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Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe

Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe

Titel: Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Gabe
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schüttelte langsam den Kopf. »Ich kann nicht glauben, dass ich das auch nur in Erwägung ziehe. Ich kann mir nicht vorstellen, dass so etwas sein kann.«
    Gedankenverloren ging sie langsam aus dem Zimmer.
    Es ist wahr, Missus, dachte Ba, als er sie beim Hinausgehen beobachtete. Er wusste es über alle Zweifel hinaus. Denn er selbst wurde in seiner Jugend vom Dat-tay-vao berührt, und das schreckliche Wachstum, das ihn so sehr von den anderen im Dorf unterschied, war zum Stillstand gekommen.

16. Alan
     
    Ginny kam ihm an der Tür entgegen, als er aus der Praxis kam.
    »Alan, was ist hier los?«
    Ihre Lippen waren leicht geöffnet, wie immer, wenn sie verärgert war, und sie hatte ihre Kontaktlinsen herausgenommen, sodass ihre natürliche blaue Augenfarbe zu sehen war. An diesem Abend war es ein sehr besorgtes Blau.
    »Ich weiß nicht.« Es war ein langer Tag gewesen, und er war müde. Er hatte keine Lust auf ein Frage-und-Antwort-Spiel. »Sag du es mir.«
    Sie hielt eine Zeitung hoch. »Josie brachte das vorbei.«
    Alan ergriff das Blatt und stöhnte auf, als er das Logo sah: The Light. Dann sah er die Schlagzeile auf der ersten Seite: WUNDERHEILUNGEN AUF LONG ISLAND! (Weiter auf Seite 3.)
    Es stand alles drin: Fünf seiner Patienten – Henriette Westin, Lucy Burns und andere – beschrieben ihre früheren chronischen oder unheilbaren Krankheiten, die jetzt nach einem Besuch bei Dr. Alan Bulmer geheilt waren. Der Bericht war nicht abwertend. Ganz im Gegenteil. Sie priesen Alan über alles. Jeder, der ihre Kommentare las, musste ebenfalls überzeugt sein, dass er ein Heiliger war.
    Er sah auf und fand Ginnys Blick auf ihn fixiert.
    »Wie konnte so etwas in Umlauf kommen?«
    Alan zuckte die Schultern, kaum in der Lage, ihr zuzuhören. Er war zu mitgenommen, um folgerichtig zu denken. »Ich weiß nicht. Leute reden …«
    »Aber sie reden hier über Wunder ! Über Gesundbeten!«
    Alan überflog zum zweiten Mal den Artikel. Jetzt fand er ihn noch schlimmer.
    »Der Reporter schreibt, er hätte mit dir gesprochen. Er zitiert dich sogar. Wie kann das sein?«
    »Er kam in meine Praxis und stellte sich als Patient vor. Ich schmiss ihn raus.«
    »Warum hast du mir nichts davon erzählt?«
    »Ich hielt es nicht für wichtig«, sagte Alan. Eigentlich hatte er vergessen, es Ginny zu erzählen. Vielleicht hatte er es einfach aus seinen Gedanken gestrichen. »Ich dachte, damit sei die Sache erledigt.«
    »Hat er dich richtig zitiert?« Sie zog ihm die Zeitung weg und las aus dem Artikel. »Vielleicht ein paar Zufälle. Vielleicht ein Placeboeffekt‹?«
    Alan nickte. »Ja. Ich glaube, das habe ich gesagt.«
    »Das ist alles?« Ihr Gesicht lief rot an. »Wie wäre es mit ›Völliger Unsinn!‹? Oder ›Bei Ihnen piept’s wohl?‹?«
    »Komm, Ginny. Du weißt, so etwas hätten die niemals gedruckt. Es hätte die Story ruiniert.«
    »Vielleicht«, sagte sie. »Aber ich sage dir, was die drucken werden, und das ist ein Widerruf!«
    Alan fühlte Verzweiflung in sich hochsteigen. »Das würde nur das Problem vergrößern und der Geschichte noch mehr Publizität verleihen, was genau das ist, worauf The Light aus ist. Wenn wir uns einfach weigern, die Geschichte einer Erwiderung zu würdigen, wird das Interesse allmählich erlahmen.«
    »Und was sollen wir in der Zwischenzeit machen? Nichts?«
    »Immer mit der Ruhe«, sagte Alan, erhob sich und ging auf sie zu.
    Sie steigerte sich in einen ihrer Wutanfälle hinein. Er wollte die Arme um sie legen, aber sie stieß ihn weg.
    »Nein! Ich will nicht, dass über mich als die Ehefrau des ortsansässigen Wunderheilers geredet wird! Ich will, dass dieser Mist aufhört, und zwar sofort! Sag mir nur, wie … !«
    Ihre Stimme erreichte einen kreischenden Ton, der Alans Nerven stark strapazierte.
    »Ginny …«
    »Sag mir einfach, warum du nicht Tony anrufst, damit er dieses Käseblatt wegen Verleumdung oder Beleidigung oder was auch immer verklagt und einen Widerruf durchsetzt!«
    »Ginny …« Alan spürte, dass seine Geduld am Ende war.
    »Sag es mir!«
    »Weil es wahr ist, verdammt noch mal!« Alan bereute diesen Ausbruch sofort. Er hatte das nicht sagen wollen.
    Ginny ging einen Schritt zurück, als hätte sie einen Schlag ins Gesicht bekommen. Ihre Stimme war nur noch ein Piepsen, als sie sprach.
    »Was?«
    »Es stimmt«, sagte Alan. »Ich habe seit Wochen versucht, dir davon zu erzählen, aber ich wusste, du würdest mir nicht glauben.«
    Ginny griff mit einer zitternden Hand hinter sich,

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