dachte er voller Zorn.
    »Was finden Sie denn so witzig?« fragte er grollend.
    »Professor Cuza …«, entgegnete Wörmann und lächelte spöttisch. »Der Mann, der eine Menge über die Feste weiß und uns vielleicht das Leben retten könnte … Er ist Jude!«
    Der Wehrmacht-Major lachte laut, als er mit Iuliu fortging.

11. Kapitel
     
    Bukarest
    Dienstag, 29. April 10.20 Uhr
     
    Jemand klopfte so heftig ans Holz, daß die Tür in den Angeln erzitterte.
    »Aufmachen!«
    Magda zögerte einige Sekunden lang und stellte dann ei ne Frage, deren Antwort sie bereits erahnte. »Wer ist da?«
    »Öffnen Sie!«
    Magda trug einen weiten Pullover und einen langen Rock, und diesmal hatte sie das kastanienbraune Haar nicht unter einem Kopftuch verborgen. Sie stand neben der Tür, drehte den Kopf und sah ihren Vater an, der in seinem Rollstuhl am Tisch saß.
    »Du solltest sie hereinlassen«, sagte er mit erzwungener Ruhe. Sein faltiges, hohlwangiges Gesicht blieb ausdruckslos, doch in seinen Augen erkannte man Besorgnis.
    Magda schob den Riegel beiseite und wich sofort einen Schritt zurück, als fürchte sie einen Schlag. Einen Sekundenbruchteil später sprang die Tür mit einem Ruck auf, und zwei Angehörige der Eisernen Garde traten ein und hielten ihre Waffen bereit.
    »Wohnt hier die Familie Cuza?« knurrte einer der beiden Männer. Es war eine Frage, doch sie klang wie eine Feststellung, die keinen Widerspruch duldete.
    »Ja«, bestätigte Magda und blieb neben ihrem Vater stehen. »Was wollen Sie?«
    »Wir suchen Theodor Cuza. Wo steckt er?«
    »Hier«, murmelte der alte Mann im Rollstuhl.
    Magda legte die Hand wie schützend auf die hohe Rüc kenlehne und versuchte, ruhig zu bleiben. Tief in ihrem Innern regte sich etwas. Sie hatte diesen Tag gefürchtet und immer gehofft, daß er nur eine Schreckensvision blieb. Doch nun verwandelte sich ihre unbestimmte Angst in Realität. Vielleicht werden wir jetzt in irgendein Umsiedlungslager gebracht. Wiederholt sich hier in Rumänien jenes Entsetzen, das in Polen begann?
    Die beiden Soldaten starrten ihren Vater an. Schließlich kam einer von ihnen näher und holte ein Dokument hervor. Er entfaltete das Blatt, überflog die Zeilen und sah dann wieder auf.
    »Hier steht, Theodor Cuza sei sechsundfünfzig. Sie sind viel zu alt.«
    »Meinen Sie?«
    Die Mitglieder der Eisernen Garde sahen Magda an. »Ist er wirklich Professor Theodor Cuza, vormals Professor an der Universität von Bukarest?«
    Magda spürte, daß ihr irgend etwas den Hals zuschnürte. Sie nickte nur.
    Die beiden Uniformierten zögerten unsicher.
    »Warum sind Sie gekommen?« fragte Theodor Cuza.
    »Wir sollen Sie zum Bahnhof bringen und nach Campina begleiten, wo Sie von Repräsentanten des Dritten Reichs in Empfang genommen werden. Von dort aus …«
    »Von Deutschen? Was hat das zu bedeuten?«
    »Es steht Ihnen nicht zu, irgendwelche Fragen zu stellen. Von dort aus …«
    »Sie wissen es selbst nicht«, murmelte der alte Mann.
    »… geht die Fahrt zum Dinu-Paß weiter.«
    Theodor Cuzas Züge spiegelten die Überraschung seiner Tochter wider.
    »Ich würde Ihnen gern zu Diensten sein, meine Herren«, sagte er langsam und hob die mit dicken Wollhandschuhen bedeckten Finger.

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