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Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe

Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe

Titel: Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Gabe
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unterdrückte den Drang, dem Senator die Lüge vorzuhalten und die Wahrheit aus ihm herauszupressen. Das wäre sinnlos. Außerdem fiel ihm gerade etwas Besseres ein.
    »So«, sagte McCready in versöhnlichem Ton, »sind wir noch Freunde?«
    »Wir waren niemals Freunde, Senator. Und ich warne Sie: Ich werde die Kombination von meinem Safe ändern, und wenn in Zukunft einer Ihrer Spitzel ihn auch nur anfasst, können Sie sich einen neuen Direktor suchen.«
    Damit spazierte er aus dem Büro des Senators und hastete in sein eigenes.
    Charles schloss sich in seinem Büro ein und gab Senator McCreadys Passwort in seinen Computer ein.
    Er hatte den Senator gelegentlich bei der Eingabe beobachtet, wenn sie sich zusammen seine Krankenakte ansehen mussten. Aus irgendwelchen Gründen – vielleicht weil der Senator das Passwort aller Mitarbeiter kannte und niemand seines – hatte Charles es auswendig gelernt.
    Er durchsuchte nun alle Dateien, die nur über das Passwort des Senators zu erhalten waren.
    Er fand die fehlenden Bulmer-Daten; alle Unterlagen, zu denen nur Charles Zugang gehabt hatte, waren verschoben worden, so dass sie nur noch über den Zugang des Senators zu öffnen waren. Die restlichen Dateien waren nicht sonderlich interessant – McCreadys aktuelle Untersuchungsergebnisse, Notizen, Memos. Charles stieß zufällig auf eine statistische Meinungsumfrage, die vom Computer ausgewertet worden war, und er wollte gerade abbrechen, als er das Wort »geheilt« in einem Abschnitt las. Er las den Artikel komplett.
    Die Umfrage bezog sich umfassend auf die Wirkung, die Krankheiten und ihre Heilung auf die öffentliche Meinung zu Präsidentschaftskandidaten hatten.
    Das Ergebnis war, dass ein schwerkranker Kandidat wenig Chancen auf eine Nominierung hatte und praktisch keine Chance zu gewinnen.
    Das Gegenbeispiel, Franklin Delano Roosevelt, der schwer krank war und irgendwie unter geheimnisvollen Umständen teilweise geheilt wurde, war immer vom Schreckgespenst des Zweifels verfolgt, ob oder wann die Krankheit wieder ausbrechen könnte. Er hatte dadurch einen schwerwiegenden Nachteil gegenüber einem gesunden Gegenkandidaten.
    Aber noch schlimmer stand es um einen Kandidaten, der eine schwere Krankheit vor der Öffentlichkeit geheim gehalten hatte und dann auf geheimnisvolle Weise geheilt wurde. Die Frage, die viele Wähler in so einem Fall bewegte, war die, was er wohl noch alles vor Ihnen verbergen würde.
    Nun war für Charles alles klar. Außer einer Sache: Dieses »auf geheimnisvolle Weise geheilt« im zweiten Beispiel bezog sich offensichtlich auf Alan Bulmer, aber das Datum des Berichts war der 1. Juni – das lag schon fast sechs Wochen zurück.
    Er hatte keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen – er musste sofort zu Bulmer gehen.
     

44. Alan
     
    »Darauf läuft es also hinaus«, flüsterte Charles grimmig. »Nach erfolgter Heilung wird er dich einfach vor die Tür setzen!«
    Alan kämpfte damit, nicht zu glauben, was er gerade gehört hatte.
    »Charles, ich habe niemals viel von diesem Mann gehalten, aber das … das !« Ihm war eiskalt.
    »Es ist wahr. Ich schulde dir zu viel, um jetzt Spielchen zu spielen. Du weißt nicht, was ich weiß. Er wird dich veranlassen, seine Myasthenia gravis zu heilen, und dann abstreiten, jemals von dir gehört zu haben. Und ich sage es dir ins Gesicht, Kumpel: Wenn ich beweisen sollte, dass wir hier irgendwann einmal eine x-beliebige Untersuchung an dir durchgeführt haben, dann könnte ich das nicht.«
    »Aber du hast gesagt, dass diese Computerumfrage schon vor anderthalb Monaten ausgewertet wurde. Das würde bedeuten, dass er das schon seit Mai plant. Das ist verrückt! Niemand könnte im Mai vorausgesehen haben, dass ich hier landen würde. Damals war die Welt noch in Ordnung.«
    Alan wusste, dass das ein Argument war, und offenbar auch Charles, denn seine Stimme klang etwas weniger überzeugt.
    »Es gab keine Anzeichen, dass die Dinge für dich unangenehm verlaufen würden?«
    »Überhaupt nicht. Es gab ein bisschen Trara, als der Artikel im Light erschien, aber kaum jemand hat ihn ernst genommen.« Er schloss die Augen und rieb sich an der Stirn, um sich zu erinnern. »Nein. Soweit ich sagen kann, fing alles damit an, als das lokale Wochenblatt über mich herfiel. Das führte dann zu der Krankenhausanhörung und von da an eskalierte alles.«
    Charles’ Kopf fuhr hoch. »Lokales Wochenblatt? Verdammter Jesus! Wie heißt es?«
    »Der Monroe Express. Warum?«
    »Das

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