Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe
Tür.
»Geh, Alan«, sagte die Missus. »Wenn Ba sagt, dass es in Ordnung ist, dann kannst du dich felsenfest darauf verlassen.«
Ba strahlte bei ihren Worten vor Stolz, während er zusah, wie sie sich umarmten und küssten.
»Na gut«, sagte der Doktor. »Aber nur für eine Nacht. Vierundzwanzig Stunden und nicht länger. Dann komme ich nach Hause.«
Als der Doktor aus dem Wagen stieg, schloss Ba die Tür hinter ihm. Er ließ die Missus ungern allein hier in der Straße, aber der Motor lief, und er würde nur wenige Minuten weg sein.
Er führte Dr. Bulmer in das Haus und die wackelige Treppe bis in den vierten Stock hinauf.
»Chac ist ein alter Freund«, sagte er. »Wenn es mein Dorf noch gäbe, wäre er dort ein Ältester.«
»Was macht er jetzt?«
»Er verkauft Zeitungen.«
»Was für eine Schande.«
»Besser als das, was ihn zu Hause erwartet hätte. Die Kommunisten wollten, dass wir für eine Mahlzeit am Tag für sie schuften. Wir nennen das Sklaverei. Wir haben immer nur für uns gearbeitet.«
»Du arbeitest für Mrs Nash.«
Ba stutzte weder, noch sah er den Doktor an. Er kannte die Frage und hatte eine Antwort darauf. »Wenn ich für die Missus arbeite, arbeite ich für mich.«
»Ich verstehe«, sagte der Doktor. Und aufgrund des Tonfalls wusste Ba, dass er es wirklich verstand, und mehr gab es dazu nicht zu sagen.
Sie erreichten die vierte Etage. Ba klopfte leise, aber bestimmt an die Tür mit der Nummer 402. Es war 23:16 Uhr. Chac schlief vielleicht schon – er stand morgens immer um vier auf und war kurze Zeit später auf der Straße. Er störte den Schlaf des alten Mannes ungern, aber er hatte sich die Zeit nicht ausgesucht, und Chac würde das verstehen.
Eine Stimme erklang aus der Wohnung. »Wer ist da?«
Ba antwortete in seiner Sprache. Man hörte Schlösser klicken und Ketten rasseln, und dann wurde die Tür aufgezogen, und Ba wurde von einem kleineren älteren Mann umarmt.
»Ich kann nicht bleiben«, sagte Ba und wehrte das Angebot, etwas zu essen und zu trinken, ab. Er hörte im hin teren Zimmer ein Kind husten. Er sah Chac fragend an.
»Mein Enkelsohn Lam Thuy. Er ist jetzt fast drei. Er ist immer hier, wenn Mai Chi und Thuy Le im Restaurant arbeiten. Komm. Setz dich, ich koche dir einen Tee.«
»Die Tochter des Sergeants wartet unten auf mich. Aber ich habe eine Bitte.«
»Alles für Ba Thuy Nguyen! Das weißt du doch!«
Ba lächelte, gewärmt von der Wertschätzung des Älteren. »Ein Freund braucht einige Tage Unterschlupf – Schutz vor dem Wetter und vor aller Augen außer denen deiner Familie.«
Chac nickte. »Ich verstehe vollkommen. So soll es sein. Ist er das?«
Ba holte den Doktor. Er sprach jetzt zum ersten Mal wieder Englisch. »Das ist Dr. Bulmer. Er hat alles getan, um die letzten Tage von Nhung Thi friedlich zu machen.«
»Dann soll er einer von uns sein«, erwiderte Chac ebenfalls auf Englisch. Er schüttelte die Hand des Doktors und hieß ihn in seiner Wohnung willkommen.
»Ich muss gehen«, sagte Ba. Er fühlte sich gedrängt, zurück zum Auto zu gehen, wo die Missus unbeschützt wartete. Aber vorher musste er dem Doktor noch etwas sagen.
Er zog ihn zur Seite, während Chac in die Küche eilte, um Tee zu kochen.
»Doktor«, sagte er leise. »Erwähnen Sie bitte auf keinen Fall hier das Dat-tay-vao .«
Die Augenbrauen des Doktors hoben sich. »Das hatte ich auch nicht vor. Aber warum nicht?«
»Keine Zeit, um es jetzt zu erklären. Ich erkläre das später. Aber bitte erwähnen Sie hier nicht das Dat-tay-vao . Bitte!«
Der Doktor zuckte mit den Schultern. »In Ordnung. Es ist kein Problem. Aber höre« – er berührte Bas Arm – »vielen Dank für heute Abend. Und pass auf die Lady auf.«
Ba verbeugte sich leicht.
Als er die Wohnung verließ, hörte er wieder das Kind husten. Lauter.
48. Alan
»Sie waren Nhung This Arzt?«, fragte Chac, nachdem Ba gegangen war und der Wasserkessel auf dem Herd stand.
»Ja. Aber leider konnte ich nicht viel für sie tun.« Er versuchte, die Erinnerung ihrer Todesqualen aus seinem Gedächtnis zu streichen. Es war eine schreckliche Art zu sterben. Fast jede Todesart war besser, als lebendig von Lungenkrebs zerfressen zu werden.
Alan lenkte sich ab, indem er Chacs durch Arthritis bizarr verformte Hände musterte, die entzündeten, knotigen Gelenke, die deformierten Handgelenke und Finger. Wie schaffte es dieser Mann, Zeitungen auszutragen? Wie um Himmels willen konnte er Wechselgeld herausgeben?
Er ließ
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