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Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe

Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe

Titel: Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Gabe
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sagte Sylvia und schmiegte sich an Alan.
    »Mir geht es gut«, sagte Alan, »aber ich weiß nicht, ob das auch für den Senator gilt.« Er bemerkte auf einmal, dass er Sylvia berührt hatte und nichts passiert war. Was auch immer den plötzlichen Anfall des Senators ausgelöst hatte, es schien vorbei zu sein.
    »Was ist mit ihm?«
    »Ich weiß es nicht. Das Dat-tay-vao – irgendeine entgegengesetzte Wirkung.«
    Seine Augen hefteten sich auf Ba, der seine Hand Henly entgegenstreckte. Der verschreckte Wachmann übergab seinen Revolver duckmäuserisch dieser Geisterfigur, die ihn um einiges überragte. Ba entfernte die Magazine aus beiden Pistolen, steckte sie in seine Tasche und gab die leeren Waffen wieder zurück. »Stellen Sie bitte keinen Unfug an.«
    Die Tür öffnete sich, und sie waren im Erdgeschoss. Alan schob Sylvia eilig zum Ausgang, während Ba die Nachhut bildete.
    »Dave!«, gellte Henly hinter ihnen, als sie an dem vorderen Schreibtisch vorbeigingen. »Halte sie auf!«
    Dave sah zu Alan und Sylvia, dann zu Ba und schüttelte den Kopf.
    »Mach das doch selbst!«
     

47. Ba
     
    Ba fühlte sich durch die warme schwüle Luft draußen erfrischt. Er hatte sich niemals an Klimaanlagen gewöhnen können. Er ging vor dem Doktor und der Missus her und öffnete ihnen die Wagentür. Es war für ihn ein stolzer Augenblick, als er die beiden sicher aus der Stiftung führen konnte. Er hätte jeden befreit, wenn die Missus das verlangt hätte, aber er war besonders froh, dem Doktor zu helfen. Es verringerte die Schuld dem Doktor gegenüber wegen Nhung Thi; es half, die Waage zwischen ihnen etwas auszugleichen.
    »Ich glaube nicht, dass es klug wäre, Dr. Bulmer jetzt nach Toad Hall zurückzubringen, Ba«, sagte die Missus.
    Ba nickte. Der gleiche Gedanke war ihm auch gekommen. »Ich kenne einen Ort, Missus.«
    »Dann bring uns dorthin.«
    »Nun wartet mal!«, sagte der Doktor. »Seid mal bitte eine Minute ruhig! Ich bin ein freier Mann, und ich will nach Hause!«
    »Alan«, sagte die Missus sanft, »du hast kein Zuhause mehr. Es ist weg. Sie haben es niedergebrannt.«
    »Das weiß ich! Ich meine Monroe. Dort lebe ich. Und ich werde mich vor niemandem verstecken!«
    »Alan, bitte. Ich weiß, dass man dich in letzter Zeit ziemlich herumgeschubst hat, aber Ba und ich haben gerade eine Menge Ärger riskiert, um dich aus der Stiftung zu holen. Ein paar juristische Winkelzüge können dich im Nu wieder dahin zurückbringen – oder noch schlimmer. Wenn irgendetwas mit McCready passiert ist, können sie dir die Schuld in die Schuhe schieben, und du findest dich im Bellevue wieder!«
    Hinten im Wagen war es still. Ba konnte sich vorstellen, was der Doktor empfand. Es schien nicht nur feige, sondern auch wie ein Schuldeingeständnis, wegzulaufen und sich zu verbergen. Aber die Missus hatte recht – es war besser, sich unterzustellen, bis der Sturm vorbeigezogen war.
    Trotzdem hatte er Verständnis für den Doktor, der das Gefühl haben musste, dass sein Leben nicht mehr sein eigenes war. Und das war es auch nicht. Ba hatte nun das Privileg, zwei Männer mit dem Dat-tay-vao kennengelernt zu haben, und keiner hatte sein Leben unter völliger Kontrolle gehabt. Denn die Gabe hat ihren eigenen Willen und kennt keinen Meister.
    Der Montagabendverkehr war ruhig. Er erreichte schnell die Canal Street, folgte ihr dann nach Osten zwischen Little Italy und Chinatown und bog dann in die Bowery ein, bis er in eine winzige Seitenstraße kam, in der sich in den Siebzigerjahren Flüchtlinge aus seinem Land zusammengefunden hatten. Sie alle verband das Gefühl, Fremde weit weg der Heimat zu sein, aber nirgendwo war das so stark ausgeprägt wie bei denen, die mit ihm zusammen in seinem Boot die Flucht über das offene Meer riskiert hatten. Viele seiner Landsleute hatten sich in Biloxi, Mississippi, niedergelassen und lebten dort als Fischer, so, wie sie es am Südchinesischen Meer getan hatten. Aber ein oder zwei waren ah der Ostküste gestrandet. Er hielt nun vor einem baufälligen Mietshaus, das einen der Ältesten seines früheren Dorfes beherbergte.
    Sie hatten weniger als fünfzehn Minuten für die Fahrt gebraucht. Ba zog die Handbremse an und wandte sich um.
    »Sie werden hier sicher sein«, sagte er zum Doktor.
    Dr. Bulmer blickte die dunkle, schlecht beleuchtete Straße hoch und runter und dann auf das verwahrloste Haus. »Ich muss deinem Wort wohl vertrauen, Ba.«
    »Kommen Sie«, sagte er, stieg aus dem Wagen und öffnete ihm die

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